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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Nein! In diesem Kleid konnte ich nicht mit jemandem ausgehen, mit dem ich noch nicht geschlafen hatte.
    „Heute ziehe ich es nicht an, dafür müssen wir noch etwas anderes finden“, teilte ich Carey mit. „Aber ich glaube, ich kaufe es trotzdem.“
    Umgehend verwandelte sich meine Nachbarin in die perfekte Verkäuferin. Sie entführte das orange-weiße Kleid, um es wieder auf seinen Bügel zu hängen, und vor mir tauchten verschiedenste Kombinationen zum Anprobieren aus. Carey schien fest entschlossen, mich in den Inbegriff einer gebildeten, sexy Frau zu verwandeln, inzwischen tat es mir fast leid, nicht doch zu Great Day gegangen zu sein. Endlich fanden wir eine Kombination aus Baumwollshorts mit passendem Oberteil, auf die wir uns beide einigen konnten. Das Oberteil hatte einen etwas abenteuerlichen Ausschnitt und war weiß mit kleinen roten Pünktchen, die roten Shorts, sehr weit geschnitten, sahen fast wie ein kurzer Rock aus, und dazu gab es noch einen zum Oberteil passenden breiten Gürtel. Immer noch stellte ich viel nackte Haut zur Schau, aber wenigstens nicht mehr auf dem Rücken. Carey überredete mich noch zum Kauf roter Sandalen und dazu passender, ebenfalls roter Ohrringe, ehe ich mir einen Einkaufsstopp verordnete.
    Nachdem ich meine Einkäufe nach Hause ins Reihenhaus gebracht hatte, rief ich Aubrey in der Kirche an. Als ich die Sekretärin bat, mich durchzustellen, fragte sie nach meinem Namen.
    „Roe Teagarden.“
    „Oh!“, hauchte die Dame atemlos. „Sicher, ich sage ihm gleich Bescheid. Er ist ein so charmanter Mann, hier in St. John lieben ihn alle!“
    Erstaunt starrte ich das Telefon an. Offenbar ging man in Aubreys Umgebung davon aus, dass ich das Herz ihres Priesters zu erobern gedachte, und wünschte mir Erfolg. Seine Gemeinde fand es wohl an der Zeit, dass ihr Hirte wieder heiratete, und ich hatte auf den ersten Blick achtbar genug gewirkt, um mich als geeignete Partnerin zu qualifizieren.
    „Roe?“
    „Aubrey!“ Seine Stimme hatte mich aus wilden Hypothesen gerissen. „Hör mal, holst du mich heute Abend in der Honor Street ab? Ich will vor der Party noch die Katzen füttern.“
    „Gern. Sollen wir eigentlich etwas mitbringen? Eine Flasche Wein?“
    „Marcia wollte nicht, dass ich etwas zu essen mitbringe, aber über eine Flasche Wein freuen sie sich bestimmt.“ Nett, dass Aubrey daran gedacht hatte.
    „Freizeitkleidung, sehe ich das richtig?“
    „Die Feier findet auf ihrer Sonnenterrasse statt, Freizeitkleidung ist auf jeden Fall richtig.“
    „Fabelhaft. Dann bin ich um neunzehn Uhr bei deinem neuen Haus.“
    „Das wäre schön.“
    „Ich freue mich auf heute Abend“, flüsterte er.
    „Ich auch.“
     

     
    Abends fuhr ich früh in die Honor Street und parkte mein Auto weit hinten im Carport, damit auch noch Platz für Aubreys Wagen blieb. Nachdem ich Madeleine versorgt hatte, fiel mir ein, dass ich den Inhalt der Kommode in Janes Schlafzimmer noch nicht durchgegangen war. Zwar hatte ich ihren Schrank ausgeräumt, nicht aber die Kommode. Da ich nichts anderes zu tun hatte, zog ich das erste Schubfach heraus. Es enthielt Janes Nachthemden und war, ehrlich gesagt, eine Offenbarung. Solche Nachtgewänder hätte ich Jane nicht zugetraut, sie hatten so gar nichts von netter alter Dame. Ohne unzüchtig zu sein! Ich fischte das hübscheste heraus, ein Traum in rosa Nylon, und beschloss, es zu behalten. Vielleicht würde ich einfach die Nacht hier im Haus verbringen. Die Laken waren sauber: Die Putzfrau, die nach Janes Einlieferung im Krankenhaus hier saubergemacht hatte, hatte sie gewechselt. Ein Nachthemd besaß ich ja nun, im Kühlschrank befanden sich seit heute ein paar leckere Lebensmittel, die Klimaanlage lief, und im Badezimmer hatte ich eine noch in Plastik verpackte Zahnbürste und eine unangebrochene Tube Zahnpasta entdeckt. Ich würde erleben können, wie es war, in diesem Haus aufzuwachen.
    Aubrey kündigte seine Ankunft durch ein Klingeln an der Vordertür an. Ein wenig befangen ging ich öffnen: Mein Ausschnitt war wirklich etwas gewagt, und richtig: Aubreys Blick glitt sofort hinunter zu meinem Dekolleté. „Du hättest das Kleid sehen sollen, das ich nicht angezogen habe“, verteidigte ich mich automatisch.
    „Bin ich so leicht zu durchschauen?“, fragte er verlegen.
    „Carey Osland sagt, auch der Busen sei von Gott erschaffen“, teilte ich ihm mit, um gleich darauf zu wünschen, der Boden möge sich auftun und mich verschlucken.
    „Da hat Carey

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