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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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viel zu hoch, und Natascha befürchtete, dass sie gleich anfangen würde zu schreien. Sie legte eine Hand auf ihren Unterarm.
    »Wie meinen Sie das – seine Finger wurden amputiert?«, fragte Renés Mutter. »Was soll das heißen?« Sie sah verwirrt aus. Offensichtlich war die Bedeutung der Worte noch gar nicht zu ihr durchgedrungen.
    »Jemand hat René Finger abgetrennt und sie im Wald versteckt. Sie wurden von Geocachern gefunden. Wissen Sie, was das ist?« Winterberg versuchte, das Gespräch auf sachliches Terrain zu führen. Wenn die Eltern die grausame Wirklichkeit in ihrem vollen Umfang erfassten, wären sie nicht mehr ansprechbar. Sie stünden unter Schock und wären nicht vernehmungsfähig. Und dann könnten sie keine Antworten mehr geben.
    Michael Staudt schien in eine Art Starre verfallen zu sein. Er blickte von einem zum anderen und schüttelte immer wieder den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Was hat René mit Geocaching zu tun? Entschuldigen Sie, aber was Sie sagen, klingt absurd.«
    Er hatte schleppend gesprochen – ein Anzeichen für einen Schock, wie Natascha wusste. Sie musste versuchen, ihn zu beruhigen.
    »Kennen Sie Geocaching?« Sie sprach langsam, betonte jedes Wort und legte einen Hauch Optimismus in die Stimme, auch wenn sie sich nicht so fühlte. »Man sucht mit einem GPS-Gerät nach versteckten Dosen. Das ist so eine Art Schnitzeljagd, ein neuer Volkssport.«
    Die beruhigende Redeweise verfehlte nicht ihre Wirkung. Die Mimik von Staudt war nicht mehr so starr, als er Natascha anblickte. »Ja, davon hab ich schon gehört. Aber René hat kein GPS-Gerät, das weiß ich ganz sicher. Er hat auch noch nie von so was erzählt.«
    »Vielleicht hat er es zusammen mit einem Freund gemacht.« Natascha lächelte, um weiterhin ein wenig Optimismus auszustrahlen. Doch sie kam sich dabei heuchlerisch vor. An der Situation war nichts, was Anlass für ein Lächeln gab.
    Staudt zog die Mundwinkel nach unten. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Doch.« Karin Staudt sprach leise, und es klang fast krächzend. Sie setzte sich aufrecht, alle sahen sie an. »Manuel. René hat manchmal von ihm erzählt.«
    »Erzählen Sie mir von Manuel«, bat Natascha. Sie setzte sich wieder zu Winterberg auf die Sofalehne. Renés Mutter erschien ihr mittlerweile gefasst genug, um nicht mehr plötzlich hysterisch zu werden.
    »Manuel Siebert heißt er. Er ist in Renés Stufe; ich glaube, sie kennen sich aus einer Sport-AG. Handball war es, soweit ich mich erinnern kann. René hat manchmal von ihm erzählt, und er war auch schon mal hier. Aber nach einiger Zeit war René irgendwie genervt von ihm; da hat er sich am Telefon verleugnen lassen, wenn Manuel ihn sprechen wollte. Und dann hat er nicht mehr angerufen. Vielleicht hat er was mit Geocaching zu tun?«
    »Möglich«, erwiderte Winterberg. »Können Sie uns bitte Manuels Adresse geben? Dann werden wir ihn fragen.« Er holte einen Stift hervor und suchte nach einem Stück Papier in seiner Tasche.
    Aber Karin Staudt winkte ab. »Natürlich habe ich schon bei Manuel angerufen. Aber René ist nicht da. Er hat ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen, sagt er. Ich glaube ihm. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass René zu ihm geht. Er war doch so genervt von ihm!«
    »Trotzdem werden wir Manuel befragen. Es kann ja sein, dass ihm in der Zwischenzeit etwas eingefallen ist.« Winterberg hatte einen zerknitterten Zettel in seiner Hosentasche gefunden und notierte sich nun die Nummer, die Karin Staudt ihm diktierte.
    »Da ist noch was«, flüsterte sie. Dann aber begann sie, mit den Fingern wieder ihre Unterlippe zu kneten, und sprach nicht weiter. Als hoffte sie, dass ihr jemand die Worte aus dem Mund nahm, damit sie sie nicht sagen müsste.
    »Ja?« Natascha überlegte kurz, ob sie sich erneut zu ihr setzen sollte, blieb dann aber doch neben Winterberg sitzen. Sie wollte Renés Mutter nicht bedrängen.
    »Das ist jetzt ein paar Wochen her. Drei oder vier vielleicht. Ich weiß es nicht mehr so genau. Jedenfalls hatte ich Kochwäsche, und dann gehe ich vorher immer im Haus rum und sammle die schmutzige Kleidung ein. Also alles, was gekocht werden muss. Und da wollte ich auch Renés Bett abziehen. Als ich dann den Bettbezug anhob, da habe ich es sofort gesehen.« Sie hielt sich die schmalen Hände vors Gesicht und atmete tief ein. Ihre Schultern bebten, als ob sie weinte.
    Ihr Mann strich ihr über den Rücken. »Was? Was hast du gesehen?«
    Sie schluchzte und senkte wieder die

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