Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
Vom Netzwerk:
es nicht. Ich kann das alles überhaupt nicht verstehen. Was treibt mein Sohn? Was passiert hier?« Sie sah ihren Mann flehend an. »Mit welchen Leuten treibt er sich rum? Vielleicht hat Manuel doch was damit zu tun? Womöglich hat er unseren Jungen in was reingezogen, gegen das René sich nicht wehren kann?« Sie wandte sich wieder an die beiden Polizisten. »Bitte! Reden Sie mit Manuel!«
    Winterberg stand auf. »Ja. Wir werden mit Manuel Siebert sprechen. Und es wäre gut, wenn immer jemand von Ihnen sich zu Hause aufhalten würde. Auch das Telefon sollten Sie so wenig wie möglich benutzen. Denn schließlich möchten Sie doch erreichbar sein, falls René sich meldet.«
    Karin Staudt sah dankbar zu ihm auf. Winterberg hatte ihr mit wenigen Worten Hoffnung gegeben, und daran konnte sie sich nun festhalten. Doch Natascha fragte sich, wie viel Kraft sie wohl haben mochte – und ob ihr nicht der Alkohol mehr Halt versprechen würde.

Kapitel 29
    Er klappte seinen Laptop wieder zu und zog den Netzstecker aus der Steckdose.
    Die Bedienung mit dem engen Rock und dem breiten Hintern stand hinter der Theke und hantierte an der Kaffeemaschine. Es gab ein zischendes Geräusch, und er stellte sich vor, wie heiße Milch in ein Glas floss. Er dachte daran, wie die Blonde mit ihren schmalen Fingern das Glas umfasste und langsam Espresso hineingoss. Und dass sie das für ihn tun würde. Einfach nur, weil er sich das gewünscht hatte und weil er momentan der König war. König Kunde.
    »Bitte schön.« Sie stellte den Latte macchiato vor ihn auf den Tisch, vermied dabei aber jeglichen Blickkontakt. Sie war noch neu in dem Café und viel zu schüchtern für diesen Job. Vielleicht eine Studentin, die das Geld brauchte, dachte er.
    Er teilte den Milchschaum auf dem Getränk und schüttete Zucker aus zwei Beutelchen in den Latte macchiato. Danach schloss er die Haube aus Schaum wieder und beobachtete, wie der Zucker in dem beigefarbenen Getränk versickerte. Der Prozess verlief ihm zu langsam, also half er mit dem langstieligen Löffel nach und rührte seinen Kaffee um. Schluss mit der Gelassenheit, dachte er, jetzt muss endlich was passieren!
    Wie bei den Fingern. Inzwischen hatte die Polizei alle vier Finger gefunden; das hatte er im Internet entdeckt. Das war einerseits gut, andererseits aber schlecht. Entsprechend seinem Plan hätte alles ganz anders ablaufen sollen. Natürlich sollten die Finger gefunden werden – aber von Cachern, nicht von der Polizei! Natürlich hätten die dann die Ordnungshüter angerufen – aber in erster Linie ging es ja darum, den Cachern eins auszuwischen und ihnen einen Denkzettel zu verpassen.
    Er nahm einen Schluck aus dem Glas und hielt es nachdenklich in den Händen. Es fühlte sich angenehm warm an.
    Die Polizei hatte das System offenbar schneller entschlüsselt, als er gedacht hatte. Das bedeutete, dass er seinen Plan ändern musste. Das große Finale! Eigentlich hatte er damit noch warten wollen, aber offensichtlich zwangen ihn die Ereignisse, es vorzuziehen. Sonst würde es am Ende gar nichts damit werden, und alles wäre umsonst gewesen. Nein, das ging nicht!
    Er trank den Latte macchiato aus, aber diesmal ließ er den Milchschaum am Boden des Glases zurück. Heute hatte er keine Zeit, ihn auszulöffeln. Aus dem Portemonnaie holte er ein paar Münzen heraus, die er für die neue Bedienung mit dem prallen Hintern auf den Tisch legte. Trinkgeld in angemessener Höhe war schon dabei; er wollte schließlich nicht durch irgendeine kleine Unachtsamkeit auffallen.
    Mit seinem Laptop unter dem Arm verließ er das Café. Draußen vor der Tür schloss er kurz die Augen, um sie vor der gleißenden Sonne zu schützen.
    Die heiße Phase konnte beginnen!

Kapitel 30
    »Okay, auf ein Neues.«
    Winterberg sah in die Gesichter der Kollegen vor sich. Diesmal war auch der Abteilungsleiter dabei. Dreisler sah blass und teigig aus, als habe er in diesem Sommer noch gar keine Sonne gesehen – was vielleicht auch der Fall war. Dreislers Frau hatte ihn vor einigen Wochen verlassen, und Gerüchten zufolge lenkte er sich mit Kontaktbörsen im Internet ab. Doch so schlecht, wie er momentan aussah, konnte er wohl kaum hoffen, in naher Zukunft eine neue Partnerin zu finden. Er sollte weniger arbeiten und ab und zu mal frische Luft schnappen, fand Winterberg.
    Lorenz saß wieder hinter dem Laptop, das Durcheinander aus Papieren, Ordnern und Mappen um ihn herum war gewachsen. Mittlerweile brauchte er nicht nur den

Weitere Kostenlose Bücher