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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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verhaftet?«
    »Thomas Svekla. Ein ganz übler Kunde. Zweier Morde angeklagt, verurteilt für einen.« Ryan schüttelte angewidert den Kopf. »Er hat sein Opfer in eine Eishockeytasche gestopft und sie von High Level nach Fort Saskatchewan gefahren.«
    »Wenigstens hat man ihn geschnappt.«
    »Es heißt, dass es mehr als einen Täter gibt.«
    »Dann kann’s also sein, dass irgendwo noch so ein Ungeheuer frei herumläuft?«
    »Eins oder mehrere.«
    Ryans Augen wirkten dunkel und besorgt. Und zu intensiv blau, um echt zu sein.
    »Aber wenn Annaliese Ruben letzten Sonntag in Saint-Hyacinthe entbunden hat, dann lebt sie offensichtlich noch«, sagte ich.
    »Und ermordet Babys.«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Wer außer der Mutter würde hintereinander drei Neugeborene töten? Und warum ist sie verschwunden?«
    »Was hast du jetzt vor?«
    »Ralph Trees das Foto vorlegen. Mal sehen, ob diese Ruben unsere Amy Roberts/Alma Rogers/Alva Rodriguez ist.«
    »Und dann?«
    »Sie finden und einbuchten.«
    Ich entschied mich für Pad Thai aus dem Bangkok im Le Faubourg an der Rue Sainte-Catherine. Die Schlange war kurz, und ich war spät dran.
    Im Gründungsjahr 1924 war das St. Mary’s Hospital nicht mehr als eine Fünfundvierzig-Betten-Geschichte im Shaugnessy House, das jetzt das Canadian Center for Architecture ist. Ein Jahrzehnt später zog es um in die Avenue Lacombe im Viertel Côte-des-Neiges, von centre-ville aus gesehen hinter dem Berg. Heute ist das alte Mädchen eine sich über viele Trakte erstreckende Institution mit 316 Patientenbetten und einem Personal, das in Forschung und Lehre aktiv ist.
    Parken war ähnlich schwierig wie heute Morgen. Um zehn vor neun löste sich endlich ein Auto aus der Bordsteinschlange an der Rue Jean-Brillant. Ich schoss in die Lücke, packte meine Sachen und rannte los.
    In der Gegend war für neun Uhr abends an einem Dienstag noch erstaunlich viel los. Autos füllten die Straßen, Fußgänger trotteten über die Bürgersteige – Einkäufer mit Plastiktaschen in den Händen; Krankenbesucher auf dem Heimweg; Studenten mit Rucksäcken von der Université de Montréal oder dem Collège Notre-Dame.
    St. Mary’s gehört nicht zu Quebecs architektonischen Juwelen. Das Hauptgebäude ist ein vielgeschossiger Beton-und Backsteinkasten mit einem burgähnlichen Turm in der Mitte. Ich schlängelte mich zum Eingang und schob mich durch die Glastüren.
    Die Lobby war so gut wie verlassen. Ein alter Mann saß mit ausgestreckten Beinen da, das Kinn auf der Brust, und schnarchte leise. Eine erschöpft aussehende Frau schob einen Kinderwagen endlos im Kreis herum. Zwei Pfleger diskutierten über die gedruckte Anweisung eines Arztes oder eine Speisekarte oder ein Rezept für Linsensuppe.
    LaManche stand am hinteren Ende der Lobby vor einer Aufzugbatterie. Pomier stand, Henkeltaschen in den Händen, neben ihm. Bei ihnen war ein großer Mann mit Drahtgestellbrille, Dr. Leclerc, wie ich vermutete.
    Als ich zu dem Trio kam, spreizte Leclerc die Beine und verschränkte die Arme vor der Brust, sodass er eher aussah wie ein Türsteher als ein Arzt.
    »Wie viele denn noch?« Leclercs Französisch klang nach steinernen Wasserspeiern und arrondissements. Ich vermutete, dass er nicht aus dieser Weltgegend kam.
    »Jetzt sind wir komplett«, sagte LaManche.
    »Ich muss um äußerste Diskretion bitten.«
    »Natürlich.«
    Leclerc schüttelte den Kopf und schüttelte ihn weiter, während er mehrmals den Aufzugsknopf drückte. Als endlich eine Tür aufging, trat ich als Erste ein und ging ganz nach hinten. Während wir nach oben fuhren, schaute ich mir unseren Gastgeber näher an.
    Leclercs dünne, braune Haare waren militärisch präzise gescheitelt. Sein Labormantel war blendend weiß, seine Khakis so scharf gebügelt, dass man sich daran hätte schneiden können. Ich vermutete, dass Flexibilität nicht gerade seine Stärke war.
    Als die Tür aufging, führte Leclerc uns einen hochglanzgefliesten Korridor entlang zu einem Röntgenraum, der an den im LSJML erinnerte. Ein Unterschied: Im Wilfrid-Derome gab es keine Umkleidekabinen. Unsere Patienten kamen und gingen nackt.
    Durch ein Fenster sah ich eine Frau neben einer Maschine sitzen, die aussah wie ein großer, quadratischer Donut mit einer schmalen Pritsche, die aus dem Loch herausragte. Da sie Laborkluft trug, nahm ich an, dass sie Radiologieschwester oder Technikerin war.
    »Mrs. Tong wird Ihnen assistieren. Ich habe ihr« – Leclercs rechter Mundwinkel zuckte, als

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