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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Gerichtsverhandlungen mit Geschworenen heutzutage noch sinnvoll sind.
    »Tja, sie hat ein Loch von der Größe des Grand Canyon in den Ermittler aus Gloucester gesprengt. Zum Glück war es nicht Kefe, denn der ist dumm wie Bohnenstroh, sondern Lorey, der sich ziemlich bedröppelt getrollt hat. Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen, ihn so lang ins Kreuzverhör zu nehmen, aber das Ergebnis war, dass es offiziell keine Verzögerung gegeben hat«, meint Steward, an meine Brust gewandt. »Doch auf das, was jetzt passiert, habe ich keinen Einfluss. Außerdem scheint der Richter ein bisschen auf Jill zu stehen.«
    »Es tut mir echt leid, Dan. Aber vor knapp zwei Stunden hatte ich noch Taucheranzug und Brille an und habe eine Leiche geborgen, mit der ich mich jetzt eigentlich dringend beschäftigen müsste.« Ich schaue hinaus zum Hafen und beobachte einen in Logan startenden Flieger und einen roten Öltanker, der aufs offene Meer hinausgleitet. Den Leuchtturm von Boston, der in einen aufgewühlten, dunklen und Regen verheißenden Himmel hineinragt, kann ich kaum ausmachen. »Ich hatte die Wahl, entweder zu spät zu einem offensichtlich schikanösen Gerichtstermin zu kommen, oder den Verlust von Beweisstücken in einem Fall zu riskieren, bei dem es sich ziemlich sicher um Mord handelt.«
    »Und das wird Jill, die Kobra, Ihnen vermutlich genau in die Augen spucken.« Steward kramt in einem Ordner voller Notizen auf gelbem Papier. Anscheinend nimmt er mir die Anspielung auf den schikanösen Gerichtstermin übel. »Sie hat Lorey wegen des offensichtlichen Problems, dass es in diesem Fall weder eine Leiche noch wissenschaftliche Beweise gibt, ungespitzt in den Boden gestampft und den Geschworenen die üblichen Zweifel eingeimpft. Mit Indizien lockt man heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.«
    »Wie bereits erörtert, sind solche Fälle äußerst schwierig …«
    »Ach, kommen Sie schon. Die Überwachungskameras haben aufgenommen, wie seine Frau nachts aus dem Haus gegangen ist, weil sie etwas gehört hat. Ganz offensichtlich spricht sie in der Dunkelheit mit jemandem, und dann ist sie plötzlich verschwunden. Auf Nimmerwiedersehen«, unterbricht er mich mit seiner nervtötend schrillen Stimme. »Auf dem Laptop des Ehemanns wurden Beweise dafür gefunden, dass er sich schon seit einer Weile nach jemandem umgeschaut hat, der sie für hundert Riesen umbringt. Und das soll nicht reichen, um ihn für den Rest seines Lebens einzusperren?«
    »Es ist nicht mein Fall, und zwar genau aus den Gründen, die Sie gerade angeführt haben«, erinnere ich ihn. »Ihre Leiche bleibt verschwunden, weshalb sich meine Rolle bei diesen Ermittlungen auf das Sichten von Krankenakten beschränkt hat. Und darauf, dass Sie mich nach meiner Meinung gefragt haben.« Ich verkneife mir den Zusatz, dass ich nur seinetwegen gegen meinen Willen hier bin. Und zwar obwohl er doch wohl am besten wissen müsste, dass jede schriftliche Stellungnahme, um die er mich bittet, zur Beweisaufnahme herangezogen werden kann.
    Insbesondere wenn die Anwältin der Gegenseite Jill Donoghue ist, die in diesem Moment, einen Kaffeebecher in der Hand, auf uns zukommt. Sie sieht in ihrem auf Figur geschnittenen olivgrünen Kostüm mit breitem Revers und schmalem Rock einfach hinreißend aus. Ihr langes dunkles Haar ist leicht gewellt, und sie trägt Ponyfransen. Donoghue ist eine der gefürchtetsten Verteidigerinnen in Massachusetts, und es macht die Sache nicht besser, dass sie eine schöne Frau und Harvard-Absolventin ist und zudem letztes Jahr Vorsitzende des amerikanischen Verbands der Strafverteidiger war.
    Außerdem nimmt sie an Lehrgängen und Seminaren im Federal Judicial Center teil, wo ich ihr schon einige Male begegnet bin. Elektronisch gespeicherte Beweise, also natürlich auch E-Mails, sind ihr Spezialgebiet. Deshalb werde ich den Verdacht nicht los, dass Steward mich absichtlich in diese Lage gebracht hat, um mich auf seine Erzfeindin zu hetzen, als wäre ich sein persönlicher Kampfhund. Nur dass er mit seinen Tricksereien Donoghue vermutlich einen Vorteil verschafft hat.
    »Jetzt rücken Sie schon raus mit der Sprache. Keine Spielchen. Besteht die Möglichkeit, dass Sie heute Mildred Lott aus der Bucht geholt haben?«, erkundigt er sich ernst und leise. Sein schmales Gesicht ist angespannt, die grauen Augen hinter den Brillengläsern verraten nichts.
    »Im Moment kann ich noch nicht sicher sein.« Ich blicke Donoghue nach, als sie den Gerichtssaal

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