Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
Vom Netzwerk:
gerade zur rechten Zeit«, lächelte der ewig gut gelaunte Pütthus.
    »Los, rück schon raus!«, sagte Greven.
    »Mit viel Zucker, ohne Milch«, war die Antwort.
    »Peter, wir gehen auf die Forderungen ein. Sonst sitzen wir morgen noch hier.«
    »Sagt euch der Name ›Mangavis‹ etwas?«, triumphierte Pütthus und ließ sich von Häring die bestellte Tasse reichen.
    »Mangavis? Nie gehört«, antwortete Ackermann.
    »Das ist eines der fünf oder sechs Pseudonyme, unter denen Manfred Garrelt seine Beute und allen möglichen Unfug bei eBay feilbietet. Euer Kaffee ist wirklich gut. Mord ist eben Mord. Augen auf bei der Berufswahl«, sagte Pütthus.
    »Sag es einfach!«, forderte Greven.
    »Wir vom Raub, die keine italienische Kaffeemaschine besitzen, haben lange gebraucht, die Pseudonyme unserer Kunden offenzulegen.«
    »Komm, spuck’s endlich aus!«
    »Gestern Abend hat Manfred Garrelt alias Mangavis, das soll wohl Manfred Garrelt, Visquard, heißen, gleich satte dreiunddreißig Angebote bei eBbay eingestellt, mehrere Autoersatzteile, eine Zinkbadewanne, angeblich aus dem Jahr 1930, zwei fast neue Staubsauger und … drei Streichholzbriefchen von Meta … und … zwei Ringe aus Messing.«
    »Die Erdstrahlen den Garaus machen«, ergänzte Greven.
    »Darum bist du Hauptkommissar und nicht die da«, sagte Pütthus und führte genüsslich die Tasse Kaffee zum Mund. »Einfach fantastisch. Dieses Aroma. Zum Mord hätte man gehen sollen.«
    »Sieh bloß zu, dass du Land gewinnst«, meinte Jaspers.
    »Ende der Kaffeepause«, erklärte Häring und nahm dem Kollegen vom Raub die Tasse aus der Hand.
    »Ich überlasse euch den Schatz. Unseren Schatz. Und das ist nun der Dank!« Pütthus nahm eine gebückte Haltung ein und verließ hinkend das Büro.
    »Wer hat den bloß eingestellt?«, fragte Ackermann kopfschüttelnd.
    »Okay«, sagte Greven nach einer kurzen Denkpause, »damit ist Garrelt wieder im Spiel. Nicht als Stürmer, aber vielleicht als Verteidiger. Die Streichholzbriefchen interessieren uns nicht …«
    »Dich nicht«, unterbrach ihn Häring.
    »… interessieren uns nicht«, fuhr Greven fort, »da ist er schlicht auf einen fahrenden Zug aufgesprungen. Ich werde es dir beweisen. Gib einfach mal Meta ein.«
    Jaspers setzte sein typisches Grinsen auf, Ackermann hob die Augenbrauen.
    »Wie viel?«
    »Fünfzehn«, musste Häring eingestehen.
    »Und jetzt Ring und Messing«, sagte Greven.
    »Fünf. Ein Türklopfer, ein Möbelgriff, ein Dekorring … und zwei Ringe gegen Erdstrahlen. Von ›Mangavis‹.«
    »Mangavis. Klingt esoterisch«, brummte Greven. »Sollte man sich schützen lassen. Wer fährt?«
    »Ich war schon länger nicht mehr in Visquard«, meldete sich Ackermann.
    »Einverstanden. Nimm aber einen Kollegen von der Bereitschaft mit. Sieh zu, dass er die Ringe rausrückt und keine Geschichten erzählt.«
    »Kein Problem«, versicherte Ackermann, zog seine Jacke von der Stuhllehne und verließ den Raum.
    Jaspers und Häring drehten sich auf ihren Stühlen und sahen Greven an, als erwarteten auch sie Anweisungen. Doch Greven schwieg. Die Begegnung mit Siegfried Jührns und der Hinweis seines Kollegen vom Raub nagten an seinem Theoriegebäude und ließen ihn zum wiederholten Mal die Offenheit des Falls erkennen. Der Zweifel hatte ihn erwischt, der Zweifel an jeder Idee und jedem Ansatz. Noch vor drei Wochen wäre dies der richtige Moment gewesen, um ein Glas Talisker auf diese Art Zweifel zu gießen, der sich immer dann meldete, wenn er auf der Stelle trat. Und das tat er nicht nur in diesem Fall. Als hätten seine Kollegen seine Gedanken erraten, ließen sie von ihm ab und wandten sich ihren Schreibtischen zu. Sein Kopf versank für einen Augenblick in seinen Händen, die nicht verhindern konnten, dass Namen und Theorien ins Trudeln gerieten und ein abstraktes Gemälde bildeten, ein Dadagedicht, zu dem ihm jeglicher Zugang fehlte. Doch diesmal reichte der Zweifel sogar noch weiter, befiel seine ganze Arbeit, griff in Sekundenbruchteilen nach seiner Existenz, spuckte wahllos Bilder aus seinem Leben aus. Ebenso schnell schrillten Alarmglocken und weckten eine innere Stimme, die rationale Argumente gegen den Abgrund aufbot. Für den Moment reichten sie aus, doch überwinden konnte er ihn nicht. Das war ihm bislang immer gelungen, sogar nachdem man ihm in Hamburg ins Knie geschossen hatte. Greven ließ die Hände durch das Resthaar gleiten, hob den Kopf und holte tief Luft.
    »Der Fall ist im Grunde ganz einfach«,

Weitere Kostenlose Bücher