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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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für die Tatsache, dass Melton, der sie dazu überredet hatte, diesen Auftrag anzunehmen, womöglich mit dem Mann unter einer Decke  steckte, der den Tod ihrer Tochter benutzt hatte, um sie zu manipulieren. Der Gedanke versetzte sie in Rage.
    »Eve?«
    »Ich denke nach.« Galen hatte Recht. Egal, ob es den Cabal tatsächlich gab oder nicht, die Beweise, die nahe legten, dass hier irgendeine Art von Verschwörung im Gange war, summierten sich.
    Der Tod von Capel und der Tod von Marie und Pierre Letaux müssten ihr eigentlich schon reichen. Allein ihre fixe Idee, Victors Rekonstruktion zu Ende bringen zu müssen, hielt sie davon ab, sich das einzugestehen.
    Victor.
    »Wir reisen ab«, sagte sie. »Aber den Schädel lasse ich nicht hier. Der kommt mit.«
    »Was?«, fragte Nathan. »Warum?«
    »Weil sie es so will«, sagte Galen. »Und ich bin allmählich bereit, sie tun zu lassen, was sie will, wenn es dazu dient, diesen Mistkerlen eins auszuwischen. Eve, wir können nichts von dem, was Nathan sagt, für bare Münze nehmen, solange ich ihn nicht überprüft habe, aber wenn Sie nicht zum Handlanger werden wollen, müssen Sie nach Ihren eigenen Regeln handeln!«
    »Und Victor mitnehmen«, erwiderte sie trocken. »Ich behalte ihn so lange, bis ich mich entschieden habe, wie wir vorgehen werden.«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Wollen Sie ihn tatsächlich stehlen?«
    »Ich leihe mir den Schädel nur vorübergehend aus. Bis ich eine Entscheidung getroffen habe, gehört er mir. Ich bestimme, was mit Victor geschieht. Nicht Hebert oder Melton oder irgendeine blöde Geheimorganisation. Sollen sie sich meinetwegen alle gegenseitig umbringen. Ich lasse nicht zu, dass sie Victor benutzen, um ihre Pläne durchzuführen.« Sie schaute Galen an. »So spät abends ist die Kirche wahrscheinlich verriegelt.«
    »Wollen Sie mir damit nahe legen, rauszugehen und ein bisschen einzubrechen?«
    »Bei Marie Letaux’ Haus schien Ihnen das nicht schwer zu fallen. Ist die Kirche ein Problem?«
    Galen schüttelte den Kopf. »Was brauchen Sie aus Ihrer Werk statt?«
    »Victor. Mein Werkzeug, die lederne Schädeltasche, die Kiste mit den Glasaugen. Rick ist immer in der Kirche, wenn ich morgens dort ankomme. Falls er dort ist, möchte ich nicht, dass ihm etwas zustößt, Galen.«
    »Ich werde mir Mühe geben, aber er könnte in der Sache mit  drinstecken, wissen Sie.«
    Das wollte sie einfach nicht glauben. »Vielleicht auch nicht.
    Möglicherweise ahnt er überhaupt nichts. Solange wir keinen Beweis für das Gegenteil haben, möchte ich nicht, dass ihm etwas zustößt.«
    »Überlassen Sie es mir zu entscheiden, wohin wir fahren?«
    »Sie sagten, es sei Ihre Aufgabe, mich mit allem zu versorgen, was ich brauche. Also tun Sie Ihre Arbeit.«
    »Den Schädel mitzunehmen ist ein großer Fehler«, sagte Nathan heiser. »Wenn Sie einfach abreisen und untertauchen, wird man vielleicht irgendwann aufhören, nach Ihnen zu suchen. Aber wenn Sie den Schädel mitnehmen, wird man sich an Ihre Fersen heften.
    Die werden vermuten, dass Sie irgendetwas wissen, und sie werden niemals aufgeben. Warum hören Sie nicht auf mich?«
    »Weil wir keinen Beweis dafür haben, dass Sie nicht bloß ein kleiner Provinzreporter mit einem zerbrechlichen Kiefer sind«, sagte Galen.
    Aber Nathans Verzweiflung wirkte ziemlich überzeugend, und  plötzlich spürte Eve, dass sie beinahe von Panik ergriffen wurde.
    »Wir hören ja auf Sie… mit Einschränkung. Deswegen verlassen wir Baton Rouge. Ich packe unsere Sachen, sodass wir abreisefertig sind, sobald Sie zurückkommen, Galen.«
    Nathan seufzte. »Wenn Sie schon keine Vernunft annehmen wol len, kann ich Ihnen ja wenigstens beim Kofferpacken helfen.«
    »Nein, Sie kommen mit mir«, sagte Galen. »Ich lasse Eve nicht allein mit Ihnen im Haus.«
    »Herrgott noch mal, nach allem, was ich Ihnen erzählt habe,  könnten Sie mir doch vertrauen.«
    »Worte sind Schall und Rauch. Vertrauen muss man sich verdienen. Sie werden Gelegenheit dazu erhalten.«
    »Indem ich meinen Hals riskiere und mit Ihnen in die Kirche einbreche?«
    »Zum Beispiel.« Galen schaute Eve über die Schulter hinweg an.
    »Können Sie mit einer Pistole umgehen?«
    »Ja.«
    »In meiner Reisetasche befindet sich eine. Holen Sie sie. Es gefällt mir nicht, Sie allein im Haus zu lassen.«
    »Dann lassen Sie mich bei ihr bleiben, verdammt«, sagte Nathan.
    Galen beachtete ihn nicht. »Los, Eve, bewegen Sie sich. Wenn ich zurückkomme, könnte Eile geboten sein.

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