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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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abserviert hatte. »Zahl dir deinen Drink selber, Miststück.«
    Mit dieser witzigen Bemerkung schob Stetson sich von seinem Hocker. Aufrecht stehend war er, Hut inklusive, etwa so groß wie ich.
    Ollie wartete, bis Stetson außer Hörweite war. Was nicht lang dauerte. Jetzt sang Stompin’ Tom Connors etwas über eine Sudbury Saturday Night.
    »Wir wollen dir keine Schwierigkeiten machen, Foxy.«
    Forex verdrehte die Augen und schlug die Beine übereinander. Die allerdings spektakulär waren.
    Der Barkeeper kam ein Stück näher, hatte jedoch alles im Auge außer uns.
    Ollie kam sofort zur Sache. »Du hast Annaliese Ruben als vermisst gemeldet.«
    Forex wurde völlig still. Wappnete sie sich für schlechte Nachrichten? Legte sie sich eine Lüge zurecht, um ihre Freundin zu schützen?
    »Alles okay, Foxy?« Der Barkeeper sprach gerade so laut, dass man ihn durch die Musik verstand.
    »Alles gut, Toffer.«
    »Bist du sicher?«
    »Sie ist sicher.« Ollie zeigte ihm seine Marke.
    Toffer verzog sich und musste plötzlich dringend die Bar wischen.
    Aus der Nähe sah ich, dass Forex’ Haare am Ansatz dunkel schimmerten. Die Zähne waren zwar gelblich verfärbt, aber gleichmäßig und völlig gerade, was auf eine Kindheit hindeutete, in der das Familieneinkommen Zahnspangen ermöglicht hatte. Ihre Haut war glatt, das Make-up gekonnt aufgetragen. In diesem Licht hätte sie dreißig oder fünfzig sein können.
    »Wir glauben, dass Ruben in den letzten drei Jahren in Quebec gelebt hat«, fuhr Ollie fort. »Wie es heißt, ist sie jetzt wieder in Edmonton.«
    »Gut. Die kleine Göre hat mich um die letzte Monatsmiete betrogen.«
    Während Ollie Forex befragte, beobachtete ich zwei Männer, die nur wenige Hocker entfernt saßen. Ihre Körpersprache verriet mir, dass sie zuhörten. Einer war groß und kräftig, hatte wilde schwarze Haare und dunkle kleine Augen, die aussahen wie Rosinen. Der andere war kleiner, mit ledernen Bändern an den Handgelenken und Gefängnistattoos auf den Armen.
    »Na komm, Foxy. Du weißt, wo sie ist.« Ollie schien gar nicht zu merken, dass unsere Unterhaltung Interesse auf sich zog. »Sie hat dich angerufen, oder? Hat gefragt, ob sie bei dir übernachten kann?«
    »Ich liebe Frühlingsregen, Sie nicht auch, Sergeant?«
    »Oder hat sie Scar angerufen?«
    »Wen?«
    »Du weißt, wen ich meine.«
    Forex griff nach ihrem Glas und drehte die Eiswürfel darin. Mir fiel auf, dass ihre Finger gut gepflegt und ohne Nikotinflecken waren.
    »Hilf mir weiter, Foxy.«
    »Ruben war zu jung, um auf der Straße zu leben. Ich habe sie aufgenommen. Heißt aber nicht, dass ich ihr die Rechte auf ihre Lebensgeschichte abgekauft habe.«
    Das passte nicht zu der Aussage des Notarztes in Saint-Hyacinthe.
    »Ich dachte, sie ist älter«, sagte ich.
    Forex ließ den Blick langsam zu mir wandern. Einen Augenblick sagte sie nichts. Dann: »Nette Jacke.«
    »Ruben gab ihr Alter mit siebenundzwanzig an.« Ich ließ mich nicht abbringen.
    »Die Kleine war kaum alt genug, um sich die Beine zu rasieren. Hätte in der Schule sein müssen. Aber ich kann verstehen, warum das nichts für sie war.«
    »Und warum?«
    Forex schnaubte. »Sie haben sie gesehen.«
    »Nur ein Bild.«
    »Wir wissen beide, dass sie nicht Amerikas nächstes Topmodell wird.« Die nackte Schulter hob und senkte sich. »Kinder können grausam sein.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Rosinenauge seinen Kumpel mit dem Ellbogen anstieß. Sein Gesicht wirkte eisig grün im Licht eines Neonfrosches, der Let’s party empfahl.
    »Wo wohnte Ruben, bevor sie bei dir einzog?« Ollie schien das Paar weiter unter an der Bar nicht zu bemerken. Ryan allerdings schon. Fast unmerklich neigte er den Kopf nach links. Ich nickte.
    »Was bin ich, ihre Facebook-Freundin?«, sagte Forex.
    »Warum sollte Ruben wegen ihres Alters lügen?«, fragte ich.
    »Himmel.« Forex schaute mich mit übergroßen Augen an. »Warum sollte ein Mädchen auf der Flucht das nur tun?«
    Gute Antwort. Dumme Frage.
    »Auf der Flucht vor was?« Ollie reagierte sofort auf Forex’ Formulierung.
    »Woher soll ich das wissen?« Forex’ Ton deutete an, dass sie sich nicht noch einmal verplappern würde.
    »Wir würden Ruben gern als Erste finden«, sagte Ollie. »Sie davon abbringen, Scar anzurufen.«
    »Hören Sie mir nicht zu? Das Mädchen war nur ein paar Monate bei mir. Ich kannte sie kaum.«
    »Aber du hast sie genug gemocht, um sie als vermisst zu melden.«
    »Ich wollte keinen Ärger.«
    »Ich

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