Knochenbruch
beträchtliche Mühen auf sich nehmen, um ihm den Weg zu ebnen, und er würde nicht lockerlassen, solange Alessandro schmachtete, aber sie konnten nicht miteinander reden.
Und ich … Ich konnte lügen und Ränke schmieden und einen Drahtseilakt vollführen, um die Ställe meines Vaters zu retten.
Aber mit ihm reden, nein, das konnte ich nicht.
8
»Wußten Sie«, sagte Margaret, während sie kurz von ihrer Schreibmaschine aufsah, »daß Alessandro unten an der Straße im Forbury Inn wohnt?«
»Nein, wußte ich nicht«, erwiderte ich. »Aber es überrascht mich nicht. Paßt zu einem Mercedes mit Chauffeur.«
»Er hat ein Doppelzimmer mit eigenem Bad und ißt nicht mal so viel, wie ein Vogel brauchte, um am Leben zu bleiben.«
»Woher wissen Sie das alles?«
»Susie hat gestern eine Schulfreundin zum Tee mitgebracht, und das Mädchen erwies sich als die Tochter der Empfangsdame des Forbury Inn.«
»Sonst noch irgendwelche faszinierenden, intimen Details?« fragte ich.
Sie lächelte. »Alessandro zieht jeden Nachmittag einen Trainingsanzug an, dampft mit dem Wagen ab, und wenn er zurückkommt, ist er vollkommen verschwitzt und nimmt ein sehr heißes Bad mit einem wunderbar wohlriechenden Öl.«
»Die Tochter der Empfangsdame ist wie alt?«
»Sieben.«
»Ein richtiger kleiner Naseweis also.«
»Kinder kriegen immer viel mit … Und sie hat auch gesagt, daß er nie mit jemandem spricht, wenn er es vermeiden kann, außer mit seinem Chauffeur, und dann in einer komischen Sprache …«
»Italienisch«, murmelte ich.
»… und daß niemand ihn besonders mag, weil er ziemlich rüde ist, daß sie aber den Chauffeur noch weniger mögen, weil er noch rüder ist.«
Ich dachte nach. »Glauben Sie«, sagte ich, »daß wir über Ihre Tochter, über deren Schulfreundin, über deren Mutter Empfangsdame herausfinden könnten, ob Alessandro bei der Anmeldung irgendeine Heimatanschrift angegeben hat?«
»Warum fragen Sie ihn nicht einfach?« bemerkte sie vernünftig.
»Tja«, sagte ich. »Unser Alessandro ist manchmal eine Spur widerspenstig. Haben Sie ihn nicht danach gefragt, als Sie seinen Ausbildungsvertrag fertig machten?«
»Er sagte, sie seien am Umziehen, und er hätte keine Adresse.«
»Hm«, nickte ich.
»Wie ungewöhnlich … Ich kann mir nicht vorstellen, warum er sie Ihnen nicht geben sollte. Aber egal, ich werde Susies Freundin fragen, ob sie etwas weiß.«
»Großartig«, sagte ich und gab mich keinen großen Hoffnungen hin.
Gillie wollte nach Rowley Lodge kommen und eine Weile dort bleiben.
»Was ist denn mit den heimatlosen Waisen?« fragte ich.
»Ich könnte mir ein paar Wochen freinehmen. Kann ich immer. Weißt du doch. Und jetzt, da du aufgehört hast, durch sämtliche Industriestädte zu vagabundieren, um ein Hotel nach dem anderen auszuprobieren, könnten wir ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen.«
Ich küßte sie auf die Nase. Normalerweise hätte ich ihren Vorschlag gern angenommen. Ich sah sie voller Zuneigung an.
»Nein«, sagte ich. »Nicht ausgerechnet jetzt.«
»Wann denn?«
»Im Sommer.«
Sie schnitt eine Grimasse, und als sie mich ansah, waren ihre Augen voller Verständnis. »Du hast nicht gerne überflüssiges Publikum, wenn du ziemlich tief irgendwo drinsteckst.«
»Du bist kein überflüssiges Publikum«, lächelte ich.
»Ich fürchte doch … Das ist auch der Grund, warum du nie geheiratet hast. Nicht so wie die meisten Junggesellen, die frei sein wollen, um mit jedem verfügbaren Mädchen schlafen zu können, sondern weil du es nicht gern hast, wenn irgend etwas dich ablenkt.«
»Jetzt bin ich bei dir«, bemerkte ich und küßte sie noch einmal.
»Eine Nacht von sieben. Und auch dann nur deshalb, weil du den größten Teil des Wegs schon gemacht hast, um deinen Vater zu besuchen.«
»Meinen Vater besuche ich, weil er auf dem Weg zu dir liegt.«
»Lügner«, sagte sie munter. »Alles, was du sagen kannst, ist, daß du auf diese Weise zwei Mücken mit einer Klappe schlägst.«
»Fliegen.«
»Na gut, dann also Fliegen.«
»Laß uns was essen gehen«, sagte ich, öffnete die Wohnungstür, schloß sie hinter uns und verfrachtete Gillie in den Jensen.
»Wußtest du, daß Aristoteles Onassis, als er achtundzwanzig war, schon eine ganze Million verdient hatte?«
»Nein, wußte ich nicht«, sagte ich.
»Er hat dich geschlagen«, sagte sie. »Um das Vierfache.«
»Er ist auch viermal so männlich wie ich.«
Sie sah mich aus den Augenwinkeln heraus an und
Weitere Kostenlose Bücher