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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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was machen wir mit ihm?«
    »Wir lassen ihn hier verrotten.« Joe verzog das Gesicht. »Okay, ich weiß, ich bin ein unsensibler Mistkerl, wenn es um die lieben Verblichenen geht. Wir sagen der Polizei in Houma, wo sie ihn finden können.«
    »Noch nicht.«
    »Ach nein? Das ist ja eine Überraschung.«
    »Die Cabal-Leute wissen nicht, dass er tot ist und wir am Leben sind. Wenn wir noch nichts verlauten lassen, könnten wir noch etwas Zeit gewinnen, bevor sie uns jemanden auf den Hals schicken.«
    »Hat er dir irgendwas darüber erzählt, was in Boca Raton vor sich geht?«
    »Nicht viel.« Aber Hebert hatte etwas gesagt… Seine Worte  mussten doch irgendeine Spur, eine Andeutung enthalten haben.
    »Vielleicht. Er hat etwas von einem Tiger gefaselt und dass wir ihn nicht würden retten können. Dass alles bis ins letzte Detail geplant ist.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich weiß nicht. Ich kann nicht klar denken.«
    Joe musterte sie. »Es gefällt mir nicht, wie du zitterst.«
    »Ich friere nur ein bisschen.«
    »Durchgefroren, unter Schock und klatschnass. Der Oktober ist keine gute Jahreszeit, um ein Schlammbad zu nehmen.«
    »Du hast auch im Schlamm gebadet.«
    »Ja, aber ich habe keinen einzigen sensiblen Nerv am Leib.«
    »Red nicht so einen Blödsinn.«
    »Du musst wirklich sehr mitgenommen sein, wenn du jetzt schon anfängst, mir Gefühle anzudichten. Ich muss dich schleunigst ins Hotel bringen, damit du heiß duschen kannst.« Joes Paddel stach ins Wasser. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
    Leicht gesagt. Vor Kälte und Erschöpfung zitterte sie am ganzen Körper. Sie musste nachdenken, aber ihr Verstand war ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie ihr Körper.
    Sie musste dagegen ankämpfen. Die Zeit lief ihr davon. Sie  musste sich erinnern, was Hebert gesagt hatte.
    Tiger. Irgendetwas über einen Tiger und dessen letzten Atemzug.
    Das bedeutete Tod, Mord. Warum fiel ihr nicht mehr ein, was er gesagt hatte?
    Sie musste sich unbedingt erinnern, sonst wäre mit Heberts Tod nichts gewonnen. Dann hätte er doch noch gesiegt, und das Morden würde weitergehen.
    Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Joe drehte den Hahn auf und bugsierte Eve nackt unter den warmen Wasserstrahl. Einen Augenblick später war auch er unter der Dusche und wusch ihr die Haare.
    »Das kann ich allein. Kümmere dich um dich selbst.«
    »Halt die Klappe.« Er seifte sie von Kopf bis Fuß ein, dann schob er sie wieder unters Wasser, um sie abzubrausen. »Bleib einfach stehen und wärm dich auf, während ich mir den Dreck vom Leib schrubbe.«
    »Wir haben keine Zeit. Ich muss nachdenken. Irgendjemand soll ermordet werden, Joe.«
    »Ich weiß. Das hast du mir unterwegs hierher schon erzählt.
    Mehrmals.«
    »Hab ich das? Ich verabscheue Mord.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich verstehe solche Killer wie Hebert einfach nicht. Einen Menschen zu töten, lässt ihn völlig kalt, nur der Tod seines Bruders hat ihm etwas ausgemacht. Aber die anderen, die auch Eltern, Geschwister, Kinder hatten…«
    »Hör auf. Wird dir allmählich wärmer?«
    »Er wollte Jane und meine Mutter töten. Zwei wunderbare Men schen, einfach so – «
    »Wird dir wärmer?«
    Das hatte er sie schon einmal gefragt. Sie dachte darüber nach.
    Das Zittern hatte aufgehört, und die Lethargie ließ auch langsam nach. »Ja.«
    »Gut.« Er trat aus der Dusche und griff nach einem Handtuch.
    »Dann trockne dich jetzt ab und leg dich ins Bett.«
    »Ich kann – «
    »Still.«
    »Weißt du, irgendwie habe ich nicht an die Existenz des Cabal geglaubt, bis ich Hebert darüber reden hörte. Es kam mir einfach so unwirklich vor. Jetzt glaube ich, dass es diesen Geheimbund gibt.
    Diese Leute waren es, die Hebert auf Jane und meine Mutter angesetzt haben. Jemand muss ihnen das Handwerk legen. So viel Bö ses…«
    »Ja.«
    »Jennings hat gesagt, es sei alles direkt vor seiner Nase gewesen, er hätte es nur nicht gesehen. Was hat er nicht gesehen, Joe?«
    »Das kriegen wir später raus.« Er wickelte sie in ein trockenes Handtuch und bugsierte sie sanft in Richtung Bett. »Ruh dich ein bisschen aus, während ich mich abtrockne.«
    »Wenn es direkt vor ihm lag, dann muss es auch direkt vor uns liegen, Joe.«
    »Das Einzige, was jetzt vor dir liegt, ist das Bett.«
    »Ich kann nicht schlafen. Ich muss über das alles nachdenken.«
    »Erst musst du dich ausruhen.« Er schob sie auf das Bett zu.
    »Komm, ich halte dich in den Armen und wärme dich, dann kannst du dir dein süßes Köpfchen

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