Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
einen Termin«, sagte Greer. Durch die Glaswände des Therapieraums sah er, wie Indira sich um Mariani in seinem Rollstuhl kümmerte. Er wollte mit ihr reden, er musste mit ihr reden. Eine Zeitlang sind die Dinge nicht so gut gelaufen, aber jetzt bekam er sein Leben wieder in den Griff, und das wollte er ihr erzählen. Er wollte es jemandem erzählen, dem es nicht egal war.
»Nein, den haben Sie nicht«, blaffte der Wachposten und trat hinter seinem halbrunden Tresen hervor, hinter dem er gesessen hatte. »Sie biegen hier vorne links ab und melden sich beim Arzt. Letzte Tür am Ende des Flurs, Captain .«
Diese Scheißkerle brachten ihn noch um. Der Typ trug eine Uniform, aber Greer war verdammt sicher, dass er nicht die geringsten Kampfspuren daran finden würde. Er schaute noch einmal in den Therapieraum und stellte fest, dass Indira zu ihm hinaussah. Er hob einen Finger und formte mit den Lippen: »Bin gleich wieder da!«, dann ging er den Flur hinunter.
Der Arzt, Dr. Frank Foster, sah aus, als sei er in noch schlechterer Verfassung als seine Patienten. Ein magerer Typ, der schielte und dessen blasses Gesicht von einem glänzenden Schweißfilm bedeckt war, obwohl die Klimaanlage ausgezeichnet funktionierte. Er hatte den kaninchenartigen Gesichtsausdruck eines Rauchers, der überlegte, wann und wo er sich gefahrlos eine anstecken konnte. Greer setzte darauf, dass sein Gefühl ihn nicht trog, holte seine Zigaretten raus und bot ihm eine an.
»Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Dr. Foster, doch sein Blick verweilte den Bruchteil einer Sekunde zu lange auf dem Päckchen. »In diesem Gebäude ist Rauchen verboten. Sie sollten ohnehin besser damit aufhören. Stecken Sie sie wieder ein.«
Greer schob sie zurück in seine Tasche und versuchte, es sich auf dem harten Plastikstuhl so bequem wie möglich zu machen. Er war körpergerecht geformt, doch ganz eindeutig nicht für ihn. Sosehr er auch in Versuchung war, zu fragen, was los war, wusste er doch genug über das Militär und das Protokoll, um den Mund zu halten und nur die Informationen preiszugeben, die er nicht mehr geheim halten konnte.
Dr. Foster drehte sich mit seinem Stuhl um, zog einen braunen Aktenordner aus dem Stapel hinter sich und klatschte ihn vor sich auf den unordentlichen Schreibtisch. Inmitten des ganzen Chaos entdeckte Greer ein verräterisches Päckchen Streichhölzer. Von irgendwo hörte er den blechernen Klang eines billigen Radios, das klassische Musik spielte, möglicherweise aus einer der Schreibtischschubladen.
»Wir haben ein paar Korrekturen an Ihrer Kartei vorgenommen«, sagte Dr. Foster, »angesichts einiger neuer Informationen, die wir erhalten haben.«
Neue Informationen, wollte Greer fragen, was für neue Informationen? Aber er sagte nichts.
Foster blätterte erneut durch ein paar Seiten und sagte: »Wie lange sind Sie schon medikamentenabhängig?«
Greer schwieg.
»Und welche Medikamente nehmen Sie zurzeit?« Er blickte erwartungsvoll auf, mit erhobenem Stift, und wartete darauf, dass Captain Greer ihm sein Herz ausschüttete. »Nun?«
»In der Klinik wird doch alles protokolliert, oder?«, sagte Greer. »Fragen Sie meine Therapeutin, Indira Singh, was ich verschrieben bekomme habe.«
»Wir wissen, was man Ihnen verschrieben hat. Aber wir verfügen über Informationen, die vermuten lassen, dass Sie zusätzlich noch andere, nicht verschriebene Medikamente konsumieren. Wenn Sie von Medikamenten abhängig sind, wenn Sie Probleme haben, die den Verlauf Ihrer Behandlung hier beeinflussen könnten, dann müssen wir das wissen.«
»Woher wollen Sie überhaupt etwas darüber wissen? Von wem?«
»Ich bin weder befugt, diese Information preiszugeben, noch ist es von Belang. Alles, was zählt, ist die Frage, ob es stimmt oder nicht.«
»Es stimmt nicht«, sagte Greer. »Okay? Damit ist die Sache erledigt.«
»Arbeiten Sie zurzeit?«
Die Frage kam aus heiterem Himmel. »Wieso?«
Foster zuckte die Achseln. »Wir müssen die Akte immer auf dem neuesten Stand halten, besonders, falls Ihr neuer Arbeitgeber Zuschüsse zu einer privaten Krankenversicherung anbietet. Wir sind hier, um Veteranen zu helfen, Captain Greer, aber wir sehen es auch gerne, wenn die Veteranen versuchen, sich selbst zu helfen.«
Langsam roch Greer den Braten.
»Also, haben Sie zurzeit einen Job, und wenn ja, wo?«
Einen ziemlich fetten Braten. Greer musste sich schnell überlegen, wie er seinen Kopf aus der Schlinge bekam. Wie immer lautete sein
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