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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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wiesen die Fahrer als Mitglieder eines Hundesportvereins aus.
    Natascha und Simon stiegen aus dem Wagen und gingen zu einem großen Holzschild neben dem Parkplatz. Darauf gab es eine Umgebungskarte, auf der die verschiedenen Wanderwege farbig gekennzeichnet waren.
    »Welchen Weg nehmen wir zuerst?«, fragte Simon, nachdem er kurz auf das Schild geblickt hatte, und schaltete das GPS-Gerät ein.
    »Den roten«, antwortete Natascha. »Ich mag die Farbe, sie ist so sympathisch. Aber was meint dein Satellitenempfänger dazu?« Sie stellte sich neben Simon, sah ein wenig besorgt zur Wolkendecke hoch und blickte dann auf das kleine Display. »Der Empfang scheint ja gut zu sein, obwohl sich der Himmel zuzieht.«
    Simon tat ihre Worte mit einer Handbewegung ab. Sein Blick heftete sich auf das GPS-Gerät, das er weit von sich gestreckt in der Hand hielt; dann marschierte er wie ein Wünschelrutengänger zur ersten Weggabelung, wo er stehen blieb.
    »Der rote Weg passt«, befand er. »Der Cache, den ich für uns ausgesucht habe, liegt in der Nähe dieser Wanderstrecke.«
    Natascha trat zu ihm. Kaum war sie bei ihm angekommen, stapfte er weiter, wobei er ständig auf das Gerät in seiner ausgestreckten Hand starrte. Sie folgte ihm, hatte jedoch große Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    Das kann ja heiter werden, dachte Natascha, wenn wir in dem Tempo weiterrennen.
    »Simon, jetzt warte doch mal!«, rief sie hinter ihm her. »Ich wollte eigentlich nicht im Stechschritt durch den Wald marschieren!«
    Simon drehte sich um, setzte eine entschuldigende Miene auf und ging dann langsam auf sie zu. »Sorry. Du weißt ja: Männer und Technik.«
    Im nächsten Moment stand er ganz dicht vor ihr, und sein Geruch strömte in ihre Nase. Herbes Deo, frischer Schweiß und etwas Neues, Unbekanntes. Das Geruchsbild erinnerte sie an die Situation, als sie am Mittag beim Bäcker in der Warteschlange hintereinanderstanden – doch jetzt war noch etwas hinzugekommen. Es war ein kleines bisschen glänzender. Schöner.
    »Ach, herrje, das arme Mädchen aus dem Flachland. Kaum sieht sie einen Berg vor sich, kann sie nicht mehr laufen. Na ja, da muss ich sie wohl tragen, damit sie nicht zusammenbricht!« Plötzlich umfasste er ihre Hüfte mit beiden Armen, hob sie vom Boden ab und drückte sie an seinen Oberkörper.
    Natascha schrie auf und zappelte mit den Füßen. »Lass mich runter, du Angeber! Ich kann selber laufen!« Lachend griff sie ihm ins Haar und zog vorsichtig daran.
    »Hey, das sind Weibermethoden. Das ist gemein!« Er schüttelte den Kopf, um seine Haare vor ihrem Zugriff zu schützen.
    »Ich bin ein Weib, ich darf wie ein Frauenzimmer kämpfen!«, knurrte sie in gespieltem Zorn. Dabei hielt sie ihren Mund ganz dicht an sein Ohr.
    »Bevor du mir jetzt noch deine Fingernägel durchs Gesicht ziehst, gebe ich mich lieber geschlagen.«
    Er ließ sie nach unten gleiten. Als sie wieder mit den Füßen auf der Erde stand, sah er ihr für einen kurzen Augenblick in die Augen. Langsam legte er seine Lippen auf ihre, öffnete sie leicht und suchte sanft mit seiner Zungenspitze nach ihrer. Eine warme Hand umfasste ihren Po.

Kapitel 17
    Hannes Winterberg schloss die Haustür auf und betrat den Flur. Als er die angenehme Kühle hier spürte, seufzte er erleichtert auf. Draußen war es im Laufe der letzten Stunden immer schwüler geworden, und er hoffte, dass bald ein Gewitter kommen würde. Das täte nicht nur den Pflanzen in seinem Garten gut, sondern würde sich vielleicht auch befreiend auf seinen Kopf auswirken, durch den unablässig sorgenschwere Gedanken schwirrten.
    Er dachte an den vermissten René und an seine Söhne Niklas und Fabian. Fabian ging in die neunte Jahrgangsstufe, Niklas in die elfte. Nur eine unter René. Die beiden kannten sich womöglich. Aber hatte Niklas jemals von einem René gesprochen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Ein Blick auf die Garderobe verriet ihm, dass Niklas nicht zu Hause war. Seine Schuhe fehlten, und er zog immer nur dieses eine Paar an. Seit dem Streitgespräch gestern Mittag waren sie einander möglichst aus dem Weg gegangen. Sie hatten sich nur wenige Minuten beim Abendessen gesehen und dabei friedlich verhalten – wie es dem gängigen Bild von einer heilen Familie entsprach. Das Thema Drogentest wurde von allen in stiller Eintracht gemieden.
    Aber immerhin hatten sie zusammengesessen, dachte Winterberg. Den Staudts gelang das nur einmal in der Woche.
    Er hörte Ute in der Küche hantieren und

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