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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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die Sache in die Hand.«
    »Tun Sie das, verdammt.« Melton legte auf.
    Dieses arrogante Arschloch. Melton brauchte ihm nicht zu sagen, dass ihm die Zeit davonlief. Jedes Mal, wenn er daran dachte, drehte sich ihm der Magen um. Alles, was er in letzter Zeit unternommen hatte, war entweder beinahe fehlgeschlagen oder gar vereitelt worden. Es war, als würde irgendeine geheimnisvolle Kraft seinen Erfolg verhindern.
    Etienne.
    Er schloss die Augen. Lächerlicher, abergläubischer Blödsinn. Er durfte jetzt nicht in Panik geraten. Er brauchte nur Duncan und Quinn aus dem Weg zu räumen, dann konnte er sich auf den Job in Boca Raton konzentrieren. Und die beiden loszuwerden, dürfte ihm nicht schwer fallen.
    Es sei denn, es war eine Falle.
    Aber selbst wenn es sich um eine Falle handelte, war er im Vorteil. Jedes Jahr verschwanden Menschen in den Sümpfen und wurden nie gefunden. In der Gegend lauerte der Tod überall auf den Ahnungslosen. Aber er war erfahren genug, um jeder Falle zu entgehen 

– oder selbst eine tödliche Falle zu stellen.
    Ein zweistündiger Flug, und er wäre in New Orleans.
    Eine Stunde später würde er sich schon tief in den Sümpfen befinden.
    Und warten.
    Houma
    16.05 Uhr
    25. Oktober

    »Muscheln?« Jacques Dufour zuckte die Achseln. »Muscheln gibt’s hier überall.«
    »Aber an einer bestimmten Stelle muss es besonders viele ge-
    ben«, sagte Eve. »Professor Cassidy meinte, Sie wüssten, wo sie sich befindet.«
    »Kann sein. Ich muss erst darüber nachdenken.«
    Eve biss die Zähne zusammen. Der Mann war genauso arrogant
    wie Cassidy ihn beschrieben hatte. »Dann denken Sie gefälligst nach.«
    »Vielleicht sollten wir einfach suchen gehen. Meine Führung
    durch die Sümpfe ist die beste in der ganzen Gegend.«
    »Ich will keine Führung. Ich will eine Stelle finden, wo – «
    »Wie viel?«, fragte Joe.
    »Ich hab nicht gesagt – « Dufour brach ab, als er Joes Blick begegnete. »Ich habe eine Vorstellung, wo die Stelle sein könnte. Mein Vetter Jean Pierdu wohnt in einer Gegend, wo es viele Muscheln gibt.«
    »Dann geben Sie mir seine Telefonnummer. Ich möchte mit ihm
    reden.«
    Dufour lächelte. »Er hat kein Telefon. Die Leute hier sind sehr arm. Sie werden ihn aufsuchen müssen. Fünfhundert.«
    »Dreihundert. Und ich hoffe für Sie, dass Sie mit Ihrer Vermutung richtig liegen. Wir wollen doch nicht, dass Sie Ihre Zeit vergeuden.« Dann fügte er mit samtweicher Stimme hinzu: »Oder meine.«
    »Zu wenig. Die Stelle liegt tief im Sumpf, und ich muss vielleicht
    – «
    »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt.« Joe trat einen Schritt auf ihn zu. »Dreihundert, und Sie dürfen hoffen, ohne Kratzer wieder aus diesem Sumpf rauszukommen. Wenn Sie
    mir noch weiter auf die Nerven gehen, könnten Sie allerdings als Alligatorfutter enden.«
    Dufour presste die Lippen zusammen. »Sie sollten bedenken,
    dass ein Sumpf für jemanden, der sich nicht auskennt, sehr gefährlich sein kann.«
    »Dreihundert.«
    Dufour zögerte, dann zuckte er die Achseln. »Dreihundert.« Er wandte sich zum Gehen. »Wir brechen morgen früh auf.«
    »Jetzt gleich.«
    »Ich habe in vierzig Minuten eine Führung und danach ist es zu dunkel, um noch etwas zu sehen.« Er lächelte boshaft. »Wir werden nahe an Bäumen vorbeikommen. Sie wollen doch bestimmt eine
    Korallenschlange entdecken, bevor sie Ihrer Frau in den Schoß fällt, nicht wahr?«
    Leise vor sich hin fluchend schaute Joe Dufour nach, der groß-
    spurig davonschritt.
    »Es wäre vielleicht besser gelaufen, wenn du ein bisschen geduldiger gewesen wärst und ihm nicht mit Alligatoren gedroht hättest«, bemerkte Eve.
    »Ich hab es satt, geduldig zu sein.«
    Das war Eve nicht entgangen. Seit ihrer Ankunft in Houma war ihr klar, dass Joe in Kampfstimmung war. Diese Seite an ihm hatte sie nur wenige Male erlebt, seit sie ihn kannte. Er war stets bemüht, alles, was mit Gewalt zu tun hatte, von ihr fern zu halten. Doch sie erkannte die Anspannung, die Wachsamkeit, die Erregung. Ja, Erregung war das richtige Wort. Er war erregt, konnte es kaum erwarten, aktiv zu werden, loszuschlagen. Kein Wunder, dass Dufour klein beigegeben hatte. »Lass uns ein Hotel suchen«, sagte sie. »Ich muss Galen anrufen und hören, ob Jane in Sicherheit ist.«
    »Selbstverständlich ist sie in Sicherheit«, sagte Galen. »Wollen Sie mich beleidigen?«
    »Beleidigen? Darf ich Sie daran erinnern, dass Jane und meine Mutter um ein Haar in die Luft gesprengt worden

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