Knochenfunde
ich mit Toten nichts mehr zu schaffen haben wollen. Aber man tut, was einen antreibt.« Sie warf noch einen letzten Blick auf Victor. »Und mich treibt es jetzt ins Bett, damit ich morgen frühzeitig aufstehen kann.«
»Um wie viel Uhr?« Nathan stand auf. »Ich möchte den großen Augenblick nicht verpassen.«
»Wann immer ich aufwache. Aber ich werde noch ein paar Stun den an ihm arbeiten müssen.«
»Ich werde um sechs zur Stelle sein.« Nathan ging auf die Treppe zu. Dann drehte er sich noch einmal um und schaute Victor an. »Sind Sie sicher, dass ich ihn jetzt noch nicht erkennen würde?«
»Ganz sicher.« Eve folgte ihm die Treppe hinauf. »Und jetzt vergessen Sie ihn und gehen Sie schlafen.«
»Haben Sie von Galen gehört?«
Eve schüttelte den Kopf. »Aber er ist ja erst zwei Tage fort. Er wird sich schon melden, wenn er etwas in Erfahrung gebracht hat.«
Sie schaltete das Licht in der Spülküche aus. »Und morgen, wenn ich mit Victor fertig bin, rufen wir ihn sowieso an.«
Sie warf einen letzten Blick auf die dunklen Umrisse des Schä dels auf dem Arbeitstisch.
Wir haben’s fast geschafft, Victor. Bald wirst du zu Hause sein.
Boca Raton, Florida
23. Oktober
»Es ist die reine Zeitverschwendung«, sagte Jennings zu Rusk am Telefon. »Ich habe mit den Agenten in unserem Büro in Miami gesprochen, und es gibt nicht den leisesten Hinweis darauf, dass sich hier irgendwas abspielt außer Drogenhandel, Betrügereien und Geldwäscherei. Ich glaube, ich werde mit der nächsten Maschine zurückkommen.«
»Wenn Sie sich ganz sicher sind.« Rusk klang enttäuscht. »Ich hatte gehofft, Sie würden ein bisschen Glück haben.« Er legte auf.
Er hätte mehr als Glück gebraucht, dachte Jennings. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaute aus dem Hotelfenster auf den graublauen Atlantik hinaus. Oberflächlich betrachtet war hier alles kleinstädtisch. Vielleicht sah es unter der Oberfläche aber nicht anders aus. Es gab nichts, was auch nur annähernd so grässlich war wie der Anthrax-Skandal.
Wie er Rusk bereits erklärt hatte, war sein Aufenthalt hier reine Zeitverschwendung. Er hatte nichts erreicht. Am besten, er kehrte nach Washington zurück und versuchte, einen anderen Ansatzpunkt zu finden.
Aber warum wurde er das Gefühl nicht los, dass er etwas übersehen hatte?
Also gut. Ein letzter Versuch.
Er schlug die Mappe mit den Informationen über Bently und den Cabal auf, die Quinn ihm gegeben hatte. Daneben legte er den Block mit den Notizen, die er sich seit seiner Ankunft in Boca Raton gemacht hatte.
Eine Viertelstunde später erstarrte er.
Verdammter Mist.
Das kleine Mädchen ähnelt Eve Duncan ein wenig, dachte Galen, als er Jane mit ihrem Hund durch den Park laufen sah. Seltsam. Er wusste, dass die beiden nicht miteinander verwandt waren, aber das Mädchen hatte fast dieselbe rotbraune Haarfarbe wie Eve. Sie war allerdings nicht so argwöhnisch wie ihre Adoptivmutter. Es war schon der zweite Nachmittag, den er im Park verbrachte und sie beobachtete, aber sie hatte nur Augen für ihren Hund.
»Sie erinnert mich ein bisschen an meine Tochter. Meine Cindy ist in ihrem Alter.« Hughes setzte sich neben Galen auf die Bank.
»Hübsches Mädchen.«
»Ja.« Galen sah zu, wie Jane einen Stock aufhob und ihn warf, damit Toby ihn fangen konnte. »Kein Zeichen von Hebert?«
»Nein. Vielleicht sind Sie auf der falschen Fährte.« Plötzlich lachte er in sich hinein. »Wie dieser kleine Hund. Der weiß anscheinend nicht, dass er sich auf einen Stock konzentrieren muss und nicht auf den ganzen Park.«
»Vielleicht irre ich mich.« Aber Galen glaubte das nicht. »Treibt sich irgendjemand in der Nähe des Hauses herum?«
»Nein. Wir haben alle Fahrzeuge in der näheren Umgebung ü berprüft und ein paar Leute befragt, die so aussahen, als hätten sie dort nichts zu suchen. Aber alle, die wir in der Straße angetroffen haben, wohnen auch da.« Er grinste. »Da ist sie wieder, rennt schon wieder hinter ihrem Hund her. Schlagen Sie lieber Ihre Zeitung auf.«
Ihrem Hund auf den Fersen kam Jane fast direkt auf sie zugelaufen. Galen hob das Atlanta Journal Constitution vors Gesicht.
»Wer sind Sie?«
Als er die Zeitung senkte, stand Jane vor ihnen.
»Wie bitte?«
»Was ist los?« Das Kind sah ihm angriffslustig in die Augen.
»Warum beobachten Sie mich?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Lügen Sie nicht. Sie sind schon seit zwei Tagen hier. Sind Sie ein Polizist in Zivil, wie Joe?
Weitere Kostenlose Bücher