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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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Kehle. Salzige Tränen sammelten sich in seinem rechten Mundwinkel. Er leckte sie mit seiner Zungenspitze ab, schmeckte ihre Bitterkeit. »Er hat mir damit den Daumen abgeschnitten – einfach so!«
    Wie in einem Albtraum hörte er das Geräusch des Messers, als es in den Finger schnitt, hörte das krachende Splittern des Daumengelenks und sah das Blut in der gelben Plastikschüssel. Sein Blut. Noch einmal durchlebte er diesen schrecklichsten aller Momente: Er hörte, roch, sah und fühlte, wie alles um ihn herum in sich zusammenbrach und in einem einzigen Schrei endete.

Kapitel 53
    Winterberg hatte stundenlang mit Lorenz zusammen über den neuesten Entwicklungen in ihrem Fall gebrütet und versucht, die vielen losen Fäden miteinander zu verknüpfen. Sie waren sich absolut sicher, dass Nataschas Verschwinden mit dem von René in irgendeiner Weise zusammenhing. Warum sonst war sie an dem einstigen Geocachingversteck verschwunden, nachdem sie sich dorthin begeben hatte, um etwas herauszufinden? Aber warum ausgerechnet da? Wenn man einmal davon absah, dass Renés Finger in Geocachingverstecken hinterlegt worden waren, hatte der Schüler doch offenbar sonst nichts mit Geocaching zu tun. Dafür aber war er in die Verbreitung gewaltverherrlichender Filme und Bilder verwickelt – möglicherweise hatte er sogar mit anderen Gewaltvideos gedreht.
    Worin nur bestand die Verbindung zwischen diesen Filmen und dem Geocaching? Sie drehten sich im Kreis; und selbst die vielen Untersuchungen und Befragungen hatten sie nicht weitergebracht. Und jetzt mussten sie nicht nur René, sondern auch Natascha suchen.
    Ihre Mutter in Köln war völlig aufgebracht gewesen, als Winterberg mit ihr telefoniert hatte. Sie hatte seit Ende letzter Woche nichts von Natascha gehört, sich aber nichts dabei gedacht. Auch bei ihrem Bruder Sebastian hatte sie sich nicht gemeldet, und ihre beste Freundin Tine ging erst gar nicht ans Telefon. Bei ihr würden sie es später noch einmal versuchen müssen.
    Winterbergs größte Hoffnung waren nun die Suchhunde. Das Rad von Natascha hatte oben im Dautenbacher Wald am Grill gelehnt, und die Hunde würden definitiv ihre Spur von dort aus verfolgen können.
    Wenn sie doch nur schon da wären! Aber natürlich dauerte es immer eine geraume Zeit, bis die Teams vor Ort waren. Da die Rettungshundeführer regulären Berufen nachgingen, mussten sie sich zuerst dort loseisen, dann zu Hause ihre Hunde einsammeln und sich schließlich am Sammelplatz einfinden, bevor sie gemeinsam zum Einsatzort aufbrechen konnten.
    Endlich kam der erwartete Anruf von Steinhaus – die Hundestaffeln würden gleich eintreffen.
    Winterberg hielt noch das Handy in der Hand, als er seinem Kollegen zurief: »Lorenz, ich fahre ins Waldstück Dautenbach. Die Hunde kommen jeden Moment, und dann will ich dabei sein. Wenn du was Neues von den Kriminaltechnikern oder Hanke und Kim Schröder hörst, melde dich!« Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er aus dem Besprechungsraum, nahm gleich zwei Treppenstufen auf einmal und rannte über den Parkplatz zu seinem Auto.
    In weniger als zehn Minuten erreichte er den Schotterparkplatz des Grillplatzes, auf dem auch die Streifenwagen von Fischer und Steinhaus, die Wagen der Suchhelfer und die ersten Autos der Hundeführer standen.
    Steinhaus stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. »Endlich sind die Hunde da! Bei unserer Suche haben wir bisher nichts Besonderes gefunden. Wir haben uns auch diese Hütten da im Wald angeguckt, aber da war nichts. Keine Spur von Natascha. Wem gehören denn diese Häuschen – wisst ihr das mittlerweile?«
    Winterberg atmete geräuschvoll aus. Wer hatte sich darum gekümmert? Lorenz? Dann war die Information nicht verloren gegangen.
    »Keine Ahnung, wem die gehören«, erwiderte er. »Aber wenn da sowieso nichts drin ist, sind die auch nicht so wichtig. Wahrscheinlich sind die Besitzer schon als Zeugen befragt worden und haben uns nichts von Belang sagen können.«
    Er sah sich auf dem Platz um. Inzwischen waren alle Rettungshundeteams eingetroffen; es waren insgesamt zwölf. Die Hunde trugen reflektierende Kenndecken mit Glöckchen und Lampe, die Hundeführer leuchtende Warnwesten. Sowohl die Menschen als auch die Tiere waren ziemlich laut und aufgeregt. Aber diese Staffeln waren ihre größte Hoffnung, schnell eine Spur zu Natascha zu finden. Einer sensiblen Hundenase entging nichts.
    Zu seinem Erstaunen sah Winterberg, dass Steinhaus einem Hundeführer eine Socke von

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