Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
vollkommen recht!“, sagte Aubrey mit Nachdruck. „Du siehst fantastisch aus.“ Mein neuer Freund besaß ein großes Talent dafür, einer peinlichen Situation jegliche Peinlichkeit zu nehmen.
    „Du auch!“, lobte ich erleichtert. Aubrey trug ein Outfit, mit dem man bei neunzig Prozent aller gesellschaftlichen Ereignisse von Lawrenceton richtig lag: ein dunkelblaues Hemd und eine Khakihose, dazu Halbschuhe.
    „Jetzt haben wir einander bewundert – wird es nicht Zeit zu gehen?“, fragte er.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Du warst auf die Minute pünktlich.“
    Er reichte mir den Arm wie ein Platzanweiser auf einer Hochzeit, und lachend ergriff ich ihn. „Ich werde demnächst wieder Brautjungfer sein“, sagte ich, „und du weißt ja, was man von Frauen sagt, die zu oft Brautjungfern sind.“ Mein Gott, wie kam ich denn jetzt auf das Thema Hochzeit? Wieder wäre ich am liebsten im Boden versunken.
    „,Was für eine wunderschöne Brautjungfer!’, werden sie sagen“, meinte Aubrey taktvoll.
    „Höchstwahrscheinlich hast du recht.“ Wenn das mit mir so weiterging, wäre es wohl gescheiter, den Rest des Abends den Mund zu halten!
    Marcia lebte für Partys, das wurde schnell klar, als wir auf die große Holzterrasse kamen. Die Platten und Schüsseln mit Essen trugen sogar Häubchen aus Gaze, um die Fliegen abzuhalten, was im Sommer in Lawrenceton wirklich eine praktische Sache war. Marcia hatte auf dem Sonnendeck Tischchen aufgebaut und mit entzückenden, gestärkten Tischdecken versehen. Sie selbst wirkte ebenso leuchtend und frisch gestärkt wie ihre Tischdecken, perfekt gestylt wie eh und je, in blauen Baumwollshorts und passender Bluse. Dazu trug sie lange, baumelnde Ohrringe und nicht nur an den Händen frisch lackierte Nägel. Über den mitgebrachten Wein freute sie sich sehr und wollte wissen, ob sie uns gleich ein Glas davon einschenken dürfe. Wir lehnten höflich ab, worauf sie die Flasche zum Kühlen in die Küche entführte und Torrance, der in weißer kurzer Hose und gestreiftem Hemd besonders braungebrannt aussah, unsere Getränkebestellung entgegennahm. Aubrey und ich entschieden uns für Gin Tonic mit viel Eis und setzten uns auf die Bank, die die riesige Holzterrasse einfasste. Meine Füße reichten nur knapp auf den Boden. Aubrey setzte sich dicht neben mich.
    Carey und Macon folgten uns sozusagen auf dem Fuße, und ich stellte ihnen Aubrey vor. Macon kannte ihn schon von einem Treffen der Priestervereinigung her, über das er in der Zeitung berichtet hatte. Die beiden vertieften sich in eine ernsthafte Unterhaltung über die Ziele der Vereinigung und das, was dort in den nächsten Monaten erreicht werden sollte. Carey beäugte meine Aufmachung, zwinkerte mir anerkennend zu und unterhielt sich mit mir über die Köpfe der Männer hinweg über Marcia und ihr Essen und wie perfekt beides aussah. Dann trafen die McMans ein, die Carey gegenüber wohnten, wurden vorgestellt und bekamen irgendwie den irrigen Eindruck, Aubrey und ich seien gemeinsam Eigentümer von Janes Haus und würden dort zusammenleben. Während wir noch dabei waren, dies richtigzustellen, tauchten Lynn und Arthur auf. Lynn schien sich in ihren Shorts und dem Schwangerschaftskittel unwohl zu fühlen. Sie wirkte fertig, Arthur besorgt. Ich sah das Paar an und empfand … nichts.
    Als die beiden sich bis zu uns durchgearbeitet hatten, schien Arthur abgeschüttelt zu haben, was ihn bedrückte, und auch Lynn wirkte heiterer. „Es ging mir vorhin gar nicht gut“, vertraute sie mir an, während Arthur und Aubrey nach einem Gesprächsthema suchten. „Aber gerade hat sich das Unwohlsein etwas gelegt.“
    „Wie meinst du das? Wie hat es sich angefühlt?“
    „Wie schmerzliche Blähungen.“ Lynn verzog widerwillig das Gesicht. „Ehrlich, ich habe mich im ganzen Leben noch nicht so elend gefühlt. Ich kriege von allem Sodbrennen, egal, was ich esse, und die Rückenschmerzen bringen mich demnächst um.“
    „Aber das Kind kommt doch schon bald.“
    „Zwei Wochen soll es noch dauern.“
    „Wann hast du den nächsten Arzttermin?“
    „Im letzten Monat geht man jede Woche hin.“ Natürlich kannte Lynn sich bestens aus. „Mein nächster Termin ist morgen. Vielleicht kann mir der Arzt ja erklären, was los ist.“
    Was half es denn, ich konnte genauso gut meine umfassende Ignoranz eingestehen! Lynn brauchte etwas, weswegen sie sich überlegen fühlen konnte – mir war der säuerliche Blick nicht entgangen, den sie auf mein

Weitere Kostenlose Bücher