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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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sofort begann, verschiedene Cover hochzuhalten. Es dauerte eine Weile, bis er den Kopfhörer Silke übergab und zu ihm kam. Brüllend stellte Greven seine Frage, doch Sven konnte sich nicht daran erinnern, den Flüchtigen am Vortag gesehen zu haben. Mona beendete zusammen mit Gisela und Rainer das Finale des Fünfzehn-Minuten-Stücks und kam schnaufend von der Tanzfläche auf ihn zu, als wäre es von vornherein klar, wo er zu finden sei.
    »He, willst du da immer nur herumstehen? Ein bisschen Bewegung kann dir nicht schaden. Und die Musik ist heute wirklich toll!«
    »Ich weiß!«, schrie Greven gegen Jim Morrison an, dem er jedoch deutlich unterlegen war. Mona griff seine Hand und zog ihn aufs Quadrat zwischen den Säulen. Show me the way to the next whiskey bar. Wie recht Weill, Brecht und Morrison doch hatten.

 
    7
    »Gerd? Hast du mal ein paar Minuten?«
    Grevens Kopf musste ein paar schnelle Bewegungen machen, ehe sein Blick den Kollegen Herbert Pütthus vom Raub erfasste, der halb in der Tür stand. Ein kleiner, langhaariger Mann mit Nickelbrille, der an jeder Universität als Lehrstuhlinhaber eines Orchideenfachs durchgegangen wäre, als einer jener Gelehrten, deren selten anzutreffende Disziplin nur wenigen Akademikern bekannt war, und der von seinen kaum zehn Studenten freundschaftlich geduzt wurde.
    »Ich hab da wen für dich«, grinste Pütthus, der nie eine Uni von innen gesehen hatte, dafür aber jede Tür öffnen konnte, wie Greven aus eigener Erfahrung wusste.
    Im Büro des Kollegen saß ein dicker Mann zwischen den Stuhllehnen eingeklemmt und blickte sie teilnahmslos an. Sein Bauchwulst rührte sich nicht, sein Haar schien seit Tagen nicht gewaschen worden zu sein, seine Jeans und sein blauer Pullover, in Ostfriesland Tröi genannt, seit Wochen nicht.
    »Wir haben ihn heute früh aus dem Bett geklingelt«, erklärte Pütthus. »Sein Lieferwagen war so leer wie die Truhen des Finanzministers. Sogar gesaugt hat er ihn.«
    »Aber ihr habt ihn trotzdem mitgenommen«, freute sich Greven.
    »Wegen des regelmäßig anstehenden Kundendienstes«, fuhr Pütthus fort. »Es gibt da noch ein paar offene Fragen zu einer nächtens plötzlich offenen Tür in einem Norder Elektrogeschäft.«
    »Die Firma kenne ich gar nicht«, wehrte sich der im Stuhl Festsitzende wie ein beleidigtes Kind. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich für die noch nie eine Fuhre gemacht habe. Meine Papiere sind immer in Ordnung.«
    »Warum hatten Sie es gestern plötzlich so eilig?«, entgegnete Greven, ohne sich auf die Papiere einzulassen.
    »Gestern war ich den ganzen Tag zu Hause«, antwortete Manfred Garrelt langsam, aber voller Überzeugung.
    »Gestern früh aber nicht. Denn da waren wir beide ja bei Meta . Oder etwa nicht?«
    »Da muss ich erst nachdenken.«
    »Hundert Zeugen brauchen das nicht«, half ihm Greven.
    »Ach, Samstagnacht meinen Sie!?«, überlegte es sich Garrelt. »Ja, da war ich kurz bei Meta , das stimmt.«
    »Na also. Und warum hatten Sie es plötzlich so eilig?«
    »Mir war plötzlich eingefallen, dass ich vergessen hatte, meine Herdplatte abzustellen.«
    Greven und Pütthus hatten Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, nicht wegen der billigen Erklärung, sondern wegen des bemühten Tones, in dem Garrelt seine Ausrede vortrug.
    »Und? Kamen Sie noch rechtzeitig?«
    »Kann man so nicht sagen. Wie sich nämlich gezeigt hat, hatte ich den Herd doch abgestellt gehabt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich war.«
    »Dass ich Sie bei Meta gerne … gesprochen hätte, haben Sie nicht zufällig bemerkt?«, setzte Greven nach.
    »Das muss mir entgangen sein«, antwortete Garrelt mit erstauntem Gesicht. »Ich war mit meinen Gedanken ja auch ganz bei der Herdplatte. Sie wissen ja, wie schnell da was passiert.«
    »Waren Sie am Freitag auch bei Meta ?«, fragte Greven, nun in schärferem Ton, den Garrelt auch zu registrieren schien. »Denken Sie an die hundert Zeugen, bevor Sie antworten!«
    Der Befragte versuchte, auf dem Stuhl hin und her zu rutschen, was ihm jedoch nicht gelang. »Na und? Ist das etwa verboten?«
    »Keineswegs«, nickte Greven befriedigt. »Ebenso wenig war es verboten, eines der Streichholzbriefchen mitzunehmen, die Sven Rogall auf die Tanzfläche geworfen hat.«
    Garrelts Gesicht war zu entnehmen, dass er diesen Satz nicht deuten konnte. Hilfesuchend wandte er sich Pütthus zu, der aber nur Schultern und Augenbrauen hob.
    »Streichholzbriefchen?«, wiederholte Garrelt schließlich.

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