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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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so großen Resonanz gerechnet.
    Sein Lächeln wurde breiter. Beschwingt griff er nach der Fernbedienung für die Stereoanlage – sie lag direkt neben dem Bildschirm – und startete ein weiteres Mal die zuletzt gehörte CD. Mehrfach drückte er die Volume-Taste. Genau das brauchte er jetzt – die laute Musik war eine passende Untermalung für seine Recherche, wie er es nannte. Er wollte dabei die Bässe fühlen, den Boden des Zimmers vibrieren lassen, das Kitzeln an den Fußsohlen spüren.
    Er rief eine der Internet-Suchmaschinen auf und tippte ein paar Wörter ein. Mittlerweile wusste er, mit welchen Suchbegriffen er sie füttern musste, um eine brauchbare Ergebnisliste zu erhalten. Der Scrollbalken auf der rechten Seite wuchs, ein Zeichen dafür, dass es noch mehr Einträge im Netz gab. Das leichte Kribbeln an den Fußsohlen breitete sich über die gesamte Oberfläche seines Körpers aus, ging sogar durch die Arme in die Fingerspitzen und erreichte auch die Kopfhaut. Es fühlte sich an, als würde ihn die Erregung wachsen lassen, als wäre er nun größer und schöner. Klüger.
    Es lief einfach fantastisch! Bisher war noch niemand auf die Lösung gekommen, noch nicht einmal ein winziges Stückchen. Da draußen saßen sie zu Hunderten – wenn nicht gar zu Tausenden – vor den Computern und rätselten und spekulierten über das Wie und das Warum.
    Aber noch würde er sie zappeln lassen, würde nichts preisgeben und sie weiterhin über das Internet beobachten, wie sie im Dunkeln tappten.
    Und Letzteres traf auch auf die Polizei zu.
    Er lachte auf und lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück, schloss die Augen und genoss die Bässe aus der Stereoanlage.
    So also fühlte sich Macht an.

Kapitel 14
    Natascha ging über den langen Flur zu ihrem Büro. Winterberg hatte auf der Rückfahrt von den Staudts das ausgesprochen, was auch sie die ganze Zeit gedacht hatte: Renés Eltern verwendeten all ihre Lebensenergie darauf, die Trunksucht der Frau zu verbergen. Sie unternahmen große Anstrengungen, damit Außenstehende den Eindruck hatten, sie würden ein ganz normales Leben führen, und vergaßen darüber, dass sie eine viel wichtigere Aufgabe hatten – nämlich sich um ihren halbwüchsigen Sohn zu kümmern. Und nun war der Junge von zu Hause weggelaufen – vielleicht sogar in Gefahr geraten –, und die Eltern schafften es immer noch nicht, das Notwendige zu tun und die Suche nach ihrem Sohn durch hilfreiche Informationen zu unterstützen. Stattdessen konzentrierten sie sich darauf, das Versteckspiel weiterzuführen – selbst der Polizei gegenüber. Es war so deprimierend!
    Natascha öffnete die Bürotür. Ihr Blick fiel zunächst auf die Schildkrötensammlung an der Wand und dann auf Lorenz, der vor einem hohen Regal auf dem Boden hockte und in verschiedenen Ordnern blätterte.
    »Was machst du denn da?«, fragte sie und ließ sich auf ihren Stuhl nieder. Automatisch schob sie die Umlaufmappen beiseite, die sich schon wieder auf ihrem Schreibtisch stapelten. Niemals käme sie dazu, all diese Unterlagen zu lesen.
    Lorenz drehte sich um. »Ermitteln, was sonst. Ich hab ein paar neue Infos, die ich einsortieren muss. Wie war euer Gespräch mit den Eltern?« Er stand auf, setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und blickte sie gespannt an.
    Natascha lehnte sich zurück und berichtete, was sie und Winterberg bei den Staudts erlebt hatten. »Und wie sieht es bei dir aus?«, erkundigte sie sich anschließend.
    »Unsere Suche über die Medien läuft gut an. Zwei Leute haben sich gemeldet: Sie behaupten, einen Jugendlichen gesehen zu haben, auf den Renés Beschreibung zutrifft. Wir überprüfen das gerade, aber es scheint zu stimmen. Er war wohl am Freitagvormittag in Wilnsdorf. Einer der Zeugen hat ihn dort am Kreisel gesehen, der andere auf dem Weg zum Autobahnzubringer.«
    Natascha hob die Augenbrauen. »Er war am Freitag am Autobahnzubringer?«
    Lorenz stand auf und ging zu der Landkarte, die neben der Tür hing. Er wies auf den unteren Teil der Karte, auf der Siegen und die angrenzenden Orte eingezeichnet waren. »Hier im Süden ist Wilnsdorf. Keiner der anderen Orte in der Nähe liegt so dicht an der Autobahn.« Die A 45 verlief wie ein gelb-roter Strom durch den unteren Bereich der Karte. »Durch den Kreisel führen die B 54 und die L 722, sodass René theoretisch in vier verschiedene Richtungen weitergegangen oder -gefahren sein könnte. Aber ich gehe davon aus, dass er zur Autobahn wollte, um von dort per Anhalter

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