Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Beobachtungen erklärte, machte Okeke sich Notizen. In seinen riesigen Händen sah das Klemmbrett aus wie ein Spielzeug. »Geschlecht?«
    »Das kann ich nur anhand der Knochen nicht bestimmen.«
    Als Okeke nickte, wellte sich die Schädelhaut über seinem Genick und glättete sich dann wieder.
    »Verletzungen?«
    »Keine«, sagte ich. »Keine Brüche oder Hinweise auf körperlichen Missbrauch.«
    Weitere Notizen. »Todesursache?«
    »Die Knochen und die Röntgenaufnahmen zeigen keinen Hinweis auf Unterernährung, Krankheit oder Fehlbildungen.« Ich dachte an das zusammengeknüllte Toilettenpapier im Hals des Babys aus der Fensterbank. »Keine Einbringungen oder Fremdkörper.«
    »Was ist mit Abstammung?«
    »Die Wangenknochen könnten ziemlich breit gewesen sein, aber bei unverbundenen Knochen ist das schwer zu sagen. Und es kann sein, dass ich auf einem oberen Schneidezahn eine leichte Schaufelform gesehen habe.«
    »Was auf etwas hindeutet, das früher mongolider Rassenhintergrund genannt wurde.«
    »Ja.« Ich berichtete ihm von Simones DNS-Befund für das Baby aus dem Toilettentisch.
    »Dieses Kind könnte also indigen amerikanischer Abstammung sein?«
    »Wenn man davon ausgeht, dass es ein Geschwister oder Halbgeschwister des untersuchten Babys war.«
    »Gibt es irgendeinen Zweifel daran, dass diese Kleinkinder von derselben Mutter stammen?«
    Ich schaute Ryan an. Okeke ebenfalls.
    »Wir haben keine Beweise«, sagte Ryan. »Noch nicht. Aber wir glauben, dass Annaliese Ruben alle vier Babys auf die Welt gebracht hat.«
    »Warum sollte eine Mutter ihre eigenen Kinder töten?«
    Okay. Okeke war noch nicht lange dabei.
    »Kommt vor.«
    Okekes Blick verdüsterte sich. »Wo ist diese Frau jetzt?«
    »Wir suchen nach ihr«, sagte Ryan.
    Okeke wollte eben noch eine Frage stellen, als ein Telefon laut klingelte. »Entschuldigen Sie mich.«
    Vier Schritte brachten Okeke zu einem Schreibtisch neben einem Waschbecken an der Rückwand des Autopsiesaals. Ich hätte für die Strecke mindestens sechs gebraucht.
    Okeke zog einen Handschuh aus, drückte auf einen Knopf und griff zum Hörer. »Ja, Lorna.« Eine Pause. »Im Augenblick ziehe ich es vor, mit niemandem zu sprechen.«
    Lorna sagte etwas. Ich nahm an, es war die Telefonistin, die meinen Anruf weitergeleitet hatte.
    »Wer ist dieser Mann?« Wieder eine Pause, diesmal eine etwas längere. »Woher hat Mr. White diese Information?«
    Während er sich Lornas Antwort anhörte, wanderte Okekes Blick zu mir. »Stellen Sie ihn durch.«
    Lorna tat es.
    »Dr. Okeke.«
    Whites Stimme hatte mehr Druckstärke als Lornas. Das knisternde Nölen drang an Okekes Ohr vorbei.
    »Ich darf diese Information nicht herausgeben, Sir.«
    Das nächste Nölen endete in einem hohen Ton, was auf eine weitere Frage hindeutete.
    »Tut mir leid, das ist vertraulich.«
    Da ich unbedingt mit der Untersuchung fortfahren wollte, ging ich zur Arbeitsfläche, um das Handtuch auszubreiten, in dem das Baby eingewickelt gewesen war. Und täglich grüßt das Murmeltier, alles genau wie in Autopsiesaal vier. Dasselbe behutsame Drehen und Ziehen. Dieselbe Angst, etwas zu beschädigen.
    Ohne auf Okekes Telefongespräch zu achten, schob ich die Finger hinein, hob an, schob tiefer hinein, hob weiter an. Millimeter um Millimeter löste sich der harte Kleister, und die Falten öffneten sich.
    Schließlich lag das Handtuch ausgebreitet auf dem Tisch, nur noch eine Ecke war verklebt. Ich zog sanft daran. Mit einem Geräusch wie ein Klettverschluss lösten sich die Fasern voneinander. Ich schlug die Ecke zurück.
    Ja. Und täglich grüßt das Murmeltier. Diesmal war es kein Beutel mit Sand und kleinen, grünen Kieseln.
    Fest mit dem Gewebe verklebt war ein Fetzen Papier. Mit der Spitze eines behandschuhten Fingers versuchte ich, eine Ecke anzuheben. Nichts rührte sich. Das Ding war mit dem Frottee verschmolzen.
    Ich richtete die Luxo-Lampe auf den Schnipsel und beugte mich darüber. Schriftzeichen waren zu erkennen, Großbuchstaben, schwarz auf blauem Untergrund. Über dem Schriftzug war etwas zu sehen, das ein weißer Rand hätte sein können.
    Ich drehte das Handtuch, um den Schriftzug zu entziffern. LA MONFWI .
    Ich spielte eben mit möglichen Bedeutungen und ergänzte Buchstaben an beiden Enden, als eine Bemerkung Okekes mich abrupt den Kopf heben ließ.
    »Mir wurde gesagt, dass Sie anrufen, weil Sie Informationen zu Annaliese Ruben haben.«
    Ryan schaute zu mir. Seine Brauen hoben sich leicht. Meine

Weitere Kostenlose Bücher