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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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es mir, daß Sie bemerkenswert intelligent sind und mit einer gehörigen Portion Fleiß vielleicht eines Tages ein passabler Jockey werden könnten«, sagte ich, und bevor er vor Selbstzufriedenheit gänzlich dahinschmolz, fügte ich hinzu: »Und manchmal, so wie heute, benehmen Sie sich so dumm und zeigen so wenig Verständnis für die Dinge, die notwendig sind, um zu werden, was Sie werden wollen, daß Ihr Ehrgeiz geradezu peinlich wirkt.«
    Der dünne Junge wurde steif, und die schwarzen Augen funkelten. Da ich mich jetzt zweifellos seiner vollen Aufmerksamkeit erfreute, machte ich das Beste daraus.
    »Diese Pferde sind hier, um Rennen zu gewinnen. Sie werden keine Rennen gewinnen, wenn ihr Trainingsprogramm auf den Kopf gestellt wird. Wenn man Ihnen sagt, Sie sollen einen halbschnellen Galopp auf Clip Clop reiten, und Sie das Pferd lang machen und über den Rand seiner Kraft hinaustreiben, sorgen Sie dafür, daß es länger dauern wird, es vorzubereiten. Sie werden keine Rennen gewinnen, wenn der Stall keine Rennen gewinnt, also liegt es in Ihrem eigenen Interesse, beim Training Ihr Bestes zu geben. Den Reitanweisungen zuwiderzuhandeln ist daher eine schlichte Dummheit. Können Sie mir folgen?«
    Die schwarzen Augen sahen noch schwärzer aus und versanken in den Höhlen. Er gab mir keine Antwort.
    »Dann wäre da noch Ihre fixe Idee bezüglich Archangels. Sie können ihn auf der Heide reiten, sobald Sie zeigen, daß Sie gut genug und vor allem verantwortungsbewußt genug sind, um sich um ihn zu kümmern. Ob Sie ihn jemals in einem Rennen reiten werden, liegt mehr an Ihnen als an mir. Und ich tue Ihnen nur einen Gefallen, wenn ich Sie auf weniger bekannten Pferden und bei kleineren Veranstaltungen anfangen lasse. Sie mögen sich ja für brillant halten, aber Sie sind bisher nur gegen Amateure geritten. Ich gebe Ihnen eine Chance, jenseits des Rampenlichts zu beweisen, was Sie gegen Profis bringen können, und verringere damit das Risiko, daß Sie in Newbury oder Kempton auf die Nase fallen.«
    Die Augen waren nach wie vor starr. Er sagte immer noch nichts.
    »Und Indigo«, fuhr ich fort, während ich versuchte, meinen Zorn in den Griff zu bekommen, und die Worte kalt und beißend klingen ließ: »Indigo mag für Sie nicht von Nutzen gewesen sein, weil er keine Rennen mehr lief, aber wenn Sie den Tod noch weiterer Pferde verursachen, wird es jedesmal noch eins weniger sein, auf dem Sie gewinnen könnten.«
    Er bewegte mit sichtbarer Anstrengung den Kiefer.
    »Ich habe … nicht den Tod von Indigo verursacht.«
    Ich nahm die Dose aus meiner Tasche und reichte sie ihm. Er öffnete sie langsam, preßte die Lippen zusammen, als er den Inhalt sah, und las das Schild.
    »Es war nicht meine Absicht … Ich wollte nicht, daß er Indigo tötet.« Das hochnäsige Lächeln war wie weggewischt. Er war immer noch feindselig, aber defensiv. »Er war wütend, weil Traffic mich abgeworfen hat.«
    »Dann wollten Sie also, daß er Traffic tötet?«
    »Nein, wollte ich nicht«, sagte er heftig. »Wie Sie schon sagten, welchen Sinn hätte es, ein Pferd zu töten, auf dem ich ein Rennen gewinnen könnte?«
    »Aber den harmlosen alten Indigo zu töten, weil ein anderes Pferd Sie auf den Hintern geworfen hat, ein Pferd, das Sie auf Ihren eigenen, ausdrücklichen Wunsch geritten haben …«, wandte ich mit bitterem Sarkasmus ein.
    Zum ersten Mal senkte sich sein Blick auf den Teppich. Irgendwo tief drinnen war er nicht übermäßig stolz auf sich.
    »Sie haben es ihm nicht erzählt«, riet ich. »Sie haben ihm nicht erzählt, daß Sie darauf bestanden haben, Traffic zu reiten.«
    »Miss Craig hat es mir befohlen«, sagte er verdrossen.
    »Nicht an dem Tag, an dem Sie abgeworfen wurden.«
    Er blickte wieder auf. Ich hätte schwören können, daß er unglücklich war. »Ich habe meinem Vater nicht gesagt, daß ich ohnmächtig geworden bin.«
    »Wer dann?«
    »Carlo. Der Chauffeur.«
    »Sie hätten ihm erklären können, daß ich nicht versucht habe, Ihnen Schaden zuzufügen.«
    Nun schien er nicht nur unglücklich, sondern sogar ein wenig verzweifelt.
    »Sie haben ihn kennengelernt«, sagte er. »Es ist nicht immer möglich, ihm etwas zu erklären, vor allem nicht, wenn er wütend ist. Er würde mir alles geben, worum ich ihn bitte, aber ich kann nicht mit ihm reden.«
     
    Er ging aus dem Zimmer und ließ mich sprachlos zurück.
    Er konnte nicht mit seinem Vater reden.
    Enzo würde Alessandro alles geben, was er wollte … würde

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