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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hinaufstieg.
    Ich musste nur dreimal kurz ziehen, dann bewegte sich die Tasche. Dem Gewicht nach war nicht viel darin.
    Ich reichte Ryan die Tasche hinunter, der sie an Ollie weitergab. Dann kehrten wir ins Wohnzimmer zurück. Wasserrauschen hinter der Badtür deutete darauf hin, dass Devereaux noch mit ihrer Morgentoilette beschäftigt war.
    Ollie bedeutete mir, ich solle übernehmen. Ich legte die Henkel der Tasche um und zog den Reißverschluss auf.
    Vier Gegenstände lagen in der Tasche. Eine billige Plastiksonnenbrille mit einem gesprungenen Glas. Eine Schneekugel mit Pandas und Schmetterlingen. Ein rostiger Bic-Rasierer. Ein Paar Sandalen mit Reifensohle, das wahrscheinlich noch aus der Woodstock-Ära stammte.
    »Das macht die Sache einfacher.«
    Ryan und ich schauten Ollie an.
    »Wegen dieser Schmuckstücke wird sie auf keinen Fall zurückkommen.«
    Keiner lachte über Ollies Witz.
    »Was ist mit dem Außenfach?«
    Ich schaute nach. Leer.
    Stumm vor Enttäuschung standen wir alle da, als die Badtür aufging. Wir drehten uns um.
    Devereaux’ Haar war mit Kamm und Haarspray zu einer Hochfrisur aufgetürmt, ihr Gesicht eine Gauguin-Palette aus Farben. Grün-lavendelfarbene Lider. Rosige Wangen. Rote Lippen. Wäre ihre Lage nicht so traurig gewesen, hätte man es lustig finden können.
    Ohne auf uns zu achten, ging Devereaux durchs Zimmer, kniete sich vor die Bettcouch und zog einen Koffer hervor. Mit wütenden Bewegungen fing sie an, Kleidung von den Ablagen und dem Boden hineinzuwerfen. Kein Zusammenlegen oder Aufschichten. Knitterfreies Aussehen war ihr offensichtlich nicht so wichtig.
    Mit gesenkter Stimme berichtete ich Ollie und Ryan, was ich hinter dem Koffer im Wandschrank gesehen hatte.
    »Die Abdeckung lässt sich entfernen?«, fragte Ryan.
    »Ich glaube schon.«
    »Ist vielleicht ein Zugang zu den Rohren im Bad«, sagte Ryan
    »Glaubst du … noch ein totes Baby?« Ollie machte ein grimmiges Gesicht.
    Mein Blick wanderte zu Devereaux. Sie leerte eben eine Kommodenschublade und achtete nicht auf unsere Unterhaltung.
    Ich nickte.
    Wortlos kehrten wir zum Wandschrank zurück. Ollie und ich sahen zu, wie Ryan den Koffer hinter der Kleidung hervorzerrte.
    Die Abdeckung war etwa dreißig Zentimeter im Quadrat und in den Ecken mit Nägeln an der Wand befestigt.
    Mein Blick wanderte durch die Kammer. Blieb an einem Paar orangefarbener Stilettos hängen. Ich nahm einen und gab ihn Ryan.
    Ryan stemmte die Absatzspitze unter die Oberkante der Abdeckung und drückte den Schuh nach oben. Die Nägel lösten sich problemlos aus der Wand.
    Alles genau wie in Saint-Hyacinthe. Ich hielt den Atem an, als Ryan die Finger hinter die Abdeckung schob, nach unten drückte und die Abdeckung von der Wand zog. Die Öffnung klaffte schwarz und unheilschwanger.
    Ollie zog eine Stablampe aus der Tasche. Ryan schaltete sie ein und richtete den Strahl in die Dunkelheit. Wie erwartet, landete das winzige, weiße Oval auf Rohren. Sie waren dunkel und mit ausgefranstem Isoliermaterial umwickelt.
    Ich beobachtete den ovalen Schein. Er wanderte über einen Abluftkamin. Einen Flansch. Nach links über ein horizontal verlaufendes Rohr.
    Rumpelnde Geräusche im Zimmer verrieten mir, dass Devereaux die Küchenschubladen und -schränke leerte.
    Pochen im Ohr verriet mir, dass mein Puls Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte.
    Das Oval wanderte zurück, tastete die rechte Seite ab und schwenkte dann nach unten.
    Sekunden vergingen. Ewigkeiten.
    Und da war es. Eingeklemmt in einer u-förmigen Biegung.
    Mir wurde schlecht.
    Das Handtuch war blau mit einer kleinen Applikation auf einer Seite. Es war fest zusammengerollt, das dicke Ende zeigte in unsere Richtung.
    »Sollen wir den Medical Examiner rufen?«
    Ollie schüttelte den Kopf. »Wir sollten erst mal sichergehen. Will den Doc nicht umsonst herschleifen.«
    Eine Stimme in meinem Kopf wies die brutale Realität dieses Anblicks zurück. Bitte nicht, o Gott, bitte nicht.
    Ryan legte die Taschenlampe auf den Boden und machte mit seinem iPhone ein paar Fotos. Schaute sich die Ergebnisse an. »Im Kasten.«
    Während ich Sachen beiseiteschob, um Platz auf dem Boden zu schaffen, griff Ryan in die Höhlung und zog das Bündel heraus. Beide Männer schauten mich an. Ich kniete mich hin und atmete einmal tief durch.
    Der Stoff war alt und riss sehr leicht. Die Schichten klebten fest aneinander, zusammengehalten von Flüssigkeiten, die längst geronnen und getrocknet waren. Mit zitternden Fingern

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