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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hatte.
    Ryan ging weg, um sich Koffein zu besorgen. Oder um sich eine anzustecken. Obwohl er die Zigaretten vor einem Jahr aufgegeben hatte, roch ich in letzter Zeit wieder Rauch in seiner Kleidung und seinen Haaren. Das zusammen mit seiner untypischen Verdrießlichkeit bedeutete, dass er sehr, sehr nervös war.
    Wir schoben eben schmuddeliges Einwickelpapier in fettfleckige Tüten, als Ollies Handy summte. Während er den Anruf entgegennahm, ging ich zu einem überquellenden Abfalleimer und stopfte unseren beträchtlichen Beitrag in die Sammlung.
    Als ich in die Sitznische zurückkehrte, sah Ollie aus wie ein Junge, der sein entlaufenes Hündchen nach sehr langer Suche wiedergefunden hat.
    »Forex ist in einer Bar drüben in der Nähe des Coliseum.«
    »Ist Ruben bei ihr?«
    »Sie ist allein. Und sie arbeitet.«
    »Was meinst du … Überraschungsbesuch?«
    »Wenn wir während der Arbeitszeit vorbeischauen, ist sie vielleicht gesprächiger.«
    Wir grinsten beide, dann ging ich auf die Tür zu. Auf halbem Weg spürte ich eine Hand an meinem Arm. Ich drehte mich um.
    Ollie machte ein Gesicht, wie Männer es haben, wenn sie gleich den Macho spielen.
    »Denkst du oft an« – er deutete von seiner Brust zu meiner – »uns?«
    »Nie.«
    »Natürlich tust du das.«
    »Es gab kein« – ich malte Anführungszeichen in die Luft – »uns.«
    »Wir hatten doch eine verdammt gute Zeit.«
    »Du warst ein ziemliches Arschloch.«
    »Ich war jung.«
    »Und jetzt bist du ein weiser, alter Mann.«
    »Menschen ändern sich.«
    »Hast du eine Freundin, Ollie?«
    »Im Augenblick nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Habe die Richtige noch nicht gefunden.«
    »Die Liebe deines Lebens.«
    Ollie zuckte die Achseln.
    »Wir sollten gehen«, sagte ich.
    »Ich will Detective Du-mich-auch nicht warten lassen.«
    »Was soll jetzt das heißen?«
    »Der Kerl ist nicht die beste Gesellschaft.«
    »Du provozierst ihn absichtlich.«
    »Er ist ein Arschloch.«
    »Ollie.« Ich durchbohrte ihn mit einem Blick, der ihm sagte, dass ich es ernst meinte. »Hast du mit Detective Ryan über« – ich ahmte seine Geste nach – »uns gesprochen?«
    »Vielleicht habe ich erwähnt, dass ich dich kenne.« Das Flackern in seinen Augen verriet mir alles.
    »Du prinzipienloser Mistkerl.«
    Bevor ich etwas dagegen tun konnte, zog Ollie mich an sich und drückte mich an seine Brust. »Wenn wir diesen Fall abgeschlossen haben, dann wirst du mich wollen, das weißt du«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich drückte mit beiden Handflächen gegen seine Brust und löste mich von ihm. »Da wird nichts draus.«
    Dann wirbelte ich angewidert herum.
    Ryan wartete vor der Tür und starrte durch die Fensterscheibe. Im grellen Neonlicht wirkte sein Gesicht müde und eingefallen.
    Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Da ich nicht wusste, wie viel er gesehen hatte, zeigte ich ihm den hochgereckten Daumen und grinste breit. Gute Nachrichten.
    Als Ryan in den Schatten trat, wirkte sein Gesicht so straff gespannt, als wäre es auf die Knochen gemalt.

10
    Ollie saß am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz. Ryan saß hinten.
    Leichter Regen hatte eingesetzt. Während wir durch die Stadt fuhren, glitt ein Kaleidoskop aus verwischten Farben und Schatten an meinem Fenster vorbei. Die Wischer pendelten wie langsame Metronome über die Windschutzscheibe.
    Nach zehn Minuten bog Ollie in eine Straße ein, an der sich Bars, Stripclubs und Fast-Food-Läden drängten, alle hell erleuchtet und geöffnet. Neonsplitter funkelten auf dem Bürgersteig und spritzten auf Schilder, Autos und Taxis.
    Ein paar kleine Geschäfte wetteiferten um die beste Position: ein Autoteilehändler, eine Pfandleihe, ein Schnapsladen. Die Fenster waren dunkel und vergittert.
    Einige Männer in Sweatshirts und Windjacken bewegten sich, die Köpfe gesenkt, die Schultern hochgezogen, in beide Richtungen. Hier und dort standen Raucher in Eingängen und ertrugen Wind und Nässe für ihre nächste Nikotindosis.
    Vor einem zweistöckigen Backsteinbau mit der Aufschrift XXX Adult Store auf der einen Seite fuhr Ollie an den Bordstein. Neben der weltgrößten Sammlung von Filmen und Fotos bot der Laden auch vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche Peepshows für fünfundzwanzig Cent pro Minute an.
    »Hier findet man, was das Herz begehrt, wenn man es bezahlen kann.« Ollie deutete auf das schmuddelige Panorama um uns herum. »Drogen. Frauen. Jungs. Waffen. Wenn man einen Auftragskiller braucht, findet man den wahrscheinlich

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