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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Außerdem kommst du jetzt total zu spät. Bis zwei schaffst du es höchstens noch mit einem Düsenrucksack.«
    »Der weiße Helikopter mit den roten und blauen Streifen am Heckausleger gehört sicher einer Privatperson oder Firma.« Ich greife nach der linken Hand, umfasse sie mit zwei behandschuhten Händen und betrachte die Uhr mit dem engen schwarzen Seidenarmband. »Wenn die darauf montierte Kamera nicht wäre. Vorausgesetzt, es ist eine und keine FLIR -Wärmebildkamera. Allerdings wäre beides bei einem Firmenflieger ziemlich ungewöhnlich.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass ich den Vogel noch nie hier in dieser Gegend gesehen habe.« Marino schüttelt ein zweites Laken aus. »Was ein wenig seltsam ist, weil die meisten auf der sogenannten Fenway-Route hier vorbei- und dann über den Fluss fliegen, wenn sie zum Logan Airport wollen oder von dort kommen. Aber ich habe keine Ahnung, von welchem Fernsehsender, wenn überhaupt, das Ding war oder woher die wussten, dass wir uns da draußen herumdrücken – oder gar, warum. Gut, Richter Conry mag dich, aber du solltest es nicht auf die Spitze treiben.«
    »Doch, weil mir nichts anderes übrigbleibt«, entgegne ich. »Die Dame hier kann nicht warten.«
    »Dann kannst du nur hoffen und beten, dass der Richter es genauso sieht.«
    Was die Uhr angeht, tippe ich auf Art déco. Sie besteht aus Weißgold oder Platin, der Rand des Gehäuses ist mit Diamanten oder anderen klaren Edelsteinen besetzt. Die Zeiger auf dem ovalen weißen Zifferblatt sind auf der Position vier Minuten nach sechs erstarrt. Ich kann nicht feststellen, ob morgens oder abends, ebenso wenig wie den Tag, an dem die Uhr stehengeblieben ist.
    »Vielleicht haben sie ja aus einem anderen Grund gefilmt«, spricht Marino weiter. »Wenn sie einen Film oder einen Werbespot drehen wollten, haben sie möglicherweise rein zufällig beobachtet, was wir da taten, und die Gelegenheit genutzt.«
    »Es ist bestimmt nicht Lucys neuer Vogel.«
    »Den kenne ich noch nicht«, erwidert er. »Sie ist zu sehr damit beschäftigt, Schweinefarmern die Hölle heißzumachen, um mich mal auf einen Ausflug mitzunehmen.«
    »Wir lassen den Schmuck, wo er ist. Aber wir wollen noch jede Menge Fotos machen. Sie wird sich ziemlich verändert haben, bis wir wieder hier sind.«
    »Ich habe bereits eine Wagenladung, doch ich schieße noch ein paar.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Warum sollte es Lucys Hubschrauber sein?« Er benutzt das Lineal als Maßstab und legt es neben das Handgelenk mit der Uhr. »Die würde doch sicher nicht nebenbei für einen Fernsehsender oder eine Filmproduktion arbeiten oder Videos von dir im Internet verbreiten.«
    »Natürlich nicht.«
    »Am besten gibst du ihr die Hecknummer und bittest sie, der Sache nachzugehen«, meint er. »Sie wird garantiert rauskriegen, wer diese Leute sind und warum sie uns nachspioniert haben.«
    »Wir wissen nicht, ob uns die Leute in dem weißen Helikopter nachspionieren wollten. Vielleicht waren sie ja nur neugierig. Außerdem war in der Nähe auch noch ein Segelboot«, entgegnete ich. »Ein großes Boot mit roten, gerafften Segeln. Es lag etwa hundert Meter entfernt von uns, als wir die Leiche mit ihrem Ballast aus dem Wasser gefischt haben, und es hat sich nicht von der Stelle gerührt. Ich maile Lucy die Nummer.«
    Ich tauche Tupfer in destilliertes Wasser.
    »Wenn wir in Erfahrung bringen, wo diese Frau gestorben ist, finden wir möglicherweise Stücke von ihren Fingernägeln«, merke ich an. »Bis jetzt kann ich keine Abwehrverletzungen erkennen. Dennoch hat sie sich irgendwie die Fingernägel abgebrochen. Die Zehennägel auch. Jeden einzelnen Nagel.«
    Als ich mit den Tupfern unter die Fingernägel fahre, verfärben sie sich rötlich.
    »Ist es dieselbe Substanz wie die an ihren Fußsohlen?«, frage ich. »Doch ganz gleich, was es auch sein mag, ich kriege es nicht vollständig raus. Es sitzt zu tief.«
    Ich halte die roten Tupfer unter die Lampe und betrachte sie durch eine Lupe.
    »Eine fasrige Masse«, stelle ich fest. »Das Zeug erinnert mich an Isoliermaterial aus Fiberglas, nur körniger, so wie Schmutz oder Staub, und außerdem dunkler.«
    Ich schneide ihr die Nägel mit einer kleinen Schere. Die rosa lackierten Nagelstückchen fallen mit einem leisen Klicken in den Papierumschlag, den ich offen darunterhalte.
    »Ich schaue mir die Sache unter dem Mikroskop an und erkundige mich dann, was Ernie zu sagen hat«, füge ich hinzu. Dabei denke ich daran, dass die Sekunden

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