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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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eines Überbeins. Abscheulich. Wie kann man nur so eine alte Frau umbringen? Die keinem etwas getan hat.«
    »Kennen Sie eigentlich auch ihre Schwester?«, fragte Greven neugierig.
    »Die jedem diese wertlosen Ringe andreht? Nur dem Namen nach.«
    »Sie halten nichts von den Ringen? Ich dachte, Erdstrahlen sind ein wichtiges Thema für Sie?«, sagte Greven erstaunt und wies mit dem Finger auf den Handzettel, der noch immer auf dem Tisch lag.
    »Das schon. Nur dass Almuth Bogena von Geomantie keine Ahnung hat. Diese Ringe hat sie auch nicht erfunden, sondern von irgendeinem anderen Windmieger abgekupfert. Ihre sind nur etwas größer, das ist alles. Wirkungslos sind sie so oder so. Erdstrahlen lassen sich nicht mit einem Kreis abschirmen oder umleiten. Das schafft nur eine Pyramide.«
    »Eine Pyramide?«
    »Interessiert Sie das wirklich, Sie unverbesserlicher Positivist? Ich dachte, Sie halten nicht viel …?«
    »In diesem Fall mach ich mal eine Ausnahme. Erklären Sie mir das mit der Pyramide«, sagte Greven, die Tasse Tee in der Hand.
    Thea Woltke stand auf und verließ das Wohnzimmer. Als sie keine Minute später zurückkam, hielt sie ein Drahtgestell aus Messing in Form einer Pyramide in Händen. Die Kantenlänge der Grundfläche schätzte Greven auf etwa 25 Zentimeter.
    »Neben dem Material ist in erster Linie die Form entscheidend«, dozierte die Fachfrau für Esoterik. »Nur die Pyramide ist in der Lage, die Erdstrahlen in ihrer Spitze zu bündeln und geschlossen zu reflektieren. Der Ring dagegen ist durchlässig wie ein Scheunentor. Die reflektierende Eigenschaft der Pyramide war vielen Hochkulturen bekannt, nicht nur den Ägyptern. Auch in Mittel- und Südamerika, in China und der Mongolei wurden Pyramiden gebaut. Und was viele nicht wissen: Sogar in Italien, Griechenland und auf Teneriffa gibt es antike Pyramiden.«
    »Der Ring ist aber auch nicht unbedingt eine neue Form«, warf Greven laienhaft ein.
    »Er ist sogar die ältere Form und wurde auch für Gräber und Observatorien verwendet. Denken Sie nur an Stonehenge, Merry Maidens und andere Cromlechs.«
    Thea Woltke war in ihrem Element. Fasziniert bemerkte Greven das Aufleuchten ihrer Augen.
    »Durchsetzen konnte sich der Ring jedoch nur in Nordeuropa, vor allem auf den britischen Inseln. Die Sammelbezeichnung Megalithkultur wird Ihnen ja sicherlich bekannt sein. Sie ist zwar sehr ungenau, doch jeder weiß, was gemeint ist. Die meisten Hochkulturen haben jedoch die Pyramide als einzig wahre Form erkannt, um Erdstrahlen zu beherrschen und zu nutzen. Nur sie kann die Strahlen lenken, bündeln und reflektieren. Diese Pyramide hier entspricht in ihren Proportionen genau denen der Cheops-Pyramide. Da sie nicht aus Stein ist, sondern aus Messing, reicht ihre Größe aus, um einen Raum abzuschirmen. Es gibt sie übrigens nur im seriösen Fachhandel.«
    »Wie beruhigend«, meinte Greven.
    »Sie haben doch nicht etwa einen Ring gekauft?«
    »Nein, nein, keine Sorge«, wehrte Greven entschieden ab. »Schließlich bin ich doch … ein alter Positivist.«
    »Habe ich auch nicht anders erwartet«, lächelte Woltke und stellte das Drahtgebilde demonstrativ auf den Tisch. »An Ihnen hat sich die Bogena bestimmt die Zähne ausgebissen. Noch eine Tasse?«

 
     
     
    11
    Bevor Greven seine Kollegen treffen konnte, musste er noch schnell ein fragiles Messinggebilde im Wagen verschwinden lassen, das Thea Woltke ihm trotz höflicher Gegenwehr geschenkt hatte. »Auch wenn es für Sie nur ein Anschauungsobjekt ist«, hatte sie gemeint. Sicherheitshalber hatte er sich den kantigen Strahlenschutz in einen Karton packen lassen, um ihn vor Beschädigungen und fragenden Blicken zu schützen. Dann erst war er zum Hohen Haus gelaufen, einem ehemaligen Amtsgebäude aus dem 17. Jahrhundert, das aber schon seit Generationen als Hotel und Restaurant diente. Seine drei Kollegen entdeckte er in der hintersten Ecke an einem der kleineren Tische. Jeder hatte ein Pils in Arbeit.
    »Die Rechnung geht heute auf dich«, begrüßte ihn Häring.
    »Wie kommst du denn auf die absurde Idee?«, schnaufte Greven.
    »Wir warten seit viertel vor zwei auf dich«, sagte Jaspers. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Dein Handy könntest du auch mal einschalten.«
    »Dann muss ich wohl«, gab Greven nach und setzte sich. »Habt ihr schon was gegessen?«
    »Haben wir. Wie ausgemacht«, sagte Ackermann, der vom Rauschgift endgültig zum Mord gewechselt war.
    »Entschuldigung. Hatte ich schon

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