Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
Vom Netzwerk:
olivfarbene Bluse, schwarze Shorts und neue Trekkingsandalen, die sie noch nie zuvor angezogen hatte.
    Die Schuhe hatte sie sich gekauft, kurz nachdem sie nach Siegen gezogen war, weil sie annahm, man bräuchte hier im Mittelgebirge eine besondere Fußbekleidung. Mittlerweile hatte sie jedoch eingesehen, dass die Berge gar nicht so hoch waren und man auch in flachen Halbschuhen spazieren gehen konnte. Aber weil sie glaubte, dass die anstehende Wanderung mit Simon eine anspruchsvollere Herausforderung sein würde, schienen ihr nun die Trekkingsandalen das passende Schuhwerk zu sein.
    »Na, Fritz, wie sehe ich aus? Kann ich so mit einem attraktiven jungen Mann spazieren gehen?«
    Der Kater rieb sich an ihrem Bein und maunzte.
    »Das fasse ich mal als Kompliment auf.«
    Fritz maunzte und rieb weiter.
    Natascha lachte. »Ist ja gut, mein Lieber. Du bekommst noch Futter, aber dann muss ich wirklich los. Simon wird jeden Moment kommen.«
    Fritz hoppelte mit erhobenem Schwanz in die Küche und wartete neben dem Napf auf seine Portion Futter. Kaum hatte sie die Dose geleert, klingelte es. Natascha eilte zurück in den Flur. Ein schneller Blick in den Spiegel, die Haare noch einmal durchgewuschelt, dann öffnete sie.
    Sie konnte sich nicht genau erinnern, welches Outfit sie bei Simon erwartet hatte – ein verwaschenes T-Shirt mit Anime-Aufdruck und eine zerrissene Jeans jedenfalls nicht. Eher etwas Sportliches. Außerdem war sein helles Haar zerzaust, und Strähnen hingen über seinem linken Auge. In der Hand hielt er einen Rucksack. Er wirkte völlig anders als im Dienst: Da war er stets mit akkurater Frisur und gebügeltem Hemd anzutreffen!
    »Und, bist du bereit für einen Ausflug?«, fragte Natascha.
    Sie musste ihn verwundert angesehen haben, denn anstatt zu antworten, hob er entschuldigend die Schultern und sagte ein wenig schüchtern: »Ich habe eine kleine Planänderung, deshalb die alten Klamotten. Kann ich reinkommen? Dann erkläre ich es dir.«
    Natascha ließ ihn eintreten und hoffte, dass es ihm bei ihr gefiel. »Lass uns in die Küche gehen. Magst du einen Kaffee oder einen Cappuccino?«
    »Kaffee wär mir lieber.«
    Er stellte seinen Rucksack im Flur ab und folgte ihr in die kleine Küche. Dort sah er sich um, runzelte kurz die Stirn und lachte dann. »Cool! Sieht ja aus wie bei meiner Oma. Damals, als ich noch klein war.«
    Natascha, die den Wasserkocher füllte und einschaltete, lächelte unwillkürlich: Die Küche war ihr ganzer Stolz. Die pastellfarbenen Schränke stammten noch aus den Sechzigerjahren, und als ihre Besitzerin verstarb, wollte deren Enkelin all das alte Zeug loswerden, wie sie es genannt hatte. Da hatte Natascha rasch zugegriffen. Zu ihrer Freude gab es zu den Ober- und Unterschränken auch noch eine passende Spüle. Doch die war dem Transport nicht gewachsen gewesen und dabei zerbrochen. Der Einbau einer neuen Spüle, die zum Stil der Schränke gepasst hätte, wäre unverhältnismäßig teuer gewesen. Also hatte Natascha schweren Herzens den Spülschrank mit dem zerbrochenen Becken entsorgt und sich einen neuen gekauft; die veralten Elektrogeräte hatte sie erst gar nicht mitgenommen.
    »Hab ich bei einer Wohnungsauflösung ergattert. Niemand wollte die guten Stücke haben, dabei sehen die doch richtig toll aus.« Sie nahm ihre Cafetiere und füllte Kaffeepulver ein.
    »Das ist bestimmt eine der ersten Einbauküchen aus der Wirtschaftswunderzeit«, meinte Simon. »Jedenfalls sieht sie so aus. Das war bestimmt nicht einfach, sie abzumontieren und in den Umzugswagen zu verfrachten.«
    Inzwischen hatte das Wasser zu kochen begonnen, und Natascha goss die sprudelnde Flüssigkeit in die Cafetiere. Sie setzte den Deckel mit dem Stempel auf die Glaskanne und stellte sie auf den hohen Tresen, an den Simon sich gesetzt hatte.
    »Und, wie sehen deine veränderten Pläne für heute aus?«
    »Kennst du Geocaching?«, fragte Simon.
    Natascha nickte. »Das sind die versteckten Plastikdosen, die man mit GPS-Gerät sucht, oder?«
    »Genau das.« Simon rieb mit dem Zeigefinger am Kinn entlang, als würde er die nächsten Worte mit Bedacht auswählen. »Du kennst ja wahrscheinlich auch die Geschichte mit dem Stück Tierkadaver in der Dose, nehme ich an.«
    »Natürlich habe ich davon gehört. Stand ja groß in der Zeitung.«
    Natascha erinnerte sich an die Schlagzeilen in der lokalen Presse. Der Fund war recht unappetitlich ausgeschmückt worden, obwohl niemand genauere Informationen darüber hatte. Von den

Weitere Kostenlose Bücher