Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
wohl als Nächstes, dachte Carter – dass wir uns maskieren sollen?
Kaum hatte er das klimatisierte Museumsgebäude verlassen, wurde das Stampfen der Trommeln lauter. Es war ein weiterer qualvoll heißer, trockener Tag, und in der Grube würde es noch einmal mindestens fünf Grad heißer sein. Außerdem fand er keinen großen Gefallen an der Arbeit, die dort auf ihn wartete.
Als er am Tümpel mit schwarzem Asphalt in der Nähe des Museumseingangs vorbeiging, wo die lebensgroßen Nachbildungen einer Mastodontenfamilie standen, rief ihm jemand: »Grabräuber!« zu. Was für ein Grab? dachte Carter. Der La-Brea-Mann war einen schrecklichen und vermutlich einsamen Tod gestorben. Entweder hatte er im Teer festgesteckt und war langsam verdurstet, oder er war von Raubtieren in Stücke gerissen worden, die anschließend wahrscheinlich ebenfalls gestorben waren. Soweit irgendjemand wissen konnte, war er vielleicht sogar ganz glücklich, endlich gefunden zu werden.
Das L. A. Police Department hatte Absperrgitter aufgestellt, die es Besuchern erlaubten, das Museum zu betreten und wieder zu verlassen, jedoch jeglichen Zugang zu dem parkähnlichen Gelände, in dem sich die Pit 91 befand, verwehrte. Carter musste seinen offiziellen laminierten Ausweis vorzeigen, der an einer Kordel um seinen Hals hing, ehe der Cop an der Absperrung ihn passieren ließ.
Von hier aus sah die Grube aus wie ein Triageplatz. Dort, wo normalerweise nur der Container mit den Duschen und Umkleideräumen stand, parkten nun mehrere Wagen, in denen die Arbeit der Behörden koordiniert wurde, Presseanfragen abgearbeitet und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit erledigt wurde. Ein Gerichtsmediziner war die ganze Zeit anwesend, um zu gewährleisten, dass die Leiche des Mystery Man mit Samthandschuhen angefasst wurde, falls sie irgendwann einmal gefunden wurde. Für Carters Geschmack war das alles etwas zu viel des Guten.
Unten in der Grube waren etwa ein Dutzend Arbeiter am Werk, von denen keiner zu seinem üblichen Team gehörte. Rosalie und Claude waren auf absehbare Zeit vom Dienst freigestellt, und sogar Miranda, das Paradebeispiel einer unternehmungslustigen UCLA-Absolventin, war stillschweigend verbannt worden. Jetzt waren dort Postdoktoranden der Paläontologie zugange, und selbst ein oder zwei emeritierte Professoren, die wussten, wie viel Sorgfalt und Mühe jetzt aufgewendet werden mussten, um den La-Brea-Mann zu bergen. Diese heikle, hochqualifizierte Aufgabe war schon unter den besten Voraussetzungen nur schwer umzusetzen, doch jetzt war es nahezu unmöglich. Feuerwehrmänner, Cops und Gerichtsmediziner sahen ihnen über die Schulter, und Bergungsteams versuchten herauszufinden, wie sie den benachbarten Quadranten ausbaggern konnten, um das jüngste Opfer zu bergen.
Sobald Carter die Leiter, die in die Grube führte, betreten hatte, sah er, dass es keine Neuigkeiten gab. Das Team aus San Bernardino hatte eine Konstruktion aus Seilen und Flaschenzügen errichtet, und ihr Generator stand wackelig auf einem der hölzernen Stege. Der Maschinist war schweißnass und hatte sich bis auf ein blaues SBFD-T-Shirt und eine Arbeitshose mit Hosenträgern ausgezogen. Carter wurde ganz elend zumute, wenn er daran dachte, welchen Schaden die ganze Ausrüstung an den noch unentdeckten Funden in diesem Bereich der Grube anrichten konnte.
Der Maschinist blickte zu Carter hoch, und es hatte den Anschein, als wüsste er, wer Carter war. Daran würde Carter sich gewöhnen müssen, dass die Leute ihn erkannten, obwohl er ihnen nie begegnet war. »Bisher noch nichts«, rief ihm der Mann über das Dröhnen des Motors zu.
Carter nickte.
In mehreren benachbarten Abschnitten des Rasters knieten und hockten Männer und Frauen mit Unmengen Werkzeugen und Utensilien um sie herum. Die meisten arbeiteten mit Meißeln, Handpickeln und steifen Pinseln, um die Teile des Fossils zu isolieren, die bereits aufgetaucht waren. An den Stellen, die bereits vollkommen frei waren, passten andere bereits vorsichtig die in Gips getränkten Leinenstreifen an. Sobald der Gips getrocknet war, konnte das Fossil geborgen und, hoffentlich intakt, ins Labor gebracht werden, wo die feineren Arbeiten erledigt wurden.
Ein paar der Arbeiter blickten auf, als Carter näher kam, doch mit Hüten, Stirnbändern und Schutzbrillen auf den Nasen war es schwierig, sie zu erkennen. Seinen Freund Del würde er allerdings immer herauspicken können. Ein Mann mittleren Alters mit einer Mähne aus
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