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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Herausgeber unserer Zeitung, der früher einmal mit meiner Mutter ausgegangen war. Auf der anderen Straßenseite, Janes Haus gegenüber, lag ein hübsches Häuschen mit kanariengelben Fensterläden, davor das Schild eines Maklers, überklebt mit einem breiten Streifen, der verkündete, jemand habe es gerade gekauft. Im Eckhaus auf dieser Straßenseite hatte eine Zeit lang Melanie Klein gelebt, auch sie war früher Mitglied bei „Echte Morde“. Jetzt parkte ein Minivan in der Auffahrt, der darauf hindeutete, dass hier Kinder lebten. Daneben nahm ein Haus gleich zwei Grundstücke in Anspruch, ein leicht heruntergekommenes Bauwerk mit nur einem einzigen Baum im großen Garten. Mit blinden Augen starrte es in die Welt, die leicht vergilbten Gardinen waren ohne Ausnahme zugezogen. Zur Vordertür führte eine Rollstuhlrampe.
    Wie ruhig und friedlich es hier an diesem Sommermorgen war! Aber hinter den Häusern auf Janes Seite der Straße zog sich, umgeben von einem hohen Zaun, der Parkplatz der Junior High School hin. Der Zaun sollte verhindern, dass Müll auf den Rasenflächen der Nachbarn landete oder dass die Schüler den Weg durch diese Gärten als Abkürzung benutzten. An diesem Morgen lag der Parkplatz leer da, aber während des Schuljahres ging es hier sicher lebhafter zu. Nach einer Weile ließ eine Frau beim Eckhaus auf der anderen Straßenseite den Rasenmäher an. Was für ein großartiges, typisches Sommergeräusch! Sofort fühlte ich mich ruhig und entspannt.
    „Das hast du geplant, Jane“, dachte ich. „Du wolltest, dass ich in dein Haus ziehe. Du kanntest mich, und du hast mich dafür ausgesucht.“
    In diesem Moment fuhr Sewells BMW vor und hielt am Straßenrand. Ich holte tief Luft und ging hinüber, um den Anwalt zu begrüßen.
     

     
    Bubba übergab mir feierlich die Schlüssel, es fühlte sich fast so an wie eine offizielle Amtseinsetzung, als sich meine Finger darum schlossen. „Wenn Sie anfangen wollen, im Haus zu arbeiten, ist das kein Problem“, erklärte er mir. „Sie dürfen es ausräumen und für den Verkauf oder was Sie sonst damit vorhaben vorbereiten. Es gehört Ihnen, was niemand bestreitet. Ich habe eine Anzeige geschaltet und alle, die meinen, sie hätten einen Anspruch auf den Nachlass, gebeten, sich bei mir zu melden, aber das hat bisher niemand getan. Das Geld hingegen dürfen wir noch nicht ausgeben!“, fügte er mit mahnend erhobenem Zeigefinger hinzu. „Alle Rechnungen über die laufenden Kosten des Hauses gehen nach wie vor an mich als Testamentsvollstrecker. Das bleibt bis zur offiziellen Testamentseröffnung so.“
    Fast glaubte ich, wieder sechs Jahre alt zu sein und hätte noch eine Woche zu warten, bis ich Geburtstag feiern durfte.
    Sewell zeigte mir die Schlüssel. „Der hier ist für den Riegel an der Vordertür, der für das Sicherheitsschloss, auch an der Vordertür. Der kleine gehört zu Janes Bankschließfach bei der Eastern National. In dem Schließfach befinden sich ein paar Papiere und ein wenig Schmuck.“
    Aufgeregt schloss ich die Tür auf. Wir traten ein. „Scheiße!“, sagte Sewell auf ganz und gar unanwaltliche Art.
    Vor uns lagen, zu einem bunten Haufen zusammengewürfelt, die Kissen, die eigentlich auf die Wohnzimmerstühle gehörten. Vom Wohnzimmer aus konnte man auch die Küche einsehen, dort herrschte eine ähnliche Unordnung.
    In Janes Haus war eingebrochen worden.
     

     
    Wir entdeckten das zerbrochene Fenster, durch das der Einbrecher eingestiegen war, im hinteren Schlafzimmer, dessen Rückwand an den hinteren Garten grenzte. Vor dem Einbruch war das Zimmer ein einfacher, sauberer Raum mit unaufdringlicher Blümchentapete und züchtigen Einzelbetten unter Tagesdecken aus weißem Chenille gewesen. Auf dem polierten Hartholzfußboden ließen sich die Scherben leicht zusammenfegen. Das erste, was ich in meinem neuen Haus suchte und fand, waren Handfeger und Kehrblech: Sie lagen neben dem Besenschrank in der Küche.
    „Ich glaube nicht, dass etwas gestohlen wurde“, sagte Sewell, nachdem er den ersten Schrecken verdaut hatte. „Aber ich melde den Einbruch gleichwohl der Polizei. Die Diebe lesen sich die Nachrufe in der Zeitung durch und nehmen sich dann entsprechend die Häuser vor, von denen sie wissen, dass sie leer stehen.“
    Ich stand da, die Kehrschaufel mit Glasscherben in der Hand, und dachte nach. „Wenn das stimmt, warum fehlt dann nichts?“, fragte ich. „Der Fernseher steht noch im Wohnraum, hier gibt es einen Radiowecker und

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