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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Geräusch. Die Kiste war noch immer mit riesigen rostigen Haken verschlossen. Auf den ersten Blick schätzte Beth, dass allein die Kiste, ähnlich einigen anderen, die sie gesehen hatte, mindestens tausend Jahre alt sein musste.
    Schweigend trat Jakob zurück und baute sich in der offenen Tür auf, während al-Kalli sich an Beth wandte. »Wie ich versprochen habe«, sagte er und schüttelte ihr über den Schreibtisch hinweg die Hand. Seine Haut war glatt und trocken wie Seide. Er nahm auf einem der Besuchersessel Platz, wobei er sorgfältig darauf achtete, die Hosenbeine an den Knien anzuheben. Zu Beth’ Überraschung nahm Mrs Cabot den Sessel neben ihm in Beschlag.
    »Ich wollte sehen, wo mein kostbarer Schatz landet«, sagte er und sah sich prüfend im Büro um. »Hier arbeiten Sie?«
    »Unter anderem«, erwiderte Beth und setzte sich ebenfalls. »Die Forschungsbibliothek befindet sich im Institut direkt gegenüber auf der anderen Seite des Platzes. Die Restaurationsarbeiten werden im sogenannten East Building erledigt.«
    »So viele verschiedene Gebäude«, stellte al-Kalli fest.
    »Ja«, bestätigte Beth. »Das Getty wirkt am Anfang etwas verwirrend.« Sie erinnerte sich noch gut an ihre ersten Tage hier, als sie lernen musste, wo sich in dieser Anhäufung von Galerien und Pavillons, die zusammen den ausgedehnten Gebäudekomplex bildeten, die verschiedenen Sammlungen befanden.
    »Aber Edens wilde Tiere «, sagte al-Kalli, »wird diese Anhöhe niemals verlassen?«
    Mit seinem englischen Akzent hörte er sich für Beth an wie Rex Harrison auf ihrem alten My fair Lady -Album. »Nein, es wird immer hier oben bleiben«, sagte sie. »Sicher und wohlbehalten.«
    Er schien zufriedengestellt, und Beth konnte ihre aufrichtige Erregung nicht länger verbergen.
    »Darf ich?«, sagte sie und deutete auf die geschlossenen, aber unverriegelten Haken.
    »Ich dachte schon, Sie würden nie fragen«, erwiderte al-Kalli mit einem leisen Lächeln.
    Beth öffnete die Haken, wobei ein paar Rostflocken auf den sauberen Schreibtisch rieselten, und hob den Deckel an. Die Kiste maß fast ein mal ein Meter, und das Innere war mit muffigem, ausgedünntem rotem Samt ausgelegt. Die Kiste musste eine Spezialanfertigung sein, denn in der Mitte lag, sorgfältig geborgen und ganz für sich, das auserlesenste Buch, das sie je gesehen hatte.
    Und sie hatte Hunderte davon gesehen.
    Sie hielt inne, nicht gewillt, es jetzt schon zu berühren, und al-Kalli registrierte ihr Staunen mit Vergnügen.
    »Sie dürfen es herausnehmen«, sagte er.
    Beth sagte immer noch nichts. Voller Ehrfurcht griff sie in die Kiste, um das Kunstwerk herauszuholen. Es war ebenfalls sehr schwer, und das war auch kein Wunder. Als sie es nahm und ins Licht hielt, meinte sie mindestens fünfzehn Kilo in den Händen zu halten. Der phantastisch gearbeitete und mit Edelsteinen besetzte Einband blitzte und glänzte, als sei er glücklich, wieder betrachtet und bewundert zu werden.
    Jakob trat schweigend vor und nahm die Kiste an sich, damit sie nicht im Weg lag, und Beth legte das Buch wieder ab.
    Die Einbände der meisten Handschriften dieser Art waren aus Leder oder Pergament, doch dieser hier war um ein Vielfaches kostbarer. Er bestand aus Elfenbein. Elefantenelfenbein. Kein Walknochen oder Nashorn-Horn. Elfenbein. Beinahe weiß und fein gemasert, war es in früheren Zeiten eines der kostbarsten Materialien gewesen. Der einzige Einband, den Beth je gesehen hatte, dessen Schönheit auch nur annähernd an diesen heranreichte, hatte einst den Melisande-Psalter geschmückt, der Melisande, der Gattin des Grafen von Anjou, gehört hatte. Dieser war seinem Schwiegervater nachgefolgt, um im zwölften Jahrhundert König von Jerusalem zu werden.
    Doch dieser Einband hier übertraf den anderen bei weitem. Der Psalter war mit Granaten und Türkisen verziert gewesen; Edens wilde Tiere hingegen mit dunkelblauen Saphiren und glitzernden Rubinen. Sie verzierten die Beschläge an den vier Ecken des Einbands, ebenso die Ränder der sechs Medaillons, die den Großteil des Einbands bildeten. Jedes Medaillon enthielt die atemberaubend detailreiche Schnitzarbeit eines Fabelwesens. Greife, Gorgonen, Drachen. Beth würde sie genauer untersuchen müssen, um mit Bestimmtheit sagen zu können, was genau jedes von ihnen darstellen sollte. Genau in der Mitte, im größten Medaillon, dessen Rand von einer ebenfalls geschnitzten Schlange gebildet wurde, war ein Vogel zu sehen, der einem Pfau sehr ähnlich sah,

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