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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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genauer anschauen.«
    »Schicke Klamotten. Und der Schmuck. Ich habe ihn nicht aus der Nähe gesehen, doch es schien Gold zu sein. Dazu eine teure Uhr. Sie ist alt«, beharrt er. »Mindestens siebzig. Wahrscheinlich kam sie gerade vom Mittagessen oder vom Einkaufen, als jemand sie sich geschnappt hat.«
    »Ich kann nur feststellen, dass sie sehr ausgetrocknet und mausetot ist. Wie alt oder wie reich sie war, kann ich nicht sagen. Außerdem war Raub offenbar nicht das Motiv.«
    »Das habe ich auch nie behauptet.«
    »Damit meine ich nur, dass es wahrscheinlich nicht zutrifft. Voreilige Schlussfolgerungen sind immer gefährlich«, halte ich ihm vor Augen. »Vor allem in einem Falll wie diesem, da wir vermutlich nichts weiter als eine Personenbeschreibung haben, die wir mit den Datenbanken abgleichen können, in der Hoffnung, dass sie irgendwo gespeichert ist. Wenn wir uns jetzt darauf festlegen, dass sie alt ist und langes weißes Haar hat, und in Wirklichkeit ist sie Mitte vierzig, und die Haare sind gefärbt, dann haben wir ein Riesenproblem.«
    »Eine Frau wie sie wurde doch sicher als vermisst gemeldet«, wendet Marino ein.
    »Das möchte man meinen. Aber wir kennen die genauen Umstände nicht.«
    »Ganz bestimmt wurde sie gemeldet«, beharrt er. »Heutzutage bemerken es die Leute doch, wenn sich vor der Tür die Zeitungen ansammeln und der Briefkasten überquillt. Rechnungen werden nicht bezahlt, die Stadtwerke schalten einem den Saft ab, Termine werden verpasst, und schließlich verständigt jemand die Polizei, damit sie mal nach dem Rechten sieht.«
    »Häufig trifft das zu.«
    »Ganz zu schweigen, dass es der Familie irgendwann komisch vorkommt, wenn Mom oder Grandma seit Tagen oder Wochen nicht ans Telefon geht.«
    »Falls es Angehörige gibt, die sich dafür interessieren«, entgegne ich. »Allerdings kann ich eines mit einiger Gewissheit sagen, nämlich dass sie keine Altenheiminsassin mit Alzheimer ist, die sich verlaufen und ihren Namen und ihre Adresse vergessen hat. Sie wurde ermordet. Anschließend hat man ihre Leiche eine Zeitlang versteckt, sie auf ein Boot geschafft und über Bord geworfen«, füge ich hinzu. »Und die Methode weist offensichtlich darauf hin, dass damit ein bestimmter Zweck verfolgt wurde, auch wenn dieser noch unklar ist.«
    »Ein perverser Scheißkerl.«
    »Dass eine böswillige Absicht dahintersteckt, steht ja wohl eindeutig fest.«
    »Wie lange, glaubst du, wurde sie aufbewahrt?«
    »Das hängt von den äußeren Umständen ab. Mindestens einige Wochen, vielleicht sogar Monate«, erwidere ich. »Offenbar war sie bei ihrem Tod voll bekleidet, und, ja, ich befürchte auch, dass sie entführt wurde. Allerdings wundert mich, dass nichts darüber in den Nachrichten kam. Wenigstens habe ich nichts gehört. Normalerweise gibt die Polizei uns in diesen Fällen doch einen Tipp.«
    »Genau meine Rede. Außer sie stammt nicht aus Massachusetts.
    Das erinnert mich irgendwie an die Dinosaurier-Lady, die in Kanada verschwunden ist.« Er ordnet sich links in den Memorial Drive ein.
    »Auf den ersten Blick sehe ich da keine Gemeinsamkeiten«, widerspreche ich. »Allerdings kenne ich Emma Shuberts Personenbeschreibung nicht gut genug. Nur dass sie kurzes graumeliertes braunes Haar hatte und bei ihrem Verschwinden achtundvierzig Jahre alt war.«
    »Außerdem hat unsere Dame hier noch zwei Ohren«, räumt er ein.
    »Vorausgesetzt, das mir zugeschickte Foto ist echt, und das Ohr gehört tatsächlich Emma Shubert. Es gibt so viele Ungereimtheiten.«
    Marino wirft einen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass der Transporter mit der Leiche an Bord noch hinter uns ist. »Nun, vielleicht haben wir ja Glück, und sie ist als vermisst gemeldet worden.«
    Ich denke nicht, dass das Glück uns in diesem Fall hold sein wird. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass seit dem Verschwinden und dem Tod dieser Frau überhaupt nichts unternommen worden ist, und zwar schlicht und ergreifend deshalb, weil keine ihr nahestehende Person davon weiß. Weder Nachbarn noch Familie oder Freunde, was ich seltsam finde. Außerdem erscheint es mir eigenartig und widersprüchlich, dass der Täter sich die Mühe gespart hat, vor dem Beseitigen der Leiche ihre persönlichen Gegenstände verschwinden zu lassen. Wir sind zwar noch weit von einer Identifizierung entfernt, doch die Habe eines Opfers kann der Polizei wertvolle Hinweise liefern.
    Warum hat er Kleidung und Schmuck nicht entfernt?
    Und weshalb

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