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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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überraschen.
    Auf einer Lichtung steuerte Jakob den Wagen bis auf wenige Meter an eine riesige Doppeltür heran, dann hielt er an. Er blieb sitzen, ebenso wie Captain Greer, doch al-Kalli stieg aus und winkte Carter, ihm zu folgen. Er ging los und zog dabei ein goldenes Zigarettenetui aus der Brusttasche seiner Anzugjacke. Er hielt es Carter hin, der jedoch ablehnte.
    »Natürlich haben Sie recht«, sagte al-Kalli und zündete sich trotzdem eine an. »Es ist eine scheußliche Angewohnheit, aber ich kann sie nicht ganz aufgeben. Und diese hier werden exklusiv für mich in Tanger hergestellt.«
    Er zog an der Zigarette, seine Augen wurden schmal, ohne dass er indes den Blick von Carter abwendete. Dann atmete er aus, und der wohlriechende Rauch, der weniger nach Tabak als nach Nelken und Zimt roch, zog spiralförmig über ihren Köpfen nach oben. »Ich bete darum, dass ich nicht bereuen werde, was ich im Begriff bin zu tun.«
    Zuerst dachte Carter, er würde einen Witz machen. Meinte er damit die Zigarette? Doch dann empfand er unvermittelt einen kalten Schauder. Al-Kalli sprach von etwas anderem, und er scherzte nicht.
    »Dann sollten Sie es vielleicht bleibenlassen«, erwiderte Carter. »Warum das Risiko eingehen?«
    »Weil ich irgendjemandem vertrauen muss. Und ich glaube, Ihnen kann ich vertrauen.«
    Warum er das glaubte, nachdem sie alles in allem nicht länger als ein paar Stunden zusammen verbracht hatten, war Carter ein Rätsel. Und er hatte immer noch keinen Schimmer, was al-Kalli vorhatte.
    »Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, dürfen Sie keinem Menschen weitererzählen. Was ich Ihnen zeigen werde, dürfen Sie niemand anders zeigen. Es sei denn, ich gestatte es Ihnen ausdrücklich. Zunächst einmal, ist das klar?«
    Carter hasste es, etwas so Vagem zuzustimmen, und al-Kalli bemerkte sein Zaudern. »Bitte haben Sie keine Angst, ich betreibe keinen Mädchenhändlerring und plane auch keinen Terrorangriff. Im Gegenteil, niemand schuldet diesem Land mehr, als ich es tue. Aber werden Sie mir Ihr Wort geben, von Gentleman zu Gentleman?«
    »Ja«, erwiderte Carter. Widerwillig musste er zugeben, dass seine Neugier geweckt war.
    Al-Kalli nickte, dann zog er ein weiteres Mal an der Zigarette. »Sie werden es nicht bereuen«, sagte er. »Im Gegenteil, Sie werden dankbar sein, dass Sie zugestimmt haben.«
    Carter bezweifelte das, doch er hielt den Mund und wartete ab.
    »Wie Sie gleich sehen werden, besitze ich die bemerkenswerteste Sammlung der Welt.«
    Sammlung von was?
    »Kommen Sie ein Stück mit mir.«
    Während sie im Schatten der Bäume den gewundenen Kiesweg entlangschlenderten, erhaschte Carter hier und da einen Blick auf die glitzernden Lichter der Stadt, weit, weit unter ihnen in der Ferne. Er war froh, dass er die Lichter sah, denn sie verankerten ihn in der Realität, als al-Kalli ihm eine Geschichte erzählte, die zu phantastisch war, um sie zu glauben. Eine Geschichte, die er, wenn irgendjemand sonst versucht hätte, sie ihm weiszumachen, auf der Stelle als Unfug abgetan hätte. Doch da sie von al-Kalli kam, musste er sie ernst nehmen – trotzdem konnte er sie unmöglich glauben.
    Seit undenklichen Zeiten, erklärte al-Kalli, besaß seine Familie eine Menagerie. Oder, wie er es nannte, ein Bestiarium.
    »Beth hat mir von Edens wilde Tiere erzählt. Sie sagt, es sei die erstaunlichste Bilderhandschrift, die sie je gesehen hat.«
    Al-Kalli blieb stehen. »Ich spreche nicht von dem Buch. Es ist ein echtes Bestiarium. Das Buch ist lediglich ein … Leitfaden.«
    Carter war verwirrt. Soweit er wusste, wurden in den Bildern und Texten des Buchs so phantastische Geschöpfe beschrieben wie Greife, Gorgonen, Phönixe und Basilisken. Mittelalterliche Erfindungen, allegorische Motive. Was erzählte al-Kalli da? Besaß er einen Haufen armer mutierter Tiere, zweiköpfige Kälber, dreibeinige Ponys und andere unglückliche Kreaturen, die er aus Wanderzirkussen gerettet hatte?
    »Die Tiere in meiner Obhut existieren nirgendwo sonst. Sie existieren seit Äonen nicht mehr, wenn man den gängigen Lehren glaubt.« Er schnaubte. »Wenn man den gängigen Lehren glaubt, haben die meisten von ihnen nie existiert.«
    Zum ersten Mal begann Carter an al-Kallis geistiger Gesundheit zu zweifeln. Und an seiner eigenen Sicherheit. Machte er im Mondschein einen Spaziergang in Gesellschaft eines geisteskranken Milliardärs, mit zwei angeheuerten Gangstern in einem Golfcart ganz in der Nähe?
    Falls al-Kalli seine Zweifel spürte,

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