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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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starken Regenfälle in ein großes Schlammloch verwandelt hatte – doch das schien den Jungs erst richtig Spaß zu machen. Ute hingegen hatte sich zu Hause über die schlammverspritzten Hemden und die vor Dreck starrenden Hosen beschwert: Sie war seinerzeit an der Reihe gewesen, die Trikots der Mannschaft zu waschen.
    Mittlerweile hatte sich der Rasen natürlich längst erholt, sah aber genauso mitgenommen aus wie die anderen Fußballplätze in der Region, wie Winterberg feststellte, als er näher trat. Am Mittelstreifen hatten sich etwa zwanzig junge Männer in grün-gelben Trikots aufgereiht. Der Trainer, der ihnen gegenüberstand, rief einen kurzen Befehl und fuchtelte kurz mit dem linken Arm. Plötzlich rannten die Spieler auseinander.
    Der Trainer rief noch etwas, dann erblickte er Winterberg, der an der Seitenlinie stehen geblieben war. Er ging zum Kriminalhauptkommissar und reichte ihm die Hand. »Niederhöfer, ich bin der Trainer der A-Junioren. Man hat mir vorhin ausgerichtet, dass jemand von der Polizei kommt und mit mir reden will.«
    Winterberg spürte noch Sekunden später den Druck von Niederhöfers Hand. »Keine Angst. Ich habe nur ein paar Fragen an Sie. Es geht um René Staudt, wie Sie vermutlich wissen.«
    Er sah zu den Jungs auf dem Spielfeld, die sich mittlerweile paarweise Bälle zuspielten. Abwechselnd schoben sie sie über den Rasen oder traten sie hoch in der Luft. Auch Niederhöfer richtete den Blick wieder auf seine Spieler.
    »Am Samstagabend hat der Vater von René Staudt bei Ihnen angerufen, weil er seinen Sohn vermisst«, fuhr Winterberg fort. »Aber René war tagsüber nicht hier gewesen. Haben Sie sich deswegen keine Gedanken gemacht?«
    Niederhöfer, der weiterhin die jungen Spieler beobachtet hatte, ballte seine Fäuste. »Kevin!«, brüllte er über den Platz. »Mit dem Innenrist, verdammt noch mal! Wie oft soll ich dir das noch sagen?« Dann wandte er sich an Winterberg, als ob er dessen Frage überhaupt nicht gehört hätte. »Manche kapieren’s nie. Denen kann man hundertmal was sagen, dann machen sie’s immer noch falsch. Wie soll man da ’ne vernünftige Mannschaft aufbauen, frag ich mich manchmal ... Äh, was wollten Sie jetzt noch mal genau über den René wissen?«
    »Zum Beispiel, ob Sie ihn am Samstag beim Spiel denn nicht vermisst haben.«
    Niederhöfer lachte laut. »Den René? Der ist doch schon ewig nicht mehr beim Training gewesen, da würde ich ihn wohl kaum aufstellen.«
    »René war also schon länger nicht mehr beim Training? Wie lange genau?«
    »Ich weiß nicht genau; aber ich glaube, ich habe ihn in diesem Jahr noch gar nicht gesehen.« Der Trainer beobachtete erneut die Jungs auf dem Spielfeld und schüttelte hektisch den Kopf. »Schauen Sie sich das mal an. Das Zusammenspiel klappt immer noch nicht. Wenn das bis nächsten Samstag nicht sitzt, können wir uns nach den ersten Spielen den Rest des Turniers von den Zuschauerbänken aus angucken; dann war es das mit dem Pokal.«
    Winterberg war ein wenig verärgert, dass sich der Trainer nicht auf das Gespräch mit ihm konzentrierte, und sagte in scharfem Ton: »Bitte überlegen Sie genau, was Sie mir über René und seine Eltern sagen können. Wenn der Junge, wie Sie behaupten, schon so lange nicht mehr zum Training kommt, müssen doch seine Eltern etwas gemerkt haben. Aber Herr Staudt hat Sie am Samstag angerufen, weil er der Ansicht gewesen ist, dass René immer noch oft zu Ihnen kommt.«
    Niederhöfer schnaubte. »Was weiß ich, was in dieser Familie abläuft. Ich hab natürlich gedacht, der Junge und seine Eltern hätten das abgesprochen, dass er nicht mehr zu uns kommt. Ich kann mich erinnern, dass er mir irgendwann im letzten Jahr gesagt hat, dass er wegen der Schule wenig Zeit hätte und vielleicht nicht mehr so regelmäßig zum Training kommen könnte. Zwei Mal die Woche wäre ihm jedenfalls zu viel. Keine Ahnung, warum der Vater nichts davon weiß.«
    »Haben sich Renés Eltern in der Vereinsarbeit engagiert?« Winterberg wusste aus eigener Erfahrung, dass so etwas von den meisten Vereinen erwartet wurde. Und er wusste auch, dass davon nicht alle Eltern begeistert waren. Ihm war es ähnlich ergangen. Und deshalb war er keineswegs unglücklich darüber gewesen, dass Niklas irgendwann die Lust am Fußballspielen verloren hatte.
    Der Trainer rieb sich demonstrativ das Kinn, als müsste er lange über die Antwort nachdenken. Schließlich antwortete er: »Nein, eher nicht. Um ehrlich zu sein – ich habe

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