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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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am nächsten Morgen kommen und sie abholen. Vor die Tür setzen mochte ich das Tier nicht, meinte ich doch, mich zu erinnern, dass sie bei Jane überwiegend drinnen gelebt hatte. Vielleicht auch nicht: Ich musste zugeben, dass ich oft abgeschaltet hatte, wenn Jane von ihrer Katze sprach. Egal. Auf jeden Fall musste ein Katzenklo her. Bei Jane hatte es immer etwas versteckt neben dem Kühlschrank gestanden, aber dort fand ich es nicht. Vielleicht war es bei dem Tierarzt gelandet, bei dem Madeleine während Janes Erkrankung in Pension gewesen war. Oder es stand jetzt nutzlos im Haus der Engles herum.
    Schließlich entdeckte ich beim Durchsuchen des Mülls, der sich beim Ausräumen der Schränke in Janes Zimmer angesammelt hatte, einen Karton von angemessener Form und Größe, den ich in die Küchenecke neben den Kühlschrank stellte. Dann öffnete ich unter Madeleines kritischen Blicken Schranktüren, bis ich einen halbvollen Sack Katzenstreu gefunden hatte.
    Somit war das Katzenproblem schnell und effektiv gelöst, und ich fand, ich dürfe stolz auf mich sein. Obwohl, wenn ich ehrlich sein wollte, Madeleine die meisten Dinge selbst geregelt hatte. Sie war zurück in ihr altes Heim gekommen, hatte sich Zutritt verschafft, sich füttern und mit Wasser versorgen lassen und hatte sogar eine Toilette zur Verfügung gestellt bekommen.
    Zufrieden sprang sie auf Janes Sessel im Wohnzimmer, rollte sich zu einem orangen Tigerball zusammen und schlief ein. Neidisch sah ich ihr einen Moment lang beim Schlafen zu, ehe ich mich seufzend wieder an die Papiere setzte.
    Im vierten Karton fand ich endlich, wonach ich gesucht hatte: Der Teppichboden im Wohnzimmer war vor drei Jahren verlegt worden. Der Schädel musste also irgendwann davor zu einem solchen geworden sein. Plötzlich wurde mir etwas klar, was mir eigentlich schon die ganze Zeit hätte klar sein müssen. Der Schädel war bereits ein Schädel und kein Kopf mehr gewesen, als Jane die Fensterbank Sitz mit Teppichboden versiegeln ließ. Anders war das nicht denkbar. Jane mochte eine Seite gehabt haben, die mir bislang verborgen geblieben war, das hatte ich mir inzwischen ja eingestanden. Nicht nur mir war diese Seite verborgen geblieben, auch den meisten anderen Menschen in ihrem Bekanntenkreis. Mit Ausnahme des Einbrechers möglicherweise, denn der schien ja zumindest einen Verdacht zu haben. Aber dass Jane in einem Haus gelebt haben sollte, in dessen Fensterbank ein Kopf vor sich hin moderte, das vermochte ich mir nicht vorzustellen. Ein Monster war Jane nicht gewesen.
    Aber was dann? Ich zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Madeleine, die Jane länger beobachtet hatte als irgendjemand sonst, rollte sich gähnend auf die andere Seite.
    Jane war eine Frau Ende siebzig gewesen, die das silberne Haar fast immer in einer königlichen Hochsteckfrisur trug. Sie hatte nie Hosen getragen, immer Kostüme. Sie war gescheit gewesen, beweglich im Geiste und hatte ausgezeichnete Manieren gehabt. Sie hatte sich für echte Morde interessiert, aber aus sicherem Abstand: Ihre Lieblingsfälle hatten alle aus der viktorianischen Zeit gestammt oder waren sogar noch älter gewesen. Sie hatte eine reiche Mutter gehabt, die in der Gesellschaft Lawrencetons einen wichtigen Platz eingenommen hatte, während Jane selbst sich benommen hatte, als sei sie weder wohlhabend noch angesehen. Allerdings schien sie von irgendwoher ein starkes Bewusstsein für den Wert von Besitz geerbt zu haben. Was Emanzipation betraf, so hatten Jane und ich zu diesem Thema die eine oder andere heiße Debatte geführt. Jane war Traditionalistin. Als berufstätige Frau stimmte sie mit der Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit überein, aber einige andere Anliegen der Frauenbewegung blieben für sie einfach indiskutabel. „Eine Frau hat Konfrontation nicht nötig“, hatte sie einmal erklärt. „Wir müssen die Männer nicht herausfordern. Wir haben gesunden Menschenverstand, uns fällt immer ein, wie wir einen Mann um den Finger wickeln können.“ Sie hatte auch nicht so ohne Weiteres vergeben, wenn man sie erzürnt und sich nicht angemessen entschuldigt hatte. Im Gegenteil: So etwas konnte sie einem ziemlich lange ziemlich übel nehmen. Wahrscheinlich war ihr noch nicht einmal bewusst gewesen, dass sie so reagierte. Denn sonst hätte sie diesen Charakterzug bei sich bekämpft, wie sie auch gegen andere Züge in ihrem Wesen angekämpft hatte, die ihrer Meinung nach nicht zu einer guten Christin

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