Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
erster Impuls, zu lügen, und er sah keinen Grund, jetzt von dieser Gewohnheit abzuweichen. »Nein.« Er hatte zwar vor, es Indira zu erzählen, aber er würde sie bitten, es für sich zu behalten.
Der schielende Dr. Foster starrte ihn lediglich ausdruckslos an. Ob seine Augen wohl ausreichend synchron waren, oder sah er zwei verschiedene Bilder? »Sie sind nicht in letzter Zeit als Sicherheitsbevollmächtigter engagiert worden?«
Greer lachte, als hätte er noch nie so etwas Absurdes gehört. »Ja klar, ein Krüppel mit einem schlechten Bein, ohne Erfahrung und ohne Referenzen. Wo soll ich denn angeblich arbeiten? Bei einer Bank? Oder am besten gleich in Fort Knox?«
»Wir sehen es gar nicht gerne, wenn Berichte gefälscht werden, Captain Greer. Falls es sich herausstellt, dass Sie Neuigkeiten zurückhalten oder uns sogar falsch informieren, kann und wird das Kriegsveteranenministerium Maßnahmen ergreifen.«
»Ich würde auch nichts anderes erwarten.«
»Die Akte ist noch nicht geschlossen«, sagte Dr. Foster und ließ den Ordner demonstrativ offen auf dem Tisch liegen. »Ich rate Ihnen, uns über die Entwicklungen in Ihrem Leben auf dem Laufenden zu halten, sowohl in medizinischer als auch beruflicher Hinsicht.«
»Das werde ich«, sagte Greer und begann, sich von dem Stuhl hochzuhieven, »aber ich muss jetzt zu meiner Therapie.«
»Ihre Therapie muss heute warten.« Dr. Foster riss ein perforiertes Formular mit einer Reihe von schwarzen Kästchen ab und sagte: »Geben Sie das im ersten Stock am Haupttresen ab.« Greer sah, dass eine Menge Kästchen angekreuzt waren – für Urinprobe, Blutwerte und so weiter. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu merken, worum es hier ging.
»Wir sind nicht hier, um Sie zu bestrafen«, sagte Dr. Foster mit der ganzen Überzeugungskraft, die man aufbringen musste, um eine Sehtafel laut vorzulesen. »Wir wollen Ihnen helfen.«
»Es geht mir schon viel besser«, erwiderte Greer.
Draußen auf dem Flur stopfte er das Formular in seine Hosentasche. Es brachte nichts, die Tests heute zu machen, wo ihm mindestens drei verbotene Substanzen einfielen, die gerade in seinem Blut kreisten. Und um seinen Blutdruck stand es gerade auch nicht zum Besten. Alles, woran er denken konnte, war, Sadowski zu finden, diesen verdammten Spitzel, und ihn umzubringen. War es diesem Schwachkopf nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, dass Greer ebenfalls jede Menge gegen ihn in der Hand hatte? Er konnte nicht mehr dafür sorgen, dass er bei Silver Bear rausflog, das hatte ja bereits jemand anders erledigt. Aber wie war das mit seinem Waffenarsenal und diesen obergeheimen Söhnen der Freiheit? Was war noch mal ihr Plan? Bestimmt würden die Jungs vom FBI gerne mehr darüber erfahren. Greer hatte das Gefühl, dass sie für die nächste Zukunft irgendetwas planten. Dieser markierte Stadtplan im Blue Bayou, die neuen Rekruten, das Treffen, an dem er auf Sadowskis Drängen hin teilgenommen hatte. Irgendwas war da im Gange, und so wie Greer Sadowski und seinen Mentor, diesen Burt Pitt, kannte, würde es ziemlich dumm sein, ziemlich zerstörerisch und todsicher ziemlich gewalttätig.
Aber darum würde er sich später kümmern. Im Moment hatte er noch was mit Indira zu klären. Die Chancen standen verdammt schlecht, dass er ihr noch einmal ein Rezept abschwatzen konnte. Greer war sich sicher, dass sein Name auf irgendeiner internen Schwarzen Liste stand, aber vielleicht lohnte sich ein letzter Versuch. Außerdem wollte er immer noch mit ihr reden. Sie war so ziemlich der einzige ehrliche Mensch, den er kannte, vielleicht die Einzige, die ihm die Sache mit dem neuen Job glauben und nicht nur denken würde, dass er Schwachsinn erzählte.
Leise schlich Greer hinter dem Empfangstresen vorbei, wo der Wachposten den Eingang beobachtete, und betrat den Therapieraum. Indira hatte Marianis Rollstuhl zu einem Tisch geschoben, wo sie ihn diese Handklammern drücken ließ, mit denen gemessen wurde, wie kräftig man zupacken konnte. Es war eines der wenigen Dinge, bei denen Greer immer noch richtig gut war. Jetzt drückte Mariani eine Klammer, und Indira blickte auf das Messgerät, um das Ergebnis zu notieren. Greer stellte sich einfach daneben und wartete darauf, dass sie fertig wurde.
Ein Neuer, oder zumindest jemand, den Greer noch nie gesehen hatte, taumelte mit einer Prothese am linken Fuß auf einem Laufband herum. Er trug Kopfhörer und eine Baseballkappe der Yankees. Als er eine Hand von der
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