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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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handelte. »Im Moment würde ich auf ein Exemplar der Familie der Machairodontinae tippen.«
    »Ein was?«, fragte Rosalie.
    »Miranda«, warf Carter ihr den Ball zu. »Kannst du das beantworten?«
    Miranda biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir das an der Uni durchgenommen haben.«
    »Was, wenn ich sage, dass es wahrscheinlich ein Smilodon fatalis ist?«, half Carter ihr auf die Sprünge.
    »Oh, das kenne ich«, rief sie. »Das ist eine Säbelzahnkatze!« Claude versuchte, mit teerverklebten Händen zu applaudieren, und Miranda lachte. »Den Namen habe ich mir gemerkt, weil ich mir dabei immer einen Smiley mit Katzenohren vorstelle.«
    »Aber woher weißt du, ob es nicht irgendeine andere Katze ist, ein Homotherium oder Xenosmilus zum Beispiel?«, fragte Claude. Er hatte sich eine Menge Wissen über Paläontologie angelesen, und Carter wusste, dass er seine Kenntnisse gern auf die Probe stellte.
    »Ich weiß es nicht«, gab Carter zu, »nicht mit Sicherheit.« Er bohrte seine Finger ein Stückchen tiefer in den Teer. »Aber irgendetwas sagt mir, dass ich gerade das Os hyoideum berühre. Die Tatsache, dass die Säbelzahnkatzen ein Zungenbein hatten, verrät uns, dass sie wie Löwen brüllen konnten.« Zusammen mit den Wölfen gehörten sie zu den am häufigsten geborgenen Fossilien an dieser Ausgrabungsstätte. Es waren erbarmungslose Killer mit besonders kräftigen Vorderläufen, mit denen sie ihre Beute festhielten, während die gewaltigen Reißzähne den Rest erledigten. Während allgemein angenommen wurde, dass die Urzeit-Katzen ihre Opfer töteten, indem sie ihnen in den Hals bissen und diesen brachen, glaubte Carter, dass sie es in Wirklichkeit vorzogen, von unten anzugreifen, den weichen Bauch ihres Opfers aufzureißen und dann geduldig zu warten, bis das Tier am Blutverlust verendete, ehe sie sich über die Überreste hermachten. In den La Brea Tar Pits hatte man mehr als siebenhundert Schädel von Säbelzahnkatzen gefunden, und nur zwei von ihnen wiesen abgebrochene Zähne mit starken Abnutzungsspuren auf. Wenn die Katzen sich auf die harten und muskulösen Hälse anderer Tiere gestürzt hätten, so folgerte Carter, hätten sie auf mehr abgebrochene und fehlende Zähne stoßen müssen.
    Bis jetzt stand er mit dieser Meinung fast allein da, doch er hoffte, in Kürze einen Aufsatz beenden zu können, in dem er seine Einschätzung ausführlich darlegte.
    »Und was ist mit meinem Fund?«, fragte Rosalie. »Was habe ich?«
    In Momenten wie diesen kam Carter sich ein bisschen vor wie ein Grundschullehrer mit einem Haufen eifriger Schüler, die sich alle beim Lehrer einschmeicheln wollten. Doch er wusste auch, dass das ein Teil der Abmachung war: Im Gegenzug dafür, dass sie unentgeltlich halfen, die Pampe aus der Grube zu schaufeln, versprach man Leuten wie Claude, Rosalie und Miranda eine Art Privatseminar mit einem echten Wissenschaftler.
    »Ich glaube, es ist ein Teil einer Gliedmaße«, wagte Rosalie eine Prognose, und damit sie nicht von Claude ausgestochen wurde, fügte sie hinzu: »Möglicherweise ein Femur .«
    Carter bezweifelte, dass sie in der Lage wäre, einen Oberschenkelknochen von einem Stoßzahn zu unterscheiden, doch er würde nie etwas sagen, das ihre Begeisterung dämpfen könnte. Er stand auf und ging vorsichtig zu ihrem Quadranten hinüber, wobei er die fleckige, klumpige Oberfläche der Grube musterte. Sie sah tatsächlich ungewöhnlich uneben aus. Obwohl sich nichts rührte bis auf eine gelegentliche Methanblase, die allmählich aufstieg und schließlich platzte, wirkte der Teer aufgewühlt. Er fragte sich, ob sein kleines Team auf einen besonderen Fund gestoßen war, auf die Überreste eines Fressrauschs ungewöhnlichen Ausmaßes.
    »Es liegt etwa fünfzehn Zentimeter von hier aus weg und ungefähr genauso tief«, sagte Rosalie und ließ sich auf die Fersen zurücksinken. Sie trug ein schmutziges kariertes Hemd und eine grüne Hose, die aussah, als hätte sie sie einfach in Höhe der Schenkel abgeschnitten. »Du kannst es nicht verfehlen.«
    Erneut kniete Carter sich hin. Er war groß und hatte lange Arme, was ihm eine große Reichweite, manchmal allerdings auch ein unsicheres Gleichgewicht bescherte. Gelegentlich kam er sich vor wie ein Kran, der hoch über einer Baustelle aufragte. Jetzt steckte er seine Hand in den Teer, der sich mit einem hörbaren Glucksen teilte. Er schob die Hand tiefer. Bis jetzt konnte er nichts ertasten.
    »Weiter links«, sagte

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