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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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verstreichen und die Zeit für mich und die Tote knapp wird.
    Ich weiß, dass ich mit dem Feuer spiele. Dennoch beschrifte ich Nagelstücke und Tupfer fürs Labor und die DNA -Analyse und arrangiere Spritzen mit unterschiedlich dicken Nadeln auf einem Instrumentenwagen, während der Minutenzeiger der Wanduhr immer näher an die Zwei heranrückt. Mein Pulsschlag beschleunigt sich, aber ich kann jetzt nicht aufhören. Ich hole ETDA -Blutabnahmeröhrchen für Blutproben und FTA -Karten zur Archivierung von DNA -Material aus einer Glasvitrine, obwohl mir bewusst ist, welche Herausforderung es sein wird, ihr Blut abzunehmen. Vermutlich ist es schon lange durch die Wände der Blutgefäße gesickert. Nur mit ein wenig Glück werde ich genug gewinnen, dass es für Abstriche auf eine Karte reicht.
    »Du schreibst mit und fotografierst weiter. Wir müssen uns beeilen.« Ich überprüfe die Beweglichkeit von Hals und Armen und versuche, die Beine voneinander zu trennen. Aber sie sperren sich. »Leichenstarre nicht genau zu bestimmen«, diktiere ich Marino, der es aufschreibt, während ich das Thermometer aus dem Einschnitt im Bauch nehme. »Die Temperatur der Leber beträgt fünf Grad, was interessant ist. Kennen wir die genaue Wassertemperatur in der Bucht? Laut Pamela Quick waren es zehn Grad.«
    »Das GPS auf dem Boot der Küstenwache hat zehn Grad angezeigt«, bestätigt Marino. »Natürlich war es tiefer im Wasser sicherlich ein wenig kälter.«
    »Um die Hälfte kälter, so dicht unter der Oberfläche?« Das bezweifle ich. »Wenn das Wasser wärmer war als sie, kann sie nicht abgekühlt sein. Und das heißt, dass ihre Temperatur niedriger als fünf Grad gewesen sein muss, als sie ins Wasser geworfen wurde.«
    »Vielleicht wurde sie ja in einem Gefrierschrank aufbewahrt.«
    »Sie ist nicht von Fischen oder anderen Meerestieren angenagt worden, was sicher geschehen wäre, wenn sie auch nur einen oder zwei Tage im Wasser gelegen hätte. Ich glaube nicht, dass sie lange genug dort war, um aufzutauen«, schlussfolgere ich. »Entweder war sie bereits angetaut, als sie im Wasser landete, oder sie wurde zwar an einem sehr kalten Ort gelagert, aber nicht eingefroren.«
    Ich fange an, sie auszuziehen. Ihre Kleidung ist nass, schmutzig und voller Sand. Nun riecht sie noch stärker nach Verwesung. Der üble, beißende Geruch kriecht mir in die Nebenhöhlen und legt sich auf meine Zähne.
    »Scheiße«, schimpft Marino und vertauscht seine OP -Maske mit einer, die einen Filter hat.
    Ich streife mit Seide gefütterten dunkelblauen Kaschmir über ihre Schultern, ziehe starre Arme aus langen, an der Haut klebenden Ärmeln und halte die Jacke hoch, um sie von vorn und von hinten in Augenschein zu nehmen. Ich kann weder Löcher noch Risse oder andere Beschädigungen entdecken. Die drei braun verfärbten Metallknöpfe sind nicht einheitlich und scheinen sehr alt zu sein.
    »Vermutlich antik und von einer Militäruniform«, sage ich zu Marino. »Lass uns Nahaufnahmen machen. Sie könnten wichtig sein, genauso wie der Ring mit der alten Münze, weil sie so ungewöhnlich sind.«
    Ich breite die klatschnasse Jacke auf dem mit Laken abgedeckten Tisch aus und bemerke die geschwungenen Schöße und den taillierten Schnitt der Jacke und die gleichfarbigen Stickereien an Seiten und Ärmeln.
    »Auf dem Etikett steht
Tulle Clothing,
Größe 38 . Inzwischen braucht sie wahrscheinlich eher Size Zero«, merke ich an.
    »Wie schreibt man
Tulle?
«
    Ich buchstabiere, woraufhin er es auf einem Kleidungsdiagramm notiert. »Eine Art Tallulah-Stil«, füge ich hinzu.
    »Keine Ahnung, was das sein soll.« Er fängt an, die Knöpfe zu fotografieren.
    »Retroschnitt mit Schulterpolstern, breitem Revers und komplizierten Stickereien in derselben Farbe wie der Stoff«, erkläre ich. »Denk an den Stummfilmstar Tallulah Bankhead.«
    »Eine Frau mit Geld, die sich gern glamourös gibt«, erwidert er. »Es will mir nicht in den Kopf, dass niemand von ihrem Verschwinden weiß.«
    »Jemand weiß davon. Nämlich der Mensch, der sie in die Bucht geworfen hat.« Ich mustere die Knöpfe durch eine Lupe.

Fünfzehn
    Angelaufenes Messing mit einem Hauch von Vergoldung. Jeder Knopf ist mit einem Adler verziert und hinten mit einer Metallöse versehen, die mit einem dicken dunklen Garn an der Vorderseite der Jacke angenäht ist.
    »Bürgerkrieg. Original. Etwa aus derselben Zeit wie die Münze auf dem Ring.« Marino beugt sich vor und späht durch seine Lesebrille. »Du

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