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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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schwitzte und machte mir Sorgen, ob Marcia sich wohl einen Sonnenbrand einfangen würde, wo sie doch in der prallen Sonne eingeschlafen war. Allerdings von oben bis unten gut eingecremt. Ich nahm mir vor, von Zeit zu Zeit einen Blick aus dem Fenster zu werfen und nachzusehen, ob sie immer noch da lag.
    Eine Jane, die so aufgeregt war, dass sie zu ihren Nachbarn ins Haus stapfte, um ihnen die Leviten zu lesen, war ein Bild, das ich mir nicht richtig vorstellen konnte. Natürlich hatte ich selbst nie Haus oder Garten besessen, möglicherweise wurde ich jetzt auch so? So besitzergreifend, so streitbar? Unter Nachbarn regte man sich oft über Dinge auf, über die Unbeteiligte nur lachen konnten. Ich erinnerte mich daran, wie meine Mutter, diese coole, elegante Frau, die große Ähnlichkeit mit Lauren Bacall besaß, mir eines Tages aufgebracht anvertraut hatte, sie gedenke, sich ein Gewehr anzuschaffen, um den Hund des Nachbarn zu erschießen, falls er sie noch einmal nachts mit seinem Gebell weckte. Meine Mutter hatte von der Tötung Abstand genommen und sich stattdessen an einen alten Freund in der Polizeiführung gewandt, der sie besucht und sich angehört hatte, wie der Nachbarshund die ganze Nacht über kläffte. Danach hatte meine Mutter mühelos einen Gerichtsbeschluss gegen den Hundebesitzer erwirken können. Der hatte danach allerdings nie wieder mit ihr gesprochen. Als der Mann Jahre später in eine andere Stadt versetzt wurde, hatten die beiden ihren Konflikt immer noch nicht beigelegt gehabt.
    Worüber hatte Jane mit Carey gestritten und wo war der Zusammenhang zu meinem momentan größten Problem, bei dem es sich ja ganz sicher nicht um den Schädel Carey Oslands oder Torrance Rideouts handelte? Dass Jane den Mieter der Rideouts, diesen Mark Soundso, getötet haben sollte, konnte ich mir auch nur schwer vorstellen. Aber immerhin kannte ich nun den Namen einer weiteren Person, die verschwunden war und der Schädel sein konnte.
    Wieder zurück in meinem Haus – ich übte mich darin, „mein Haus“ zu sagen – machte ich mich auf die Suche nach Janes Papieren. Jeder hatte doch einen Karton oder eine Schublade für alte Schecklisten, Quittungen, Autounterlagen und Steuersachen. Janes Sammelstelle fand ich im Gästezimmer, sorgsam in Pappschachteln mit Blümchenmuster nach Jahren geordnet. Jane hatte anscheinend so ziemlich alles aufgehoben, und zwar sieben Jahre lang, wie ich beim ersten Durchsehen feststellen durfte. Leise fluchend setzte ich mich an die Durchsicht des ersten Kartons.

Kapitel Fünf
     
    Ich stöpselte Janes Fernseher ein, um mit halbem Ohr Nachrichten zu hören, während ich mir die Papiere ansah. Alles, was mit dem Auto zu tun hatte, hatte offenbar Parnell schon, ich fand jedenfalls keine Quittungen über Inspektionen oder TÜV-Bescheinigungen. Eine große Hilfe wäre gewesen, wenn Jane ihre Papiere nach irgendwelchen erkennbaren Kriterien sortiert hätte – wenn ich allerdings an meine eigene „Ordnung“ in den Schuhschachteln in meinem Kleiderschrank dachte, durfte ich mich wohl kaum beschweren.
    Ich fing mit der ältesten Schachtel an, deren Inhalt sieben Jahre alt war. Jane hatte unter anderem Quittungen aufbewahrt, die inzwischen getrost weggeworfen werden durften: Belege von Kleiderkäufen, die Rechnung des Gärtners, den sie zur Insektenvertilgung in ihren Garten gerufen hatte, die Garantieurkunde eines sieben Jahre zuvor erstandenen Telefons. Parallel zu meiner Suche fing ich an auszusortieren, wobei der Stapel dessen, was ich endgültig wegwerfen wollte, stetig wuchs.
    Im Wegwerfen unnütz gewordener Dinge lag ja stets eine gewisse Befriedigung. So arbeitete ich konzentriert vor mich hin, sodass es eine Weile dauerte, bis ich mir eines Geräuschs im Haus bewusst wurde. Jemand schien sich am Fliegengitter der Küchentür zu schaffen zu machen. Ich streckte die Hand aus, schaltete den Fernseher leise und hockte mich auf den Wohnzimmerboden, während ich mit jeder einzelnen Faser meines Körpers lauschte. Aber was immer sich vor der Küche abspielen mochte, es geschah nicht heimlich. Ich entspannte mich. Das Geräusch wurde lauter.
    Aufstehen und nachsehen erforderte all meinen Mut. Vorsichtig öffnete ich die Holztür der Küche einen Spalt breit, woraufhin das Geräusch nochmals lauter wurde. Am Fliegengitter hing, alle viere von sich gestreckt, eine sehr große, sehr dicke, orange Katze. Aha: Das erklärte dann auch die merkwürdigen Risse im Fliegengitter, die mir aufgefallen

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