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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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schien innerlich zu lächeln. »Vielleicht …«
    Wir hielten vor einer roten Ampel und bogen dann nach einer Kirche nach links ein. Vor der Kirche stand ein Schild mit den Worten: »Diese Dinge sind es, die der Herr haßt: hochmütige Augen, eine falsche Zunge. Sprüche 6, 16-17.«
    »Was meinst du denn, welcher Spruch der allerdümmste ist?« fragte sie.
    »Ähm … Besser einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach.«
    »Aber warum das denn?«
    »Weil man, wenn man eine Taube fangen will, beide Hände frei haben muß.«
    »Man könnte sie auch mit einem Täuberich anlocken und den Spatz in der Hand behalten.«
    »Du denkst aber wirklich an alles«, sagte ich bewundernd.
    »Oh, ich gebe mir Mühe. Ich gebe mir Mühe.«
    Wir fuhren hinauf in das Restaurant oben im Postturm und legten während des Dinners dreieinhalb Umdrehungen zurück.
    »Heute stand in der Times, daß eine Papierfirma, die du letzten Herbst beraten hast, pleite gemacht habe«, bemerkte sie.
    »Nun ja …« Ich grinste. »Sie haben meinen Rat nicht befolgt.«
    »Wie dumm von ihnen … Und worin bestand der?«
    »Neunzig Prozent des Managements rauszuwerfen, ein paar neue Buchhalter einzustellen und Frieden mit den Gewerkschaften zu schließen.«
    »So einfach, wirklich.« Ihre Mundwinkel zuckten.
    »Sie haben natürlich gesagt, sie könnten das nicht machen.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »So wisset denn, der Untergang ist nahe.«
    »Wie biblisch.«
    »Oder jedenfalls etwas in der Art.«
    »Denk nur an all die armen Leute, die jetzt keine Arbeit mehr haben«, sagte sie. »Es kann nicht besonders lustig sein, wenn eine Firma pleite geht.«
    »Die Firma hatte immer Leute in falschen Größenverhältnissen eingestellt. Letzten Herbst kamen nur noch zwei Beschäftigte in der Produktion auf jeweils einen im Büro, einen in der Geschäftsleitung und einen in der Wartung. Außerdem hatten die Gewerkschaften ihr Veto gegen die Automatisierung eingelegt und darauf bestanden, daß jedesmal wenn ein Arbeiter entlassen wurde, ein anderer für ihn eingestellt werden mußte.«
    Sie biß nachdenklich in ihren Pastetentoast. »Hort sich nicht so an, als wären sie überhaupt zu retten gewesen.«
    »O doch«, sagte ich nach kurzer Überlegung, »aber ich habe oft den Eindruck, daß die Leute einer Firma lieber das ganze Schiff sinken sehen, als die Hälfte der Crew hinauszuwerfen und sich selbst über Wasser zu halten.«
    »Fairer für alle Beteiligten, wenn sie zusammen untergehen?«
    »Nur die Firma geht unter. Die Leute schwimmen davon und sorgen dafür, daß sie anderswo ein Floß überlasten.«
    Sie leckte sich die Finger. »Früher hast du marode Firmen faszinierend gefunden.«
    »Das tue ich immer noch«, sagte ich überrascht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das Gespenst der Ernüchterung hat sich eingeschlichen, schon seit geraumer Zeit.«
    Ich blickte zurück und dachte nach. »Es ist für gewöhnlich ziemlich einfach, festzustellen, wo der Fehler liegt. Aber wenn man die Dinge in Ordnung bringen will, trifft man oft auf eine Mauer von Widerstand auf beiden Seiten. Es gibt immer Dutzende von Gründen, warum eine Veränderung unmöglich ist.«
    »Russell Arletti hat mich gestern angerufen«, sagte sie beiläufig.
    »Ach wirklich?«
    Sie nickte. »Er wollte, daß ich dich überrede, Newmarket zu verlassen und einen Fall für ihn zu übernehmen. Einen großen, sagte er.«
    »Ich kann nicht«, erwiderte ich bestimmt.
    »Er führt mich Dienstag abend zum Dinner aus, um, wie er es ausdrückt, zu überlegen, wie wir dich von deinen Hottehüs abbringen können.«
    »Sag ihm, er kann sich die Kosten für ein Essen sparen.«
    »Hm, nein …« Sie zog die Nase kraus. »Ich könnte bis Dienstag möglicherweise wieder Hunger kriegen. Ich werde mit ihm ausgehen. Ich mag ihn. Aber ich glaube, ich werde den Abend damit verbringen, ihn auf das Schlimmste vorzubereiten.«
    »Und was ist das Schlimmste?«
    »Daß du überhaupt nie mehr für ihn arbeiten wirst.«
    »Gillie …«
    »Es war nur eine Phase«, sagte sie und blickte aus dem Fenster auf das Funkeln von Millionen Lichtern, die langsam unter uns dahinglitten. »Du hattest gerade deinen Antiquitätenkram zu. Geld gemacht und nagtest nicht direkt am Hungertuch, als Russell dich mit einer interessanten Abwechslung köderte. Aber du bist der Sache in letzter Zeit überdrüssig geworden. Du warst ruhelos und so voller … ich weiß nicht … so voller Power. Ich glaube, wenn du genug mit den Hottehüs gespielt

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