Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
angestrahlt, und eine Frau mit schwarzen, kurzen, glatten Haaren wand sich in einem Stringtanga um die Stange. Greer brauchte einen Moment, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, dann sah er, dass es Ginger Lee war, Sadowskis Freundin. Sie war zur Hälfte Chinesin oder Koreanerin oder so was, und Greer fragte sich immer, wie das mit Sadowskis allgemeinen Vorbehalten gegenüber jedem Nichtweißen zusammenpasste.
An der Bar zapfte Zeke gerade ein Bier, doch als er Greer erspähte, nickte er und kam als Nächstes zu ihm.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte er.
»Mach mir einen Jack Daniels, einen doppelten«, sagte Greer, »und ein paar Teile von dem, was ich letztes Mal hatte.«
»Wie viele Teile?«
Greer schielte in seine Brieftasche und sagte: »Für’n Hunni.«
Zeke schenkte den Drink ein, drückte ihm das in Alufolie gewickelte Päckchen in die Hand und sagte: »Mein Team hat letzte Woche das Halbfinale gewonnen.«
»Cool.« Zeke war ein hochgewachsener blonder Volleyballspieler, der nur so lange hinter der Bar stand und dealte, bis er mit Volleyball das große Geld verdiente.
»Yeah, du solltest zum Finale kommen. Wir spielen unten am Strand von Santa Monica.«
»Mach ich.«
»Echt, du solltest mal rausgehen, du musst mal an die Sonne. Man braucht Sonnenlicht, um Vitamin D zu produzieren, und Vitamin D ist gut für die Knochen.«
Das war vielleicht ein Abend, dachte Greer. Jeder schien sich nur um sein Wohlergehen zu sorgen. »Ist Sadowski hier?«
»Ich hab’ ihn nicht gesehen.« Jemand bestellte laut einen Black Russian, und Zeke machte sich wieder an die Arbeit. Greer drehte sich auf seinem Hocker um, so dass er den Laufsteg sehen konnte. Ginger hing jetzt kopfüber, die Füße in den schwarzen High Heels um die Stange geschlungen. Wie machte sie das bloß? Die Musik spielte dröhnend 1999 von Prince, und die Bühne war mit fest zusammengeknüllten Dollarnoten übersät. Greer wusste, wie das lief: Man wollte sich großzügig zeigen, aber lieber nicht zu viel ausgeben, also faltete man die Geldscheine zusammen. Man warf dem Mädchen einen Einer, hier und da vielleicht einen Fünfer zu und hoffte, dass es erst merkte, wie wenig es war, nachdem es einem ein wenig persönliche Zuwendung geschenkt hatte.
Greer war inzwischen angenehm berauscht, und vielleicht war das genau das, was er brauchte. Persönliche Zuwendung.
Er nippte an seinem Drink und dachte an Indira. Das führte doch zu nichts, wie war er bloß auf den Trichter gekommen? Dann dachte er an Ginger, die sich jetzt vorbeugte, um die herumliegenden Geldscheine einzusammeln, und schließlich, als ein anderes Mädchen in rot-weiß-blauem Bikini rauskam, dachte er wieder an al-Kalli. Und wie er ihn dazu bringen könnte, zu zahlen.
»Hi, Derek«, sagte Ginger und ließ sich auf den Barhocker neben ihm nieder. Er hatte sie gar nicht kommen sehen.
»Hast du meine Show gesehen?«, fragte sie.
»Das meiste davon.« Sie trug ein paillettenbesetztes Bustier und ein knappes schwarzes Höschen.
»Wie findest du die neue Musik?«
»Prince ist alt.«
»Ich meine, es ist eine neue Musik für meine Vorstellung. Ich glaube, viele von diesen Typen mögen Oldies.«
Greer überlegte, wie alt Ginger sein mochte – neunzehn, zwanzig? »Vielleicht kommst du damit ja groß raus.« In ihrem knappen Outfit sah sie schon mal gut aus. Was fand sie bloß an Sadowski?
»Möchtest du mir einen Drink kaufen?«
Greer schnaubte. »Warum nimmst du dafür nicht die Kröten, die du gerade eingesammelt hast?«
Sie gab Zeke ein Zeichen, und er brachte ihr ein Glas mit etwas Grünem.
»Stan ist nicht hier«, sagte sie.
»Das habe ich auch schon gemerkt.«
»Er kommt erst später vorbei. Wenn seine Schicht zu Ende ist.«
Wenn Sadowski nur nicht so ein Idiot wäre! Dann hätte Greer jemanden, mit dem er die al-Kalli-Sache besprechen könnte. Doch wie er Sadowski kannte, würde er glatt vorschlagen, den Typ zu entführen, um Lösegeld zu erpressen.
»Soll ich für dich tanzen?«, fragte sie und deutete mit einem Kopfnicken zum Blue Room weiter hinten, in dem die Mädchen privat für einen Gast tanzen konnten.
Greer musterte sie. »Und was ist mit Stan?«
»Was soll mit ihm sein? Ihm ist das egal.« Sie leckte den Rand ihres Glases ab. »Seine einzige Regel lautet, dass der Mann weiß sein muss.«
»Und was sagt der Geschäftsführer dazu?«, fragte Greer und sah sich um. Etwa die Hälfte der Männer blieben hinter diesem hohen Standard
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