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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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hinten richtete. Als hätte die Heilerin seine Gedanken erraten, erklärte sie: »Alles Geschenke von meinen Patienten. Sind viele Jäger dabei, wissen Sie. Die Bauern sind ja fast alle Jäger.«
    Zwischen den Tieren stapelten sich, als wolle sie ein gängiges Klischee bedienen, zahllose, zumeist in Leder gebundene, alte Bücher, in denen Unmengen Lesezeichen steckten. Greven dachte an die leuchtenden Augen mancher Filmrequisiteure, denn nach Requisite sahen die Folianten aus. Noch dazu konnte er auf einigen Buchrücken lateinische Titel erkennen. Inzwischen aber wusste er, dass weder Hedda noch Almuth eine höhere Schule besucht hatten. Wo immer sie diese Bücher her hatte, auf die meisten ihrer Kunden machten sie bestimmt Eindruck. Das traf auch auf die Armillarsphäre zu, die neben einem kleinen Schreibtisch stand. Greven konnte nur laienhaft raten, was dieses alte astronomische Gerät wert war, mit dem man die Umlaufbahnen und Winkel der Gestirne bestimmen konnte.
    »Legen Sie sich da hin!«, unterbrach Frau Bogena seine Inspektion und wies mit dem Finger auf eine rote Chaiselongue, die an einer fensterlosen Wand unter einer alten, gerahmten Weltkarte stand. Ob es eine Reproduktion war, konnte er nicht erkennen.
    »Frau Bogena, entschuldigen Sie, aber ich bin nicht gekommen, um …«
    »Wollen Sie die Schmerzen in Ihrem Knie loswerden oder nicht?«, ermahnte ihn die Wunderheilerin. »Um Ihre Leber ist es auch nicht gut bestellt.«
    Greven nahm den Blick von der Weltkarte und sah Frau Bogena an. Dass er ganz leicht humpelte, war nicht zu übersehen, doch die Leberdiagnose traf ihn völlig überraschend und verdrängte mühelos andere Gedanken. Vielleicht hatten es ihr seine Augen verraten? Er hatte von dieser Möglichkeit irgendwo gelesen. Oder die Farbe seiner Haut? Oder …?
    »Jetzt legen Sie sich endlich hin!«
    Ihr blauer Blick jonglierte ihn auf die Chaiselongue, ließ ihn die Beine anheben. Kaum war sein Kopf in dem weichen Kissen versunken, spreizte sie die Finger beider Hände und ließ sie mit geschlossenen Augen über seinem zerschossenen Knie kreisen. Er spürte nichts und glaubte auch an nichts, trotzdem stieg eine unbestimmte Spannung ihn ihm auf. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass die kreisenden Hände zwar sinnlos seien, andererseits aber auch nicht schaden konnten.
    »Ihr Knie ist durchlässig für Erdstrahlen«, murmelte die alte Dame mit einer Stimme wie in Trance. »Kein Wunder, dass Sie unter Schmerzen leiden. Sie müssen die Kreuzungspunkte der Strahlenlinien meiden oder die Strahlen abschirmen.«
    Greven verstand kein Wort. Doch obwohl seine Gedanken sich langsam wieder fanden, blieb er erst einmal liegen. Die Hände kreisten noch einige Sekunden über dem Knie und wanderten dann zur Leber, wo sie sofort anfingen, intensiv zu zucken. Frau Bogena stimmte einen Summton an, während die Bewegungen der Hände gröber und scheinbar unkontrollierter wurden. Greven war sich jetzt nicht mehr so sicher, ob diese Art der Behandlung nicht doch schädliche Nebenwirkungen haben könnte. Je länger die Hände über seiner Leber zuckten, umso lächerlicher kam er sich vor. Warum hatte er sich überhaupt auf die Chaiselongue begeben? Die Antworten, die er sich anbot, waren alles andere als schmeichelhaft.
    »Frau Bogena«, sagte er vorsichtig.
    »Liegen bleiben! Ihre Leber ist völlig zerfressen. Die muss ich erst wieder revitalisieren. Das dauert eine Weile.«
    Wieder schwoll der Summton an. Ihre Hände begannen nun, in der Luft eine Art Kloß zu formen und zu kneten. Greven spürte, wie eine Schweißperle seine Stirn verließ. Seine Beine hatten genug von der Chaiselongue.
    »Frau Bogena!«
    »Liegen bleiben! Ihre Leber wird es Ihnen danken.«
    Der Summton hob noch einmal ab, die Hände quetschten Luft zusammen, dann verschwand die Anspannung aus Frau Bogenas Gesicht.
    »Ihre Leber ist jetzt wieder wie neu. Trotzdem sollten Sie Alkohol und Fett meiden. Und was die Erdstrahlen betrifft, so habe ich hier diesen Ring für Sie. Legen Sie ihn unter ihr Bett. Er wird wenigstens in der Nacht die Strahlen abschirmen«, sagte die Heilerin und zog einen Messingring von der Größe einer Langspielplatte aus einem Karton.
    Greven wischte sich die Schweißperle aus dem Gesicht. Seine Beine erreichten die Polsterkante.
    »Frau Bogena, eigentlich bin ich wegen Ihrer Schwester hier. Sie wollen doch auch, dass wir den Mörder finden?«
    »Interessiert mich nicht. Für mich ist Hedda sowieso schon lange tot«, wies

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