Knochenfunde
hoffe ich. Die Vorstellung, dass Simmons da draußen irgendwo auf der Lauer liegt, ist mir unheimlich.«
»Wenn wir rausfinden können, wo er sich jetzt aufhält, wird er uns garantiert nie wieder beunruhigen.«
Plötzlich musste sie daran denken, wie Joe und Hebert im
Schlamm miteinander gerungen hatten. »Warum glaubst du eigentlich immer, dass du derjenige bist, der – «
Ihr Handy klingelte.
»Glück gehabt«, murmelte Joe, als sie den Anruf entgegennahm.
»Ich hab’s rausgefunden«, sagte Nathan mit vor Aufregung zit-
ternder Stimme. »Nach der Beerdigung hat Melton sich vor seinem Hotel mit einem Mann getroffen. Sie haben ein paar Minuten lang am Zeitungskiosk miteinander gesprochen. Ich wusste, dass Melton von Journalisten umringt sein würde, deswegen bin ich dem Mann auf gut Glück gefolgt.«
»Wohin?«
»Zum Flughafen in Fort Lauderdale.«
»Was?«
»Na ja, es war nicht direkt der Flughafen. Es gibt da unten einen verlassenen Marinefliegerstützpunkt. Die örtliche historische Gesellschaft und die Flughafenverwaltung streiten sich um die Nutzungs-rechte. Von dort aus sind damals, 1945, die Flugzeuge gestartet, die dann im Bermudadreieck verschollen sind. Da steht ein großes Betongebäude, wo die Cabal-Versammlung offenbar stattfinden soll. Es ist umgeben von einem Maschendrahtzaun, ist vollkommen abgelegen, und es wird von dem Mann, der sich mit Melton getroffen hat, und mindestens fünf weiteren Männern bewacht.«
»Ein Flughafen«, murmelte Eve.
»Der Ort ist perfekt. Die Mitglieder fahren irgendwann nach der Beerdigung einzeln aus Boca Raton ab, angeblich, um nach Hause zu fliegen. Dann treffen sie sich auf dem Marinefliegerstützpunkt, halten ihre Versammlung ab und fahren anschließend in unregelmäßigen Abständen nacheinander zum Flughafen, um ihre Heimreise
anzutreten. Sehr raffiniert eingefädelt.«
»Aber wann wird die Versammlung stattfinden?«
»Wahrscheinlich mitten in der Nacht. Sie wollen natürlich, dass niemand sich in der Gegend herumtreibt. Ich werde mitbekommen, wenn Melton sich in Bewegung setzt, dann melde ich mich bei Ihnen. Lassen Sie mich noch kurz mit Quinn reden.«
Eve reichte Joe das Telefon.
Er sprach nur wenige Minuten mit Nathan. »Ich bin unterwegs.«
Joe legte auf und schaute Eve an. »Er möchte, dass ich die Überwachungsausrüstung zu dem Marinefliegerstützpunkt schaffe und vor dem Zaun in Position bringe. Er meinte, es gibt keine Möglichkeit, an den Wachen vorbei und in die Nähe des Gebäudes zu gelangen, aber in einiger Entfernung gibt es einen Graben, der gute Deckung bietet. Die Kamera und das Mikrofon der Überwachungsanlage haben eine Reichweite von über einer Meile.«
Eve nickte. »Okay, fahren wir.«
»Eve.«
»Kein Wort. Seit wir hier angekommen sind, sitze ich da und
drehe Däumchen. Und die ganze Zeit muss ich mir im Fernsehen
diese Heuchler ansehen, die der Welt verkünden, was für ein großartiger Mann gerade gestorben ist.«
»Einige von ihnen haben es ernst gemeint.«
»Aber welche? Ich muss es herausfinden.« Eve ging auf die Tür zu. »Ich möchte, dass die ganze verdammte Welt es erfährt.« Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an. »Und glaub ja nicht, du könntest mich am Straßenrand oder auf irgendeiner einsamen Insel aussetzen. Das machen wir zusammen. Verstanden?«
»Also gut, aber wir müssen – « Sein Handy klingelte. Er meldete sich. »Quinn.« Er lauschte. »Was zum Teufel -?« Er erstarrte. »Plastik?«
Fort Lauderdale
Marinefliegerstützpunkt
2.45 Uhr
30. Oktober
Die Fenster des weißen Betongebäudes waren abgedichtet, sodass kein Licht nach außen drang. Wachmänner patrouillierten mit Do-bermännern auf dem Gelände.
»Da kommt der Nächste«, murmelte Joe, während er die Video-
kamera scharf einstellte. Er hielt sie auf die schwarze Limousine gerichtet, deren Tür sich gerade öffnete, um einen Mann aussteigen zu lassen. »Den kenne ich. Großes Tier. Scheich Hassan Ben Abar.«
Eve nickte. »OPEC.«
Während der letzten Stunde waren erstaunlich viele Geschäfte-
macher aus allen Lebensbereichen vorbeigezogen. Eve nahm den
Kopfhörer ab. »Im Moment kann ich nichts hören. Jedes Mal, wenn ein Flugzeug startet, fängt es an zu rauschen.«
»Hast du irgendwas Interessantes aufgeschnappt?«
»Vielleicht. Es ist auf jeden Fall nicht nur Smalltalk, aber ich bin keine Sprachenexpertin. Ich muss mich auf ein paar von den Englisch sprechenden Leuten konzentrieren.« Sie setzte den
Weitere Kostenlose Bücher