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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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deckte den Schädel mit einem Handtuch ab. »Aber diesmal lasse ich es durchgehen. Vielleicht bin ich ein bisschen müde.«
    »Genau. Dann waschen Sie sich die Hände, damit wir gehen  können.« Galen trat ans Fenster und schaute auf den Bayou hinaus.
    »Sie sollten sich Baton Rouge wirklich ein bisschen ansehen. Eine schöne Stadt.«
    »Ich war am Tag von Maries Begräbnis mit Ihnen essen. Da hatte ich schon stundenlang Gelegenheit, mir Baton Rouge anzusehen.
    Außerdem bin ich nicht hier, um Sightseeing-Touren zu machen.«
    »Irgendjemand muss sich schließlich um Sie kümmern. Das Le ben hat mehr zu bieten als Schädel mit leeren Augenhöhlen.«
    »Sobald ich die Augenhöhlen fülle, sind sie nicht mehr leer.« Eve trocknete sich die Hände ab. »Und ich bin eigentlich kein Workaholic.«
    »Sie sind aber nah dran. Ich dagegen nehme mir hin und wieder gern die Zeit, an Rosen zu schnuppern.« Galen hielt ihr die Tür auf.
    »Allerdings kenne ich New Orleans besser als Baton Rouge. Wir werden also ganz in Ruhe nach Hause spazieren, und unterwegs erzähle ich Ihnen die Geschichte vom Big Easy und vielleicht ein paar Geschichten von meinen Aufenthalten dort. Dann können Sie entscheiden, was Sie unterhaltsamer finden.«
    Galens Geschichten waren eindeutig unterhaltsam, und sie vertrieben ihnen die Zeit, bis sie am Haus eintrafen. Sie waren derb, lustig und voller facettenreicher Charaktere und amüsanter Anekdoten.
    »Und er hieß wirklich Marco Polo?«, fragte Eve. »Das soll doch wohl ein Witz sein.«
    »Überhaupt nicht. Er sagte, seine Mutter hätte ihn so genannt, weil sie der Meinung war, er würde mal ein großer Entdecker werden. Eigentlich passte er ganz gut zu einer Reihe von schrägen Vö geln, die im French Quarter von New Orleans wohnten. In seiner Wohnung ist er immer in Kostümen aus dem dreizehnten Jahrhundert rumgelaufen, und er hatte eine besondere Vorliebe für französische Prostituierte. Ich glaube nicht, dass das die Art von Erforschung des Orients war, die seine Mutter im Sinn hatte, aber was geht mich das – Scheiße!« Er riss sie zur Seite und stellte sich vor sie. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Quinn.« Joe trat aus dem Schatten neben der Haustür. »Wie Eve Ihnen bestätigen wird, wenn Sie zur Seite treten würden.«
    Eve starrte ihn entgeistert an. »Joe?«
    »Du erinnerst dich an meinen Namen? Dann darf ich mich wohl  glücklich schätzen.«
    »Du hättest nicht kommen sollen. Ich will dich hier nicht haben.«
    »Das hast du deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Aber du  hast Pech gehabt. Jetzt bin ich hier, und ich habe vor zu bleiben.«
    »Wo ist Jane?«
    »Es geht ihr gut. Sie ist bei deiner Mutter. Sandras Mann und der kleine Mike sind nach Oregon zum Angelurlaub. Die Mutter des Kleinen ist mal wieder wegen Drogenbesitzes eingelocht worden, und die beiden dachten, es wäre eine gute Idee, ein bisschen mit ihm ins Grüne zu fahren. Deine Mutter ist froh, Gesellschaft zu haben.«
    Eves Entgeisterung verwandelte sich in Wut. »Als ich abgereist bin, habe ich dir erklärt, dass ich dich nicht bei mir haben will. Fahr zurück nach Atlanta, Joe.«
    »Tut mir Leid.« Joe sah Galen an. »Was geht hier eigentlich  vor?«
    »Nichts, was dich etwas anginge«, sagte Eve. »Fahr nach Hau se.«
    Joe wirbelte zu ihr herum, und seine Worte schossen wie Kugeln aus seinem Mund. »Jetzt hörst du mir mal zu. Ich habe nicht vor, eure gemütliche Häuslichkeit zu stören. Ich wusste, dass du mich nicht hier im Haus dulden würdest. Aber ich bleibe. Du kannst mich nicht daran hindern. Jetzt komme ich erst mal mit rein und erzähle euch ein paar Dinge, und dann wird einer von euch mich darüber aufklären, was hier vor sich geht.«
    »Ich denke, wir sollten ihn ins Haus bitten, Eve«, sagte Galen, während er die Tür aufschloss. »Ich hasse Szenen in der Öffentlichkeit.«
    »Er fährt gleich weg. Es wird keine Szene geben.«
    »O doch. Ich bin so geladen, dass ich die ganze Stadt abfackeln würde, um meinen Willen durchzusetzen.«
    »Ach, das sollten Sie nicht tun«, meinte Galen. »Ich habe Eve gerade erst erzählt, was für ein malerischer Ort das hier ist.«
    »Oh, darüber habt ihr also so nett geplaudert?«, erwiderte Joe.
    »Ich hatte aber einen ganz anderen Eindruck.«
    »Ach Gott, daher weht also der Wind.« Galen öffnete die Tür.
    »Kommen Sie rein, Quinn. Ich sehe schon, das wird ein interessantes Gespräch.« Sein Blick wanderte zu Eve.
    »Geben Sie ihm zwanzig Minuten, Eve. Offenbar

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