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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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er sich wieder auf das schlammige Wasser vor ihm. »Können Sie keinen Spaß vertragen? Abgemacht ist abgemacht.«
    Joe lächelte. »Ganz meiner Meinung.«
    Eve zweifelte nicht daran, dass Joe zu wissen glaubte, wo sie waren, doch sie konnte es sich nicht vorstellen. Das Wetter war kühl und feucht, und seit sie die Anlegestelle verlassen hatten, kam es ihr vor, als befänden sie sich in einer fremden Welt. Dürre Zypressen bildeten ein dunkles Dach über dem schmalen, schlammigen Wasserlauf. Braunschwarze Schlangen glitten hin und wieder am Boot vorbei, und kahle Bäume klammerten sich verzweifelt im sumpfigen Grund fest, versuchten, in dieser feindseligen Umgebung zu überleben. Und die Vegetation war nicht das Einzige, was ums Überleben kämpfte.
    »Was sind das für Hütten auf den kleinen Inseln? Wohnen da  Leute drin?«, fragte Eve.
    »Meinem Vetter würde es gar nicht gefallen, wenn Sie sein Zuhause als Hütte bezeichnen. Sein Haus sieht so ähnlich aus. Allerdings werden diese hier in erster Linie von Fischern und Jägern als Unterschlupf benutzt«, sagte Dufour. »Aber tiefer in den Sümpfen gibt es Leute, die dort wirklich leben und jagen. Ich sagte Ihnen ja, dass die Leute hier arm sind. Sie haben nicht den Mut, von hier wegzugehen und richtig Geld zu verdienen, so wie ich das mache, und sie sind froh, dass sie ein Dach über dem Kopf haben.«
    »Armut zu überwinden, ist nicht immer eine Frage des Muts.«
    Er zuckte die Achseln. »Es erfordert entweder Mut oder Dumm heit.«
    »Warum stehen diese Häuser auf Stelzen? Der Boden reicht doch bis an die Haustür heran.«
    »Das ist kein Boden, das ist Schlamm. Wir sind hier in Meeresnähe, und wenn die Flut kommt, bringt sie den Schlamm mit. Bei Ebbe würden die Häuser unter Wasser sinken, wenn sie nicht auf Stelzen stünden.«
    »Wie kann man nur unter so gefahrvollen Umständen leben?«,
    murmelte Eve. Gefahrvoll und bedauernswert. »Wie tief ist dieser Schlamm?«
    »Manchmal fast zwei Meter.« Dufour grinste. »Nicht gut für
    Schlafwandler. Wenn man von der Veranda fällt, hat man sofort den ganzen Mund voll Dreck.« Er zeigte in die Richtung, in die sie fuhren. »In dem Haus da wohnt Jean.«
    Es war eine kleine Holzhütte auf Stelzen und mit einem schmalen Bootssteg. Eine Frau trat auf die Veranda und schaute sie ernst an.
    Sie war klein, mager und hochschwanger. Zwei kleine Jungs in TShirts und Unterhosen klammerten sich an ihren Rock.
    »Steh nicht da rum und glotz uns an, Marguerite«, blaffte Dufour, während er das Boot anlegte. »Sag Jean, er hat Besuch.«
    »Die Art von Gästen, die du mitbringst, wollen wir hier nicht.
    Wir können keine Touristen gebrauchen.« Sie schaute Eve kurz an.
    »Wenn Sie sehen wollen, wie die Einheimischen leben, fahren Sie woanders hin. Lassen Sie uns gefälligst in Ruhe.«
    »Unhöfliches Frauenzimmer.« Dufour schnalzte mit der Zunge.
    »Ich werde Jean sagen müssen, er soll dich öfter mal verprügeln.« Er vertäute das Boot und sprang auf den Steg. »Ist er da?«
    Sie nickte. »Er will dich bestimmt nicht sehen.«
    »O doch. Er kann sich ein bisschen was verdienen.« Er warf einen Blick auf den dicken Bauch der Frau. »Und ihr könnt offensichtlich Geld gebrauchen bei zwei kleinen Kindern und einem, das unterwegs ist.«
    Nach kurzem Zögern drehte sie sich um. »Bring sie rein.«
    »Warte hier, Eve.« Joe sprang aus dem Boot und ging auf das  Haus zu. »Ich werde mich mal umsehen.«
    Eve straffte sich, als er im Haus verschwand. Joe spielte mal wieder den großen Beschützer. Sie würde den Teufel tun und auf dem Boot bleiben.
    Sie sprang auf den Steg, doch sie war kaum ein paar Schritte gegangen, als Joe in der Haustür erschien und sie zu sich winkte. Erleichtert atmete sie auf.
    Sie waren in Sicherheit. Vorerst.
    »Kann sein, dass ich so eine Stelle kenne«, sagte Jean Pierdu langsam. »Wie viel?«
    »Fünfhundert, wenn Sie uns hinbringen«, erwiderte Joe. »Weitere fünfhundert, wenn Sie uns irgendwas Interessantes über die Stelle sagen können.«
    Jean sah ihn ausdruckslos an. »Ich weiß nichts über Muscheln.«
    »Was wissen Sie denn über Gräber?«, fragte Eve.
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Hier draußen  kümmert sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten.«
    »Aber das bedeutet nicht, dass du nicht genau weißt, was sich hier abspielt«, sagte Dufour. »Ich hab Gerüchte gehört, die besagen, dass sich vor einigen Jahren ein paar Fremde hier rumgetrieben haben. Wir mögen keine

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