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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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als meine Flasche Talsiker.«
    »Das spricht man Talisker aus«, brummte Greven. »Die Destillerie auf der Isle of Skye heißt Talisker.« Die Pranken gaben dennoch nicht nach. »Achtzehn Jahre oder fünfundzwanzig Jahre?«
    »Geht dich gar nichts an. Classic steht auf der Flasche, und das ist ja wohl alt genug.«
    »Schlappe zehn Jahre. Und die sitzt ihr auch, wenn ihr mich nicht gleich loslasst. Meine Geduld hat nämlich Grenzen.«
    »So, hat sie das? Dann werde ich dir mal …«
    »Aber meine Herren, da kommen doch schon die Schutzmänner«, sagte der alte Mann, der aus dem Laden gekommen war. Als Kind hatte Greven dieses Wort zum letzten Mal gehört.
    »Wir haben den Übeltäter!«, prahlte der Dicke beim Eintreffen der beiden Uniformierten. »Er hat Kinder beklaut und unsern Freund hier platt gemacht. Fragen Sie den Chef hier.«
    »Jawohl, das hat er«, betonte der Cowboy, »aber wir als aufrechte Bürger haben ihn eigenhändig gestellt.«
    Greven schwieg, eingekeilt zwischen den mutigen Bürgern wie die Pension Möller zwischen den Neubauten, und sah die beiden Kollegen an.
    »Kommissar Greven aus Aurich«, stellte der Ältere ohne Umschweife fest. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lockerten die beiden Lederjacken ihre Griffe, ließen ihn aber noch immer nicht los.
    »Ich habe einen Verdächtigen verfolgt und dabei den Leuchtturm übersehen«, erklärte Greven ruhig, denn Jührns war ihm ohnehin entkommen.
    »Lassen Sie bitte Herrn Greven los!«
    »Sie sind der Boss«, sagte der Dicke und trat einen Schritt zurück. Auch der Cowboy löste seinen Griff.
    »Und wer ersetzt mir den Schaden?«, mahnte der Ladenbesitzer an. »Diese Figur habe ich eigens anfertigen lassen.«
    »Das zahlt die Versicherung«, antwortete Greven. »Danke, Kollegen. Ihr habt mich vor der hiesigen Bürgerwehr gerettet.«
    »Das konnten wir ja nicht ahnen«, rechtfertigte sich der Ozzy-Osborne-Fan. »So, wie Sie hier in Erscheinung getreten sind.«
    »Getreten ist das richtige Wort. Sehen Sie sich bloß den armen Leuchtturm an«, fügte sein Kumpel hinzu.
    »Sollen wir die Personalien aufnehmen?«, fragte der ältere Polizist.
    »Schon gut, im Prinzip haben sie ja korrekt gehandelt«, sagte Greven.
    »Korrekt. Hast du gehört, Kalle? ›Korrekt‹ hat er gesagt. Und er ist Kommissar«, sagte der Cowboy und suchte Blickkontakt zu der Menschentraube, die sich mittlerweile um den platten Leuchtturm versammelt hatte.
    »Ich habe einen Mann verfolgt, Siegfried Jührns, Anfang sechzig, Größe etwa einsfünfundsiebzig, schlank, drahtige Figur, kurze, graue Haare, schwarze Hose, weißes Hemd, schwarze Jacke. Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
    »Die Knochenbrecher?«, fragte der Jüngere, der noch kein Wort gesagt hatte.
    »Sie haben es erraten. Er kann noch nicht weit sein, allenfalls bis zur Kreuzung. Vielleicht erwischen wir ihn doch noch.«
    »Wenn wir Ihnen behilflich sein können …?«, meldete sich der Dicke vorsichtig zu Wort.
    »Danke«, antwortete Greven, während der ältere Uniformierte seine Angaben ans Revier durchgab, »Sie haben mir schon genug geholfen.«
    »Haben wir gerne gemacht«, antwortete der Cowboy. »Immer zu Ihren Diensten. Wenn wir uns jetzt verabschieden dürfen?«
    Die zwei von der Tankstelle stapften davon, als hätten sie gerade einen Western mit John Wayne im Kino gesehen.

 
     
     
     
    24
    »Nichts?«
    »Kein Stück«, erklärte Greven. »Dieser dreiste Typ ist einfach zurück in die Pension, hat seinen Koffer gepackt, die Rechnung bezahlt und ist verschwunden, während ich … Gut, lassen wir das. Wie sieht es mit seinen Angaben aus?«
    »Schlecht«, antwortete Jaspers. »In Hamburg ist der jedenfalls nicht gemeldet. Nicht mal eine Konsul-Hagen-Straße gibt es da.«
    »Lügen kann der, das muss der Neid ihm lassen«, meinte Greven. »Wie sieht es mit einem Auto aus?«
    »Unter seinem Namen ist keins angemeldet.«
    »Ein echter Überraschungsgast«, stellte Greven fest und ließ eine Frage folgen, die ihn seit Ackermanns Anruf beschäftigte. »Was hat der hier gesucht?«
    »Den Schatz der Sierra Madre«, schlug Ackermann vor.
    »Vielleicht nicht gerade den«, überlegte Greven, »aber nur um am Grab zu stehen, war der nicht hier. Mit seinem Sohn hat er auch keinen Kontakt aufgenommen.«
    »Also doch Bares«, meinte Jaspers. »Aber wie will er da rankommen? Mit dem Erbe hat er nichts zu tun. Im Testament wird er mit keinem Wort erwähnt.«
    »Der muss etwas wissen, was wir nicht wissen«, vermutete

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