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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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höher, und jetzt konnte Carter erkennen, dass es sich um einen Fuß handelte. In einer Art Schuh.
    Einem Mokassin.
    Der Feuerwehrmann sah Carter an, der sagte: »Machen Sie weiter.«
    Eine weitere Zacke hatte sich offensichtlich in Geronimos Hosensaum verhakt.
    Nach und nach tauchte der Leichnam auf. Der Teer schien sich nach oben zu strecken und ihn festzuhalten, bis zur letzten möglichen Sekunde, ehe er ihn endlich losließ und in die Grube zurücktropfte. Der Leichnam hing jetzt kopfüber wie ein geschlachtetes Tier an einem Fleischerhaken und glänzte schwarz vom Kopf bis zu den Zehen. Die Arme hingen schlaff in der fransenbesetzten Wildlederjacke. Träge drehte sich der Leichnam am Haken, bis Carter das Gesicht auf Augenhöhe sehen konnte.
    Geronimos langer schwarzer Zopf hatte einen Knoten am Ende und hing wie ein Ausrufungszeichen gerade nach unten bis zur Oberfläche der Grube. Sein Gesicht war vollständig vom Teer bedeckt, der nur langsam von der Haut zu rutschen und tropfen begann. Während Carter wie gelähmt zusah, tauchten langsam die Gesichtszüge des Mannes auf. Das Kinn, die Nase, die Wangen. Der heiße Teer glänzte in der späten Sonne.
    Bis auf das Winseln des Generators war in der Grube kein Geräusch zu hören. Jeder war von dem entsetzlichen Anblick verstummt.
    Gerade als der Feuerwehrmann sich vorbeugte, um den baumelnden Leichnam über den Bohlenweg zu ziehen, lief noch mehr Teer vom Gesicht, und die festversiegelten Augen kamen langsam zum Vorschein.
    Carter musste an die schlitzförmigen Augen einer Mumie denken.
    Und dann, vielleicht aufgrund der Zugkraft des herabrinnenden Teers, oder möglicherweise allein aufgrund der Schwerkraft, öffneten sich die Lider.
    In dem geschwärzten, schlaffen und stummen Gesicht wirkte das Weiß der Augen wie Lichtblitze. Carter sah Geronimo direkt ins Gesicht. Unwillkürlich hatte er das merkwürdige Gefühl, ihm das schuldig zu sein.
    Und während er dort stand, in der erstickenden Enge der Grube, lief ihm unvermittelt ein eiskalter Schauder über den Rücken. Er wusste, dass es unmöglich war, völlig ausgeschlossen, doch es schien, als ob Geronimo seinen Blick erwiderte, selbst jetzt noch.

18. Kapitel
    »Autsch!«, sagte Greer, »das tut weh!«
    Indira legte das Bein langsam auf dem Tisch ab. »Sie dürfen Ihre Übungen zu Hause nicht vernachlässigen.«
    Wie oft hatte er das schon gehört? Dabei hatte er das Bein doch in letzter Zeit echt nicht geschont.
    »Vielleicht sollten wir eine Ultraschallbehandlung machen«, schlug sie vor.
    »Genau, Ultraschall«, sagte Greer. »Das ist immer gut.«
    Ehrlich gesagt, konnte er nicht sagen, ob das Zeug jemals irgendetwas bewirkt hatte. Aber es tat nicht weh, was auf jeden Fall dafür sprach, und er musste dabei selbst keine Übungen machen, was ein weiterer Vorteil war.
    Zuerst holte Indira ein paar heiße Packungen und wickelte das Bein darin ein, während Greer flach auf dem Tisch lag. Er wusste, dass er irgendetwas sagen sollte, dass da eine Menge im Raum hing, aber er wusste einfach nicht, wie er anfangen sollte. Indiras Gefühle waren verletzt, das merkte er, auch ohne zu fragen. Wahrscheinlich fragte sie sich, warum er nach ihrem ersten »Date«, wenn man es so nennen wollte, nie wieder vorgeschlagen hatte, sie könnten zusammen ausgehen.
    Aber Herrgott, war sie etwa nicht dabei gewesen? Es war ein Fehler gewesen, von Anfang an, und Indira hatte sich benommen, als wäre es überhaupt kein Date. Und dann diese Demütigung im Restaurant, als diese Frau über seinen Fuß gestolpert war und Indira sich zu seiner Verteidigerin aufgeschwungen hatte … verfluchter Mist, glaubte sie wirklich, irgendein Mann würde das noch einmal erleben wollen?
    »Danke noch mal«, sagte er, als sie sich über das Bein beugte und das heiße Handtuch feststopfte.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass Sie neulich mit mir ausgegangen sind.«
    Selbst bei ihrer kupferfarbenen Haut meinte er zu erkennen, wie sie leicht errötete. Mist, vielleicht hätte er es einfach auf sich beruhen lassen sollen. Schließlich hatte sie sich ihm nicht gerade an den Hals geworfen oder so. O Mann, er wurde aus Frauen einfach nicht schlau.
    »Ich habe es gern gemacht«, sagte sie, ohne ihm in die Augen zu schauen. »So, in zehn Minuten bin ich wieder da für die Ultraschallbehandlung.« Sie stellte die Uhr ein, und er wandte den Kopf um, um zu sehen, wohin sie so unvermittelt verschwand. Mariani hatte einige Probleme, mit seinem Rollstuhl aus einer engen

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