Knochenfunde
der fast abgeschla-genen Hand, und Eve hechtete los, um sie aufzuheben.
»Nein!« Joe spuckte das grüne Zeug aus, das zwischen seinen
Zähnen hing. »Bleib weg von ihm.« Er sprang auf Hebert zu, packte ihn an den Knien und riss ihn rücklings in den Schlamm.
Hebert wehrte sich verzweifelt. Plötzlich sah sie in seiner linken Hand etwas aufblitzen.
O Gott, Hebert hatte ein Messer. Und Joe hatte seine Waffe nach ihm geschleudert.
Eve hob das Gewehr und zielte auf Hebert, aber die beiden Männer rangen miteinander im Schlamm. Wenn sie schoss, würde sie am Ende noch Joe treffen.
Sie sprang von dem Gerüst herunter und watete auf die Kämp-
fenden zu.
»Joe, lass ihn mal einen Moment los, so kann ich nicht – «
Plötzlich, nach einem Handkantenschlag von Joe, flog Heberts
Messer im hohen Bogen in den Schlamm.
Dann war Joe auf Hebert, hielt ihm mit beiden Händen die Kehle zu und drückte seinen Kopf unter Wasser. Hebert strampelte hilflos mit Armen und Beinen, während er nach Luft rang. Der Schlamm
erstickte ihn.
»Joe«, flüsterte Eve.
Einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, ob er sie gehört hatte, und als er ihr aus den Augenwinkeln einen Blick zuwarf, er-schrak sie über die blindwütige Entschlossenheit in seinem Gesichtsausdruck.
Joe holte tief Luft, nahm all seine Kraft zusammen, und dann
hörte sie ein Knacken, als er Heberts Genick brach.
Er ließ Hebert los, stand auf und trat einen Schritt zurück. »Ich hätte gedacht, dass ich es schwerer haben würde mit ihm.«
»Warum?« Eve schluckte. »Du hast ihm doch beinahe die Hand
abgehackt mit deiner Machete.«
»Er hatte ein Gewehr auf dich gerichtet.«
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie Jules Hebert betrachtete, der da im Schlamm lag, das Gesicht unter Wasser.
»Hat er dich verletzt?«
Eve drehte sich zu Joe um. Wie er so dastand, von oben bis unten mit Schlamm bedeckt, wirkte er beinahe immer noch so bedrohlich wie vorhin, als er wie eine Tötungsmaschine aus dem Sumpf aufgetaucht war.
»Verdammt, hat er dich verletzt?«, wiederholte Joe.
»Er hat mich nicht angerührt. Was ist mit dir?«
»Ein paar blaue Flecken. Aber die sieht man unter all dem
Schlamm nicht. Du bist ja fast so dreckig wie ich. Warum zum Teufel hast du dich nicht rausgehalten?«
Weil sie nicht tatenlos zusehen konnte, wenn er sich in Lebensgefahr befand. »Er hatte ein Messer.«
»Hattest du den Eindruck, dass ich hilflos war?«
Nein, er hatte absolut furchterregend gewirkt. Sie versuchte zu lächeln. »Du hast mich an Swamp Thing erinnert.«
»So fühle ich mich auch.« Joe packte Eve an den Schultern und schaute sie eindringlich an. »Hör mir gut zu. Nie wieder. Das ist das letzte Mal, dass du deinen Hals riskiert hast. Ich kann es nicht ertragen. Zum Teufel mit der Emanzipation.« Er drehte sich um, watete zu Heberts Kanu hinüber und stieg ein. »Bin gleich wieder da. Ich paddle mit dem Kanu zu Dufours Motorboot, dann fahren wir in die Stadt und bringen die Sache zu Ende.«
»Was ist mit Dufour passiert?«
»Er wird uns nicht mehr belästigen.«
Ich war eine Tötungsmaschine. Ich könnte wieder eine sein.
Eve schauderte und schaute zu Heberts Leiche hinüber. »Und
was machen wir mit ihm?«
»Wir lassen ihn hier verrotten.« Joe verzog das Gesicht. »Okay, ich weiß, ich bin ein unsensibler Mistkerl, wenn es um die lieben Verblichenen geht. Wir sagen der Polizei in Houma, wo sie ihn finden können.«
»Noch nicht.«
»Ach nein? Das ist ja eine Überraschung.«
»Die Cabal-Leute wissen nicht, dass er tot ist und wir am Leben sind. Wenn wir noch nichts verlauten lassen, könnten wir noch etwas Zeit gewinnen, bevor sie uns jemanden auf den Hals schicken.«
»Hat er dir irgendwas darüber erzählt, was in Boca Raton vor
sich geht?«
»Nicht viel.« Aber Hebert hatte etwas gesagt… Seine Worte
mussten doch irgendeine Spur, eine Andeutung enthalten haben.
»Vielleicht. Er hat etwas von einem Tiger gefaselt und dass wir ihn nicht würden retten können. Dass alles bis ins letzte Detail geplant ist.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich weiß nicht. Ich kann nicht klar denken.«
Joe musterte sie. »Es gefällt mir nicht, wie du zitterst.«
»Ich friere nur ein bisschen.«
»Durchgefroren, unter Schock und klatschnass. Der Oktober ist keine gute Jahreszeit, um ein Schlammbad zu nehmen.«
»Du hast auch im Schlamm gebadet.«
»Ja, aber ich habe keinen einzigen sensiblen Nerv am Leib.«
»Red nicht so einen
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