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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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vermutete, dass die Farben wegen des unzureichenden Lichts so gedämpft wirkten. Die meisten Illustrationen stellten offensichtlich phantasievolle Geschöpfe dar, mythologische Wesen in merkwürdigen Zusammensetzungen – eine Schlange mit dem Kopf eines Löwen, einen schwerfälligen Bären mit einem Hühnerschnabel, eine hochaufragende Giraffe mit acht Beinen und einem deutlich hervorstehendem Paar gebogener Stoßzähne. Alle Kreaturen waren in jenem primitiven, aber eindringlichen mittelalterlichen Stil gezeichnet, den Carter in einigen von Beth’ Lehrbüchern aus ihrer Zeit als Doktorandin am Courtauld Institute of Art in London gesehen hatte.
    »Schnüffler«, sagte sie, als sie auf Strümpfen in die Küche getapst kam.
    »Du hast mich erwischt.«
    Sie ließ sich auf seinen Schoß plumpsen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tischkante.
    »Sieht so aus, als wollten sie, dass du von zu Hause aus arbeitest.«
    »Mrs Cabot hat das heute Morgen durch einen Boten bringen lassen.« Beth trug zum Sweatshirt passende Hosen und hatte ihre Haare rasch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Was will sie denn von dir?«, fragte Carter unschuldig.
    Sie lächelte. »Hast du nicht zuerst den Brief gelesen?«
    Carter lachte. »Also gut. Und wann sollst du Mr Geheimnisvoll treffen? Das hat sie nicht erwähnt.«
    »Wer weiß? Wann immer er sich bequemt vorbeizukommen.«
    »Sieht nach einem ziemlich interessanten Projekt aus.«
    Sie kuschelte sich enger an ihn. »Finde ich auch. Es sieht aus, als sei es eines der ältesten und am besten erhaltenen Bestiarien, die je entdeckt wurden. Ich kann es kaum abwarten, es in die Finger zu bekommen.«
    »Und ich kann es nicht abwarten, dich in die Finger zu bekommen«, sagte Carter und schlang seine Arme um sie. Sie roch nach Seife und Shampoo und Milch, eine Kombination, von der er nie gedacht hätte, dass sie so berauschend sein könnte. »Weißt du, jetzt, wo der Prinz schläft …«, flüsterte er vielsagend und strich mit der Hand vorne über ihr Sweatshirt.
    »Und die Königin so wund ist«, sagte sie, nahm seine Hand fort und küsste die Fingerknöchel. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, und während Carter sie festhielt, fiel sein Blick auf ein Foto, das umgedreht auf dem Tisch lag. Er streckte die Hand aus, um es umzudrehen, und erblickte etwas, das er zunächst für einen wunderschön beleuchteten Pfau hielt. Er hatte den Kopf zur Seite gedreht und die Schwanzfedern zu einem Rad aufgefächert, doch anders als alle anderen Pfauen, die Carter je gesehen hatte, war dieser hier hellrot. Etwas unverkennbar Bedrohliches schien von ihm auszugehen. Die Augen glühten wie Rubine, und die Krallen wirkten so scharf und rau wie Dornen. Carter fühlte sich weniger an ein dekoratives Geschöpf erinnert, als vielmehr an einen prähistorischen Raubvogel.

2. Kapitel
    Das Veterans Administration Hospital lag direkt am Wilshire Boulevard, doch die meisten Autofahrer nahmen niemals Notiz davon. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, auf die Ausfahrt zum 405er-Freeway zu achten, weshalb der Verkehr an dieser Stelle immer ein Albtraum war, selbst für die Verhältnisse in L. A.
    Das Krankenhaus hatte eine eigene Ausfahrt, und jedes Mal, wenn Greer auf sie einbog, fühlte er sich klein und unbedeutend. Wenn sein ramponierter Mustang Cabrio die Schlange der anderen Wagen verließ, spürte er jedes Mal aufs Neue seine Verletzungen. Die ganzen Bastarde, die vorbeifuhren, hatten keine Ahnung von den Schmerzen, die er durchgemacht hatte, und den Wunden, die er davongetragen hatte, weil er für sein Land im Irak gekämpft hatte. Es war so verdammt bequem, einfach vorbeizufahren, im Mercedes oder SUV, dabei ins Handy zu quasseln und keinen Gedanken an Kerle wie ihn zu verschwenden, die sich aufgeopfert hatten.
    Und wofür? Das war die große Frage, die ihn mehr Nächte wach gehalten hatte, als er zählen konnte.
    Inzwischen kannte er die Routine des Kriegsveteranenministeriums in- und auswendig. Er parkte den Wagen auf einem der wenigen Plätze, die überhaupt etwas Schatten boten, und meldete sich beim Wachmann an. Wie jedes Mal, wenn er herkam, verlangte der auch heute, dass er seinen Berechtigungsnachweis vorzeigte, was nur eine weitere Masche der Armee war, damit man das Ding behielt. Schließlich humpelte er den Flur entlang zur Klinik für Physiotherapie.
    Die meisten anderen Patienten hier drin kannte er. Da war Gruber, der bei einer Sprengfalle in Tikrit beide Hände verloren hatte,

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