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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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stimmt.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Und dann würde er mir  versichern, dass ich mich irre und dass die Polizeiberichte einwandfrei sind.«
    »Möglich.«
    »Außerdem habe ich im Moment keine Lust, mich mit Melton zu  beschäftigen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Es würde Ihre Arbeit an Victor stören, und das darf natürlich auf keinen Fall passieren. Bringt Rick Ihnen was zu essen?«
    »Wenn ich ihn gewähren lasse.« Sie hob eine Braue. »Mein Vorkoster scheint seine Aufgabe nicht allzu ernst zu nehmen.«
    »Rick würde niemals zulassen, dass Ihnen etwas zustößt. Jedenfalls nicht, solange Sie an Victor arbeiten. Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so eifrig darum bemüht war, jemandem die Arbeit zu erleichtern. Und heute Abend werde ich höchstpersönlich für Sie kochen.«
    »Das ist ja sehr beruhigend.«
    »Es sollte mehr als beruhigend sein. Die Vorfreude müsste Ihnen das Herz höher schlagen lassen.«
    »Dazu habe ich keine Zeit.«
    »Okay, machen Sie sich keine Gedanken, was meine Kochkünste  angeht.« Er wandte sich zum Gehen. »Mir liegt ebenfalls viel daran, dass Sie Ihre Arbeit möglichst bald beenden.«
    Ihm konnte nicht mehr daran gelegen sein als ihr selbst, dachte Eve, nachdem er gegangen war. Seit sie in der vorvergangenen Nacht Pierres Leiche gesehen hatte, war sie entschlossen, diese Rekonstruktion unter allen Umständen so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Vielleicht hatte sie diese Absicht auch schon vorher gehabt. Es gab so wenige wirklich gute Menschen, und womöglich war Bently eines dieser seltenen Exemplare gewesen.
    Sie brachte ein weiteres Stäbchen an. »Wir schaffen das schon, Victor«, murmelte sie. »Galen glaubt, du seist so eine Art Märtyrer gewesen, aber davon darf ich mich nicht beeinflussen lassen. Womöglich warst du ein Soldat oder ein Landstreicher oder irgendein anderes armes Opfer. Das ist egal. Auch du hast es verdient, nach Hause gebracht zu werden…«
    »Keine Hinweise auf seine Identität, Lieutenant.« Officer Krakow zuckte die Achseln. »Und wir werden auch niemanden finden, der ihn erkennt. Die Jungs von der Spurensicherung sagen, er ist schon seit mindestens vier Tagen tot und hat mit dem Gesicht in einem Abwassergraben gelegen.«
    »Seit vier Tagen?« Joes Blick wanderte zu den Kollegen von der Spurensicherung hinüber, die um die Einflussöffnung des Abwassergrabens herumstanden.
    »Vielleicht auch länger. Sie wissen ja, es ist schwer, den Todeszeitpunkt festzustellen, wenn eine Leiche dem Wetter ausgesetzt war. Wir werden auf die Aussage des Gerichtsmediziners warten müssen.«
    »Was hat er denn an?«
    »Teures Hemd. Keine Krawatte, aber maßgeschneiderte Hose.
    Wahrscheinlich ein leitender Angestellter. Auf keinen Fall ein Obdachloser.« Krakow sah Joe neugierig an. »Das ist doch nicht Ihr Fall, oder, Sir? Suchen Sie irgendjemand bestimmten?«
    »Vielleicht. Vielen Dank, Krakow.« Joe ging den Hügel hinunter.
    Er sah die ausgestreckte Leiche schon von weitem. Die Größe konnte ungefähr hinkommen. Capel war groß und kräftig gewesen und hatte braunes Haar, das sich an der Stirn stark lichtete, aber die Haare konnte er von hier aus nicht sehen. Leitender Angestellter passte auf Capel, aber der Zeitpunkt des Todes musste noch festgestellt werden. Was die Verwesung betraf, kam es in erster Linie auf die Witterungsbedingungen an. Er hatte einmal erlebt, wie eine Frauenleiche sieben Stunden nach Eintritt des Todes aus einem Kofferraum geborgen worden war, und er hätte schwören können, dass die Frau schon seit Tagen tot war.
    Es musste nicht Capel sein. Er hoffte inständig, dass er es nicht war. Wenn diese Leiche sich als die von George Capel entpuppte, würden sich für den ganzen Schlamassel neue und gefährliche Aspekte ergeben.
    »Hallo, Lieutenant.« Sam Rowley blickte auf, als Joe näher kam.
    »Sieht so aus, als hätten wir einen Fall für Sie.«
    Joe betrachtete die Leiche. Die Haare waren hellbraun, aber das Gesicht war so geschwollen und entstellt, dass er nicht erkennen konnte, ob das Haar sich an der Stirn lichtete.
    »Mord?«
    »Messereinstich im Rücken. Die Leiche weist zahlreiche Wun den auf, aber wir können noch nicht sagen, ob sie dem Mann vor oder nach dem Tod zugefügt wurden. Er liegt schon eine ganze Weile hier.«
    »Ich muss wissen, wer es ist. Fingerabdrücke?«
    »Könnte schwierig werden bei den aufgeweichten Händen.
    Wahrscheinlich müssen wir es über die Zähne versuchen.

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