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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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beiden war.“
    „Ich frage mich, was das zu bedeuten hat.“ Ich warf einen Blick in die Runde.
    Unbehagliches Schweigen senkte sich über die Sonnenterrasse.
    Bis Marcia in die Hände klatschte. „Kommt, Leute, das Essen wartet!“
    Alle bis auf Lynn erhoben sich schwungvoll von ihren Plätzen. „Soll ich dir etwas holen, Schatz?“, hörte ich Arthur flüstern.
    „Nur eine Kleinigkeit“, antwortete Lynn müde. „Ich habe keinen großen Hunger.“
    Wie denn auch? In ihrem Bauch war gar kein Platz für etwas anderes als das Baby.
    In diesem Augenblick ging Torrance ins Haus, weil es an der Vordertür geklingelt hatte. Wir anderen bildeten eine Schlange am Büffet, wo wir angesichts der Köstlichkeiten in angemessene Begeisterungsrufe ausbrachen. Marcia hatte sich aber auch wirklich viel Mühe gegeben: Jede Schüssel’, jede Platte war hübsch angerichtet und dekoriert, als hätte sie veritable Honoratioren geladen und nicht nur ihre Nachbarn. Es dauerte Stunden, einen solchen Tisch zu richten, es sei denn, man hatte Hilfe. Aber das Essen selbst wirkte anheimelnd schlicht und hausgemacht.
    „Gegrillte Rippchen!“, rief Aubrey beglückt. „Roe, du musst Nachsicht mit mir haben. Ich sehe aus wie ein Schwein, wenn ich Rippchen esse.“
    „Beim Rippchenessen bleibt niemand sauber“, beruhigte ich ihn, „und wie ich sehe, hat Marcia extra große Servietten besorgt.“
    „Da nehme ich lieber gleich zwei.“
    Als ich in dem allgemeinen fröhlichen Geplapper eine vertraute Stimme zu hören meinte, wandte ich den Kopf, um an Aubrey vorbei nachzusehen, wer da gekommen war. Vor Überraschung blieb mir der Mund offen stehen.
    „Mutter!“, sagte ich vollkommen verblüfft.
    In der Tat, es handelte sich um meine Mutter. In einer eleganten, cremefarbenen Hose, mitternachtsblauen Bluse, schlichtem aber doch auffallenden Goldkette, passenden Ohrringen und mit ihrem neuen Ehemann im Schlepptau.
    „Ich weiß, wir sind zu spät, das tut mir furchtbar leid!“ Mutter gab die große Dame ä la Lauren Bacall, ein Modus, der noch jeden dazu gebracht hatte, ihre Entschuldigungen lächelnd zu akzeptieren. „John war bis zur letzten Sekunde nicht sicher, ob er mitkommen sollte oder nicht, aber ich wollte doch so gern Auroras neue Nachbarn kennenlernen, und es war so liebenswürdig von Ihnen, uns einzuladen …“
    Die Rideouts gaben sich erfreut, es folgte eine allgemeine Vorstellungsrunde, und plötzlich erwachte die Party zu richtigem Leben, wurde spritzig und elegant. John schienen die Flitterwochen prima bekommen zu sein, er sah trotz einer gewissen Müdigkeit um die Augen sehr gut aus. Das sagte ich ihm auch. Einen Augenblick lang schien Aubreys Anwesenheit ihn zu irritieren, aber nachdem der Groschen gefallen war und er kapiert hatte, dass sein Priester mein Date war, holte er einmal tief Luft und erwies sich als der Lage absolut gewachsen. Ein paar Worte über Kirchenangelegenheiten an Aubrey, ausreichend, damit die beiden sich wohl miteinander fühlten, ohne uns andere, die wir nicht Gemeindeglieder waren, zu langweilen, und Mutter und John reihten sich hinter Aubrey und mir in die Schlange am Büffet ein. Mutter konnte es allerdings nicht lassen, einen kühlen Blick auf Arthur zu werfen, der neben seiner Frau saß und aß, wobei er Lynn alle paar Sekunden einen mitfühlenden Blick zuwarf oder ihr kurz die Hand auf die Schulter legte.
    „Mein Gott, die platzt ja gleich! Ich dachte, die beiden hätten erst vor ein paar Monaten geheiratet!“, zischte Mutter mir zu.
    „Sei doch still!“, zischte ich zurück.
    „Mit dir habe ich zu reden, junge Dame“, erwiderte Mutter bedeutungsvoll, woraufhin mir das Herz in die Hose rutschte. Was hatte ich verbrochen, wovon hatte sie Wind bekommen?
    Fast war ich so nervös wie damals mit sechs, als ich diesen Ton öfter zu hören bekommen hatte.
    Wir setzten uns wieder an die Picknicktische mit ihren leuchtenden Tischdecken und Servietten, und Marcia rollte einen Teewagen mit Getränken und Eis herum. Sie leuchtete förmlich nach all den Komplimenten, mit denen man sie eingedeckt hatte, und auch Torrance strahlte vor Stolz auf seine Frau. Mit einem schnellen Seitenblick auf Lynn und Arthur fragte ich mich, warum Marcia und Torrance wohl nie Kinder bekommen hatten. Ob Carey und Macon, falls sie heirateten, versuchen würden, noch eins in die Welt zu setzen? Carey mochte so an die zweiundvierzig sein, aber Frauen bekamen ihre Kinder ja immer später. Macon war sechs bis zehn Jahre

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