Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
Vom Netzwerk:
ich ihn sprechen möchte, bevor er geht.«
    »Kommen Sie nicht mit?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier und kümmere mich um Indigo.«
    »Ich hätte eigentlich lieber Ihre Meinung zu Pease Pudding gehört. Wenn er im Lincoln laufen soll, müßten wir ihn diese oder nächste Woche einen Probegalopp gehen lassen. Vergessen Sie nicht, daß das Rennen schon Samstag in drei Wochen stattfindet.«
    »Wir könnten ihm morgen einen halbschnellen Galopp geben und feststellen, ob er schon bereit ist für einen vollen Probegalopp«, schlug ich vor, und sie gab mir widerwillig recht, daß es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankomme.
    Ich sah der adretten Gestalt in Reithosen nach, die nun auf ihr Cottage zuging, um zu frühstücken. Ich hätte mich geschmeichelt gefühlt, daß sie meine Meinung hören wollte, hätte ich nicht genau gewußt, warum. Unter einem Regenschirm leistete sie hervorragende Arbeit; draußen im Regen fühlte sie sich verloren. Obwohl sie in ihrem Herzen wußte, daß sie mehr von den Dingen verstand als ich, hatte sie aus ihrem Sicherheitsbedürfnis heraus mir die Rolle des Entscheidungsträgers zugeteilt. Was ich jetzt brauchte, war ein Crash-Kurs für die Beurteilung der Form der Pferde … Der alte Witz über einen Crash-Kurs für Piloten blitzte in einem geheimen Winkel meiner düsteren Gedanken auf.
    Dainsee kam mit seinem Landrover zurück, gerade als das zweite Lot hinausgegangen war. Wir führten das Kabel für den Röntgenapparat durch das Bürofenster und stöpselten es in die Steckdose, die das Pilz-Öfchen versorgte. Der Tierarzt schien über einen unerschöpflichen Vorrat an Kabeln zu verfügen – von denen vier nötig waren, um Indigos Box zu erreichen. Er versicherte mir, daß er, wenn nötig, eine Viertelmeile bewältigen würde.
    Er machte drei Röntgenaufnahmen von dem baumelnden Bein, packte alles wieder zusammen und erlöste Indigo beinahe im Vorübergehen von seinem Leiden.
    »Sie werden Beweise für die Polizei haben wollen«, sagte Dainsee, als er mir heftig blinzelnd die Hand gab.
    »Nein … Ich werde die Polizei nicht bemühen. Noch nicht jedenfalls.« Er öffnete den Mund, um zu protestieren, daher fuhr ich fort: »Es gibt sehr gute Gründe dafür. Ich kann Ihnen nicht sagen, welche das sind … Aber es gibt sie.«
    »Na gut, das ist Ihre Sache.« Sein Blick flackerte zur Seite, zu Moonrocks Box hin, und seine Augenbrauen stellten die Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Was meinen Sie? Rückblickend?«
    Er dachte mehrere Sekunden lang nach, was bedeutete, daß er meine Frage ernst nahm, und antwortete dann: »Es wäre schon ein ziemlich kräftiger Schlag nötig gewesen, um solch ein Gelenk zu zerschmettern. Ich würde eigentlich nicht denken, daß irgend jemand sich solche Mühe macht, wo es doch an der Fessel wie bei Indigo so einfach wäre.«
    »Moonrock hat vielleicht einfach nur die Idee für Indigo geliefert?« tippte ich an.
    »Würde ich sagen.« Er grinste. »Passen Sie auf, daß das keine Epidemie wird.«
    »Ich werde aufpassen«, sagte ich obenhin; und wußte, daß ich genau das tun mußte.
     
    Alessandro ließ nichts davon erkennen, daß Etty ihm ausgerichtet hatte, ich wolle ihn sehen. Er lief direkt über den Hof auf seinen wartenden Wagen zu, und nur weil ich zufällig gerade aus dem Bürofenster sah, erwischte ich ihn noch.
    Ich öffnete das Fenster und rief hinter ihm her. »Alessandro, kommen Sie mal einen Augenblick rüber …«
    Er setzte seinen Weg ungerührt fort, als hätte er nichts gehört, daher fügte ich hinzu: »Ich möchte mit Ihnen über Ihre ersten Rennen sprechen.«
    Er hielt mitten im Schritt inne, ein Fuß schwebte unentschlossen in der Luft, bevor er schließlich die Richtung änderte und, deutlich langsamer, aufs Fenster zukam.
    »Gehen Sie rüber in den Besitzerraum«, sagte ich. »Wo Sie auf dem Sofa gelegen haben …« Ich schloß das Fenster, bedachte Margaret mit einem launigen, reuigen, beschwichtigenden Lächeln, das alles bedeuten konnte, was sie hineininterpretieren wollte, und entfernte mich aus ihrer Hörweite.
    Alessandro trat widerwillig in den Besitzerraum, denn er wußte, daß er geködert worden war. Ich war jedoch fair.
    »Sie können einen Ritt in einem Lehrlingsrennen in Catterick in vier Wochen haben. Auf Pullitzer. Unter der Bedingung, daß Sie nicht auf dem Hof damit herumprahlen und die anderen Jungs gegen sich aufbringen.«
    »Ich will Archangel reiten«, sagte er kategorisch.
    »Manchmal scheint

Weitere Kostenlose Bücher