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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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so fuhr er dennoch fort, als wüsste er, dass sie am Ende zum Schweigen gebracht würden. In den Wüstenpalästen, die seine Familie nicht nur im heutigen Irak, sondern auch in anderen abgelegenen Regionen des Nahen Ostens besessen hatte, waren die Tiere sorgfältig gehütet und gezüchtet worden, »insbesondere im sogenannten Leeren Viertel, der Wüste im Süden Saudi-Arabiens«. Doch mit all den geopolitischen Veränderungen in der Region, »und natürlich dem Aufstieg Saddam Husseins, wurde die Situation allmählich unhaltbar«. Die Familie al-Kalli schloss einen Waffenstillstand mit dem Diktator, der viele Jahre Bestand hatte, am Ende jedoch von Saddam aufgekündigt wurde, angetrieben von seiner Habsucht und der Gier nach endgültiger und unangefochtener Macht. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, spielte al-Kalli auf eine Katastrophe an, die über seine Familie hereinbrach, und einen plötzlichen, kostspieligen Exodus. »Was ich vom Bestiarium retten konnte, habe ich gerettet. Aber Sie werden es bald selbst sehen können.«
    »Warum?«, fragte Carter. »Warum ich?«
    »Wer sonst auf der Welt könnte so ein Wunder begreifen und würdigen?«
    Carter fühlte sich geschmeichelt, war aber immer noch unsicher, was er davon halten sollte.
    »Doch ich sehe schon«, sagte al-Kalli, »dass ich Sie zuerst davon überzeugen muss, dass ich nicht verrückt bin.«
    Carter hielt es für unnötig, zu protestieren.
    »Ich weiß, was Sie denken. Mir erginge es genauso.« Er ließ den Zigarettenstummel auf den Kies fallen und trat ihn mit dem Fuß aus. »Also, wollen Sie die Beweise sehen?«
    Jakob und Captain Greer unterhielten sich vor den Türen zum Hangar – oder Zoo, wie Carter unvermittelt dachte. Er schaute zu den beiden hinüber und wog seine Alternativen ab. Er könnte nein sagen, aber in was für eine Lage würde er sich damit bringen? Al-Kalli könnte der Ansicht sein, bereits einiges aufs Spiel gesetzt zu haben, und würde in Carter womöglich eine Bedrohung sehen. Und ganz gewiss würde er Beth damit keinen Gefallen tun, deren Zugriffsmöglichkeit auf Edens wilde Tiere womöglich eingeschränkt oder gar ganz aufgehoben würde. Auf der anderen Seite würde er sich in gewisser Weise zu al-Kallis Komplizen machen, falls er seine Einladung annähme – und der Mann erweckte nicht den Eindruck, als ließe er einen so einfach wieder aus einem Deal aussteigen.
    Al-Kalli wartete, und aus der Ferne hörte Carter den kreischenden Schrei eines Pfaus. Vielleicht war das die Erklärung, und al-Kalli hielt die Pfauen für Phönixe. Womöglich hatte er ein Krokodil in seinem Zoo und glaubte, es wäre eine Sphinx. Vielleicht hatte er ein schneeweißes Pferd und nannte es ein Einhorn. Vielleicht war das alles nichts weiter als eine langgehegte Familienillusion, und Carter brauchte, sobald er diese verschlossenen Türen passiert hatte, nichts weiter zu tun, als Erstaunen zu mimen und zu schwören, das Geheimnis bis in alle Ewigkeit zu bewahren. Das dürfte ja wohl nicht weiter schwer sein.
    Und wenn er ganz aufrichtig mit sich war, dann würde es seiner nagenden Neugier sehr entgegenkommen, die Wahrheit zu wissen. Er kam sich vor wie in einem Märchen. Was verbarg sich in Ali Babas Felsenhöhle?
    »Okay, die Wette gilt«, sagte Carter mit einer Unbekümmertheit, die er nicht empfand.
    Al-Kalli nickte Jakob und Greer zu, und während er mit Carter auf die Anlage zuging, schwangen die Tore sanft auf, als hätte tatsächlich jemand geflüstert: »Sesam, öffne dich!«
    Als Carter eintrat, ließen leistungsstarke Ventilatoren über ihren Köpfen die Kleidung um seinen Körper flattern. Seine Haare fühlten sich an, als würden tausend Finger zugleich sie durcheinanderbringen. Die Luft, die ausgestoßen wurde, roch kräftig nach Moschus, Fell und Dung. Sobald sie alle drinnen waren, schwangen die Tore hinter ihnen wieder zu.
    Jakob und Greer hielten sich etwas abseits, während Carter die Anlage auf sich wirken ließ. Al-Kalli stand direkt hinter ihm und flüsterte: »Kein Wort, nicht einmal zu Ihrer Frau, über das, was Sie heute Abend hier sehen.«
    Im ersten Moment nahm Carter nur die unglaubliche Größe und die Ausmaße des Gebäudes wahr. Die Decke musste mindestens dreißig Meter hoch sein, und direkt darunter hing an schweren Ketten ein strohbedeckter Adlerhorst. Er war wie eine riesige flache Schüssel geformt, und jetzt begann er hin- und herzuschwingen, als hätte sich gerade etwas von dem Hochsitz abgestoßen. Carter suchte

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